Die neue Einsamkeit !

Die neue Einsamkeit !

Oft suchen wir bewusst die Einsamkeit und sind schnell mit unserer emotionalen Instabilität überfordert. Unangenehmes wird einerseits verdrängt und andererseits wird sich abgelenkt. Denn immerhin ist man digital mit allen lose verbunden. Aber nirgendwo so richtig gesehen !? Das ist die neue Einsamkeit pur.

 

 

Fast jeder fühlt sich manchmal alleine und einsam in diesen Pandemiezeiten. Besonders Ältere und kranke Menschen fühlen sich durch Corona extrem isoliert. Singles und Alleinerziehende sind sehr auf sich selbst geworfen. Aber auch desinteressiert-  lieblose Partner in Paar-Beziehungen, leben in ihrem Kokon der digital unterstützten Einsamkeit. Daß die Sexualität, Sinnlichkeit und  Lust darunter leiden, erklärt sich von selbst.

 

Einsamkeit mit Handy im Bett.

 

Und ja, auch Kinder kennen Einsamkeitsgefühle !  Homeschooling, Social Distancing und Homeoffice für die Eltern, belasten schliesslich alle. Ständiges Maskentragen erzeugt inzwischen Überforderung bis Überdruß, bleibt aber unabdingbar. Oft schlägt dazu noch die Depression zu. Wachsende Gewalt und Süchte zählen zu Corona-Begleitern. Die Radikalisierung von Menschen weist darauf hin, daß menschliches Misstrauen nun mal nicht per Dekret abstellbar ist.

 

Einsames Kind langweilt sich.

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Einsam unterwegs in sozialen Netzwerken und der Wahnsinn der Selbstoptimierung !

Gerade junge Leute unter 30 Jahren beider Geschlechter, mit jeder Menge sozialer Kontakte, leiden unter Einsamkeit und großer Langeweile. Und das bei dem zweiten Zuhause auf Instagram- Likes&Co. 

 

Frustriertes einsames und gelangweiltes Paar

 

Ausschlaggebend könnte hier die tatsächliche Gefühls-Qualität der Kontakte sein. Vermutlich auch das Gefühl des eigenen Wertes. Denn ohne ausreichendes Selbstwertgefühl bieten Handy und Tablet eine Welt ab, die wenig Gefühlsicherheit bietet.

Der Wahnsinn der Selbstoptimierung verstärkt diese neue Einsamkeit umso mehr. Denn negative Bewertungen und Kommentare sind gefürchtet und erzeugen viel Druck, Verzweiflung und oft Rückzug und Depression. Corona und die Bedrohung durch immer wieder neue Virus- Mutaten und drohende Lockdowns verstärken diese Entwicklung ungemein.

 

Digitale Entfremdung und Chance.

 

 Dating- Angst und Körpernarzissmus.

Inzwischen weiß man durch etliche Studien, daß eine“Dating-Angst” umgeht. Ein unsicheres, negatives Körper-Selbstbild soll dahinter stecken. Sich selbst insgeheim Abzulehnen und damit falschen Maßstäben nachzuhängen, kann schrecklich einsam machen. Professionell spricht man hier von Körper-Narzissmus, hervorgerufen und schliesslich verstärkt vorallem durch die Sozialen Netzwerke.

Körpernarzissmus ist ein nicht nur weibliches Phänomen. Auch Männer bauen inzwischen an ihren Profilen und faken und bearbeiten, bis ein Ideal erreicht ist. Die Konfrontation mit der Wirklichkeit ist oft für alle Beteiligten desillusionierend. Wegen dieser Wirkungen des digitalen „Wahnsinns“ werde ich inzwischen immer öfter als Coach und Therapeutin angefragt.

 

 

Digitales Mobbing macht einsam !

So kann man in einer Mnschenmenge,auf einer Party oder im vertrauten Kreis von Freunden auch schrecklich allein, einsam, unbeachtet und unsicher fühlen.Es tut einfach weh, nicht genügend bemerkt und selbst digital oft zu wenig gesehen zu werden ! Damit einer neuen Form von Einsamkeit die Türe geöffnet, und zugleich dem belastenden  Thema des ( digitalen ) Mobbings. Was früher auf den Schulhof gehörte, spielt sich heute tagtäglich in radikalster Weise im Netz und auf den Plattformen ab.

Es stellt sich grundsätzliche die Frage, ob Neid, Misstrauen und Einsamkeit die sozialen Folgekosten der digitalen Entwicklung sein müssen? Fakt ist natürlich, dass beispielsweise Riesenstädte Single-Brennpunkte sind. Alle wollen aus diesem Status raus und verabreden sich unablässig. Und zwar mehr oder weniger erfolgreich auf den vielfältigsten Plattformen.

Was allerdings nicht unbedingt Einsamkeit verhindert. Sie wird nur phasenweise unterbrochen, um sich dann wieder zu verstärken. Corona kann insofern auch als Verstärker des Hyperindividualismus und der „neuen“ Einsamkeit gelten.

 

Einsam unter Vielen .

 

 

Das Beste kommt doch vielleicht noch oder auch nie?

Unsere Welt wird digital beherrscht. Umgekehrt glauben wir in einem Trugschluß, sie digital beherrschen zu können. Dabei hat vorallem das Mobiltelefon unsere Kultur schon umfassend verändert. Sie wurde fokussiert, erweitert und gleichzeitig eingeengt.

