Instagram oder die Sucht nach Likes und Herzchen.

Instagram oder die Sucht nach Likes und Herzchen.

Natürlich habe ich durch zwei erwachsene Töchter schon vor vielen Jahren meine „Instagram- und WhatsApp-Schulung“ hinter mir. Und ich schätze manches, weil es einfach unkompliziert und praktisch ist. Es ist auch nicht schlecht über manche Influencerin oder Markenbotschafter Bescheid zu wissen, oder mit Youtube,Twitter oder Facebook, oder beruflich mit Linkedin umzugehen. Und Instagram besuche ich wegen hübscher Bilderstorys meiner Kinder und teile fleissig Likes und Herzchen aus. Die Jagd nach Follower, Likes und Herzchen und damit die Sucht nach Aufmerksamkeit kann jedoch auch zur verhängnisvollen Instagramsucht werden. Und um diese Art von Narzissmus geht es in diesem Blog.

 

 

 

Aber das machen doch alle, mal passiv, mal aktiv auf Instagram &Co. ?

Ja, das stimmt ! Diese Selbstinszenierung kennen wir alle ! Aber eben nicht alle werden davon abhängig.

Wenn man jedoch mehr als 2 Stunden täglich auf Instagram verbringt, unzählige Bikinibilder oder Bodybuilder-Fotos beispielsweise von sich selbst macht, ehe man sie einigermaßen (selbst)zufrieden als perfektes Wunsch-Abbild von einem selbst auf Instagram einstellt , um sich dann unmittelbar sofort von wildfremden Menschen anschauen und „bewerten“ zu lassen, hat das bereits Suchtcharakter.Wenn vorallem die Laune und Lebensqualität von den Likes und Herzchenanzahl abhängig ist, dann kann man tatsächlich ebenfalls von einer Instagram Sucht sprechen.

 

 

Betroffene Menschen, welche permanent in sozialen Medien und präferiert in Instagram unterwegs sind, leben in ihrer eigenen narzistischen Welt der permanenten Selbstumdrehung und Selbstbespiegelung und Nabelschau.

Instagram bietet dafür eine hervorragende Plattform. Auch die Welt der geposteten, scheinbar harmlosen Reiseberichte oder Foodfotos, können suchtmässig zu selbstbespiegelnden Lifestyle-Botschaften und zur sozialen, digitalen Instagram- Angeberei mutieren.

 

Grundsätzlich gilt : Je mehr Likes und Herzchen, je schmeichelhafter für das eigene EGO ,was aber ein falsches Selbstwertgefühl vermitteln kann. Unsichtbar sein oder nur grauer Durchschnitt muss also dringend vermieden werden. Die digitale Selbstdarstellung macht auch oft vor intimen Themen nicht halt und breitet sich immer selbstverständlicher in unserer Gesellschaft aus. Wachsender Körper-Narzissmus kann die Folge sein.

 

 

 

Die Konfrontation mit der Realität ist jedoch meist ernüchternd. Nicht gestellte Fotos können daher kaum ausgehalten werden. Die werden sofort gelöscht. Nur das perfekte Foto hat Wert. Denn nur dies schmeichelt dem eigenen Narzissmus.

 

Instagram : Faszination der Selbstinszenierung mit möglichem Sucht- und Voyeurismuspotenzial.

Andere zu beobachten, hat durchaus etwas mit Voyeurismus zu tun, denn es existiert eine Sucht danach, alles im scheinbar total abgefahrenen Leben der coolen Influencer zu kennen und bietet sich als eine Art Ersatzwelt für den eigenen, weniger schillernden, eher grauen Alltag als immer verfügbar an.

 

Narürlich sind Influencer real nicht so cool, wie sie sich gerne darstellen.Vielfach agieren sie aus ihrer kleinen Schlaf-oder Wohnzimmerwelt und  wenig progressiv, eher oft recht banal und rollentypisch.

 

Sich jedoch ständig auf Instagram inszenieren zu müssen, zeigt auch häufig das große Bedürfnis nach Bestätigung und Aufmerksamkeit. Und nicht alles in dieser Welt ist glamourös, sondern einfach nur irreal inszeniert und hat mit der Wirklichkeit meist wenig zu tun.

 

Sowohl die Selbstinszenierer als auch die Follower können großes  Suchtpotenzial entwickeln, dass genauso gefährlich wirken kann wie die Sucht nach Alkohol und Zigaretten und anderen Stoffen.

