Häufig suchen mich extrem erschöpfte Menschen in meiner Praxis auf. Sie leiden unter Arbeitsüberbelastung und Alltags- oder Beziehungsproblemen. So kündigt sich oft ein Burnout an. Die Vorstufe hiervon nennt sich das Burn-On- Syndrom. Dramatische Warnsignale wie gnadenlose Erschöpfung, Stimmungsschwankungen, Gereiztheit, werden hier ständig ignoriert, da die Leistungsfähigkeit ja immer noch abgerufen werden kann.

Suchtverhalten ist ebenfalls häufig Begleiter, während sich die Libido langsam verabschiedet. Noch ist das Burn-On-Syndrom wissenschaftlich nicht belegt. Dabei beschreibt es durchaus die labile Lebensrealität vieler Menschen, die ständig am Rande einer Erschöpfung larvieren.

 

Grandiose Verdrängungs-Akrobaten leben gefährlich !

Das heißt aber auch, dass Menschen in einem Burn-On-Zustand weiter perfekt funktionieren. Oft einfach bis zum Umfallen, um wieder wacklig Aufzustehen ! Gefühle der Erschöpfung werden  gefährlicherweise zu spät oder gar nicht wahrgenommen. Nicht selten sind Menschen im Burn-On daher auch grandiose Verdrängungs-Akrobaten mit extremem Durchhaltevermögen. Gerade in der Pandemie profitierten Patienten vom Durchhaltewillen des medizinischen Personals. Der Preis ist abgrundtiefe Erschöpfung!

 

Vom Burn-On-Syndrom zur Erschöpfungsdepression bis hin zum Burnout.

Ein typischer Burn-Out ist vergleichbar mit einer negativem Spirale aus Überarbeitung und Erschöpfung, bei gleichzeitig immer  geringerer Leistungsfähigkeit. Befinden sich Menschen dagegen noch in der Vorstufe des Burnout, also in einem Burn-On, arbeiten sie ständig dagegen an. Eine Überstunde folgt auf die andere. Unterschwellige Ängste, vielleicht doch bald nicht mehr zu können, werden über ständige Mehrleistung kompensiert. Die Energie scheint fälschlicherweise hier noch endlos zu sein. Das aber ist ein Irrtum. Experten sprechen hier deutlich von der Gefahr einer chronischen Erschöpfungsdepression, die schließlich zu einem schweren Burnout und monatelangen Krankheits- Ausfällen führen kann.

 

 

 

 

Die Belastungsgrenze wird ständig nach oben verschoben um alles zu schaffen : Burn-On-Gefahr !

Im Zustand eines  Burn-On – als der Burnout-Vorstufe- wird körperliches Erschöpfungserleben und mentale Anspannung nicht zugelassen. Sie werden verdrängt und ständig ignoriert !  Sie dürfen nicht existieren ! Dafür sorgen oft auch eiserne Disziplin und Kontrolle. In einem solchen Burn-On-Zustand vermag sich daher eine Erschöpfung unter dem Diktat der Effizienz hervorragend zeitweilig oder auch länger einrichten.

 

 

Überschneidungen zum Workaholic.

 Natürlich finden sich hier durchaus Überschneidungen zum Workaholic. Hier wird der Faktor : Arbeit selbst zum auslaugenden Suchtmittel. Man kann als Workaholic also gar nicht anderes als ständig zu arbeiten, einfach um im „Flow“ zu bleiben. Allerdings ist ein Workaholic dabei alles andere als effizient. Ein Mensch in einem Burn-On-Zustand ist dagegen meist ziemlich lange effizient. Genaugenommen bis der Bogen überspannt ist und alles in einem Zusammenbruch endet : dem Burnout .

 

Schließlich wird alles zum Belastungsmodus!

Bei einem  Burn-On werden nun allerdings auch Symptome beschrieben, die sich nicht nur auf die Welt der Arbeit und des Jobs beziehen. Das heißt also auch schöne Situationen, wie Freunde einladen oder Geschenke machen, oder die Familie und Freunde treffen oder in Urlaub fahren, fangen nun zusätzlich an ungemein zu stressen. Alles wird zum Belastungsmodus ! Also auch leider solche Dinge und Situationen die ein Gegengewicht zum Job bilden sollten.

Es geht schließlich nur noch um die effiziente Bewältigung des Lebens. Mit Spaß und Entspannung hat das dann nichts mehr zu tun Gerade wenn Familie, Beziehung und Karriere irgendwie zusammen passen müssen. Die Pandemie hat einen nicht unerheblichen Anteil dazu beigetragen, dass Menschen sich im Job und in Beziehungen erschöpfen und gestresst und müde sind. Denn auch die Freizeit wird nun optimiert. Und auch hier wird leider immer hart an der Belastungsgrenze getaktet und organisiert.

 

 

Die Therapie

Da ein Burn-On-Zustand lange unbemerkt bleiben kann, kommen die Menschen oft auch knapp vor einem schwerwiegenden Burnout in die Praxis. Frühzeitiger auf Warnsignale zu reagieren, wäre zwar wünschenswert, aber leider an der Realität vorbei gedacht. Dominiert das Gefühl am Ende aller Kräfte zu sein, können sich zudem depressive Gedanken einschleichen. Nun ist höchste Zeit umzudenken ! Hier ist dann meist eine stationäre, längere Auszeit in einer Fachklinik angesagt, statt eine ambulante Beratung oder Therapie, die dann nachsorgend und begleitend angebracht ist.

Das Wichtigste in der therapeutischen Arbeit mit Menschen in einem Burn-On-Syndrom ist, deren Problembewusstsein zu schärfen. Auch das Thema der Selbstachtsamkeit und tatsächlich auch die Selbstliebe und Schärfung der Selbstwahrnehmung sollte mit einfließen. Die Work-Life-Balance muss zu einem wesentlichen Zukunfts- Thema werden, weil es wichtig ist, das Leben wieder lebenswert zu finden..