 

 

Andererseits  scheint mit dem kleinen schwarzen Kästchen ja alles möglich : Das planen und kontrollieren von Essen, Schlaf, Sex und Sport. Auch von Reisebuchungen, Terminen, Einkäufen über Lieferdienste, Videokonferenzen, Babys Schlafverhalten, Eisprung-Bestimmung und Befruchtungsterminen bis hin zum Zocken und Corona-Impfstatus. Und übrigens auch Seitensprünge via Smartphone als Eintrittskarte. Überagitiert und überinformiert kommt keine Ruhe auf, zumal man ja  nichts verpassen möchte : Denn  das Beste kommt  vielleicht doch noch !?

 

 

Lachende Gruppe

 
Ein Leben in ständiger Erwartung und Enttäuschung ?

Ein Lebensentwurf in ständiger Erwartung wird auch von ständiger Enttäuschung und Einsamkeit begleitet.Viele Fragen  stellen sich in diesem Zusammenhang : Wo sind noch Solidarität, Respekt,Verständnis,Mitgefühl und Vertrauen ? Und wo und wann sind noch Takt und Höflichkeit spürbar, wenn Narzissmus immer mehr an Boden gewinnt?

 

Fragmentierung und Vereinzelung der Menschen durch Homeoffice ?

Homeoffice trägt- und das ist kein sozialpsychologisches Geheimnis – zur  Fragmentierung und Vereinzelung der Menschen bei ! Das soziale Miteinander wird aber wesentlich getragen durch das reale, emphatische Erleben eines menschlichen Gegenübers. Die digitalen „Avatare“  bleiben dagegen eine Notlösung !

 

Bindungslos, oberflächlich, effektiv ,  und einsam ?

In dieser neuen, nicht nur schönen, digitalisierten Welt, wird Flexibilität, das Bindungslose, auch das Oberflächliche und vorallem das Effektive idealisiert ! Effektivität durchdringt dabei fast alle Bereiche. Auch in private Beziehungen zieht sie ein. Häufig wird für den Intagramm- Post oder Dating-Plattform mehr inszeniert, statt real gelebt und geliebt. Sehr vieles folgt der Dramaturgie der Aussenwirkung.

 

 

 

 

Verlogene, „schlanke“ Hierachien erzeugen nicht automatisch Nähe, sondern oft ebenfalls Einsamkeit !

Das häufig inzwischen “rabiate” Duzen spiegelt eine schlanke Hierarchie nur vor, die genauso rabiat ihre Interessen durchzusetzen weiß. Nähe und Gleichheit wird suggeriert, die aber in sich zusammen fällt, wenn man die hochgelobte Arbeitskultur mal näher anschaut. Gerade  in Startups existieren weder Personalvertretungen noch ein Betriebsrat. Und damit sind der Selbstausbeutung aus Loyalität – besonders bei jungen Leuten – häufig keine Grenzen gesetzt. Trotz  der als exzellent beschworenen Arbeitskultur ! Ob dies Glaswände waren, die Transparenz und Nähe nachbilden sollten, später als Social Distancing-Garantie nutzbar wurden oder auch Kaffeebar und Snacks auf Firmenkosten für die präsente Mittagspause am Computer, wenn mal kein Homeoffice ist!  Hier wurde eine gefährliche Entwicklung unmittelbar Corona geschuldet. Homeoffice erzeugt inzwischen immer  endlosere  Arbeitszeiten. Auch das Verschwimmen der Grenzen von Freizeit und Arbeitsbereich ist bedenklich!

Da helfen psychologisch betrachtet  hübsch aufgezogene Events – als Wohlfühlveranstaltungen und Identifikationsbasis- nur begrenzt weiter. Bevorzugt wird zudem hierfür das Wochenende, also Freizeit genutzt. Immerhin sollen der soziale Zusammenhalt bekräftigt und nebenbei gutes Marketing gemacht werden. Gleichzeitig werden im Hintergrund ganze Arbeitsbereiche und Stellen coronabedingt geopfert .Kollegen sind dann einfach weg! Diese Unsicherheiten schüren Ängste, Wut, Mißtrauen und Einsamkeit.

 

 

Angst nichts zu verpassen.

 

Mit sich selbst mal gut alleine sein!

Alleinsein kann durchaus etwas Produktives sein. Mit sich selbst mal gut Alleinesein, schafft wieder Kraft und Energie für das soziale Miteinander. So kanalisiert sich das digitale Leben, welches nun mal zu uns gehört, in etwas verdaulichere Bahnen.

Mit jedem klaren Nein zu verstrickenden digitalen und anderen Abhängigkeiten, mit jedem sich Raum für sich selbst nehmen, wird ein Weg bereitet zu unserem wahren, realen Selbst. Alleinsein muß in der Tat nicht heißen einsam zu sein, aber man muß sich selbst auch ( wieder ) aushalten lernen.

 

Fazit

Unsere Welt sollte nicht kampflos der Entsolidarisierung, der  Selbstausbeutung und totalen Digitalisierung überlassen werden. Wer dem entfliehen und etwas grundlegend ändern will, muss sich zunächst einmal selbst ernst nehmen und lieb haben. Und das nicht nur als Vorsatz zum Neuen Jahr !

Um uns herum finden  Umstrukturierung und Rationalisierung durchaus unter dem Label der Pandemie statt ! Klar ist dabei auch, daß der Trend zur Rationalisierung die Werte der Solidarität und Zusammenhalt angreifen und der neuen Einsamkeit noch mehr Raum geben wird.

Vielleicht sollten wir wieder mehr an politischen Maximen festhalten, welche die Vertrauensverhältnisse stärken, statt sie zu sabotieren !?

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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