 

Die weibliche  Instagram-Traumwelt.

Während sich das reale Mädchen-und Frauen-Leben zwischen Schule, Ausbildung ,Studium, sexuellen ersten Gehversuchen, Pickel- und Babyspeck-Bekämpfung und möglichen früh-oder spätpubertären Schwierigkeiten bewegt, oft Beziehungschaos herrscht oder Unsichtbarkeit und die Suche nach der ultimativen romantischen Liebe dominiert, wird auf Instagram lediglich ein Traum betrachtbar, in dem Mädchen ausschliesslich mit ihrem Körper erfolgreich sind und um die Welt jetten, posieren und posten, während man vielleicht selbst um den Schul- oder Studienabschluß ringt und vielleicht mit einem Beziehungs-Aus der ersten Verliebtheiten kämpft.

 

Das Frauenbild auf Instagram

Abgesehen davon sexualisieren sich nicht wenige Frauen ständig auf Instagram und bieten damit ein Frauenbild an, was jeglichem feministen Denken – metapherhaft betrachtet – eine runterhaut. Gute Texte oder intellektuelle Darstellungen oder Meinungen haben auf dem körperorientierten Instagram-Kanal naturgemäß nichts zu suchen. Ein Doktortitel oder Diplom bringt hier fast nichts und ist vermutlich weniger wert als Bilder einer Heirat am Strand oder Verlobung in London, oder Bilder vom Zeigen des Verlobungsringes oder klassische Bikinibilder. Das gibt eher Likes !

 

Und worauf fallen alle hinein ?

Sie blinken und geben Töne von sich – das sind Push-Nachrichten die unsere Aufmerksamkeit bekommen. Und auch Instagram zeigt ständig die Anzahl an neuen Nachrichten an und natürlich wem unsere Beiträge gefallen. Hier wird neugierig gemacht und prompt wird die App geöffnet. Das heisst also :

Alle Push-Nachrichten ausstellen.

 

Und die Herzchen locken mit dem

Gefällt-mir-Button:

Das berühmte Herzchen aktiviert natürlich unser Belohnungszentrum im Gehirn und das Glückshormon Dopamin. Übrigens passiert das auch bei Sex, bei Drogenkonsum und Glücksspiel. Auch Herzchen sollten also nicht laufend und wahllos verteilt werden.

 

Profilen auch nicht mehr immer so oft kritiklo folgen und sich öfter als Follower verweigern, um nicht in absolut sinnfreies  Scrollen zu verfallen. Uns sollten ausschliesslich Profile interessieren, die wirklich für uns  interessant sind und uns weiterbringen.

 

Pull-to-Refresh (Ständig aktualisierende Timeline): Also die Frage : „Was gibt es neues? Wer hat was wem gepostet?

Und wir wollen keinesfalls Spannendes, Witziges oder einfach Unterhaltsames versäumen. Bekanntlich liegt das Neueste ein Wisch nach unten. Instagram spielt hier  auf der Klaviatur unserer Persönlichkeit und manche sind anfälliger als andere und bleiben umso länger in der App, immer in Erwartung des neuen tollen Postings. Ähnlich kann sich auch der Glücksspieler fühlen, der immer glaubt, nur Millimeter vom Hauptgewinn weg zu sein.

 

Mit sogenannten Videoschleifen ( die beliebten Instagram- Storys) werden ebenfalls Menschen suchtmäßig gebunden, die das Potenzial dazu haben : Videoschleifen kennt man von YouTube. Wenn ein Video vorbei ist, wird automatisch das nächste abgespielt. Da Instagram eine ähnliche Funktion hat wird auch hier automatisch die nächste Instagram- Story gezeigt, und schon ist man länger in der App unterwegs.

 

Und was kann man tatsächlich machen bei all diesen o.g. Suchtfallen ?

Die Instagram App vom Smartphone löschen und nur noch am Desktop nutzen ist die gnadenlosteste Variante, nämlich dann, wenn bereits eine Instagramsucht vorliegt. Und auch feste App-Limits oder Auszeiten auf dem Smartphone einstellen.

Und schliesslich sollte man unbedingt üben, sich auch ohne Fotostrecken und Starfotos, Likes und Bewertungern, in der  eigenen Realität zu orientieren.

Und das wird sicherlich für Manchen ein hartes Stück Arbeit.

.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Hinterlassen Sie eine Nachricht

Your email address will not be published.