Coaching oder Couch ?

Coaching oder Couch ?

Coaching ist auf jeden Fall keine Psychotherapie light !  Beim coachen geht es um die Unterstützung mental und körperlich gesunder Menschen. Ziel von Coaching ist somit, auf der Prozessebene optionale Lösungsansätze zu finden. Therapie dagegen richtet sich prioritär an Menschen, die sich in ihrem Alltagsleben durch eigene Verhaltensmuster und Symptome beeinträchtigt fühlen. Im Einzelfall kann dieses Verhalten auch anderen schaden. Das Thema eines überproportionalen Narzissmus sei hier beispielhaft angeführt.

Kleiner historischer Abriss zur Coaching-Entwicklung.

Noch 1985 sprach man von viel zu wenig Experten zur Lösung spezifischer Problemen in der Führungsebene. Zu Beginn meiner Praxiszeit in den 90er Jahren, verstand man unter Coaching vor allem ein Persönlichkeitsentwicklungs- Instrument für TOP-Manager und meinte damit auch noch ein ziemlich elitäres Klientel. Inzwischen weiß am natürlich, dass es für Führungskräfte essentiell wichtig ist, für das Funktionieren einer Struktur oder eines Systems zu sorgen, und hierfür zur Interaktionen mit Mitarbeitern in der Lage zu sein.

 Um allerdings angemessen reagieren zu können, sollten sowohl die Befindlichkeiten, als auch die Gefühle von Mitarbeitern nachvollziehbar sein. Hierfür ist wiederum die Selbstreflexion der Führungskraft unabdingbar. Liegt ein verschobenes oder falsches Selbstbild vor, kann es schwer werden, sich in die Lage des Gegenüber hineinzuversetzen. Authentisches Führen beinhaltet schließlich auch, Mitarbeiter zu „entwickeln“ und deren Ressourcen zu stärken.

Aber auch Führungskräfte können neurotische Symptome zeigen. Für solche Grenzfälle steht die mentalisierungsbasierte Therapie (MBT) als Methodik auch Coach*innen zur Verfügung. Hier gibt es also durchaus Schnittstellen  zwischen Therapie und Coaching.

Was steht im Auftrag von Therapie bzw. Coaching ?

Tatsächlich geht es immer um die Verbesserung der Selbstwahrnehmung und damit auch der Fremdwahrnehmung und auch um den wirksamen „Auftritt“. Dieser sollte daher möglichst mit Authentizität und Kongruenz erfolgen. Ebenso geht es immer auch um die zu  verbessernde Wahrnehmung und damit um Achtsamkeit, aber natürlich auch um die Dialogfähigkeit. An wichtigster Stelle steht schließlich die Empathie. Im Fachjargon bezeichnet man dies als Training der Mentalisierungsfähigkeit  (MBT).

 Adressat und gleichzeitig Auftraggeber ?

Es kann realistischerweise als bekannt vorausgesetzt werden, dass kein Chef bei einer Mitarbeiter*in- Befragung eine unparteiische Meinung zu seinem Verhalten erwarten kann. Somit ist der Blick eines unabhängigen Dritten, also eines Coaches oder einer Coachin, zur Moderation zwischen den Parteien grundsätzlich recht hilfreich ist. Das gilt natürlich auch besonders für eine Paartherapie.

 

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Klassische Coaching-Themen

Die Themen haben sich seitdem kaum verändert. Häufig existieren auch extreme Kontrolltendenzen in Verbindung mit unzureichender Selbstreflexion. Oder es geht um entsprechende Betriebsblindheit und damit verbunden auch um Kommunikationsdefizite. Das können natürlich auch Teamthemen sein. Vielfach geht es also nicht nur auf der Führungsebene um Empathie-Probleme und entsprechende Wahrnehmungsfehler.

 

Mächtiger schweigender Boss.

Andererseits kann es aber auch um Macht-Phantasien gehen. Nachfolgeprobleme äußern sich ebenfalls oft mit Coachingbedarf . Letztendlich geht es aber vielfach auch um einen befürchteten Leistungs- und Imageverlust unter Konkurrenzdruck. Denn auch auf der Führungsebenen gibt es eben nicht die automatische Sicherheit des Chefsessels !

Coaching für Alle

Im Zuge der Demokratisierung für alle Ebenen, erweiterte sich allmählich der Beratungsbedarf auch außerhalb der Führungsebene und begründete damit auch die Vielfalt der Coachingangebote und Methoden-Grundlagen.

Vertrauensbildende Maßnahmen und klare Kommunikation haben dabei immer eine gute Signalwirkung. Das hilft Menschen zu Motivieren und zu Führen. Ist wenig Zutrauen und Vertrauen vorhanden, kann das lähmende Unsicherheit in Teams erzeugen. Die Folge: Mehr Krankheitstage, weniger Effizienz und zunächst innere und dann reale Kündigungen.

 

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Im Coaching eines Chefs kann es allerdings auch um dessen Alleinstellungsmerkmal gehen. Es kann also damit auch um dessen Einsamkeit da oben auf dem Gipfel des Erfolges gehen. Vielleicht  damit auch um seine entsprechende Isolation und seine möglichen Wahrnehmungsfehler. Denn diese erzeugen dann wieder neuen Effizienzdruck . Damit etablieren sich allerdings Führungsfehler immer wieder neu.

 

 

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Um neue Wege und damit final Lösungen zu finden, ist es wichtig die möglichen Ursachen für Verhaltenseinschränkungen  zu analysieren.  Mangelnde Offenheit topedieren dabei sowohl ein erfolgreiches Coaching als auch eine entsprechende Therapie, die in die Tiefe gehen muss.

Methoden-Beispiele

Neurolinguistisches Programmieren stand hier beispielsweise schnell Pate (NLP) und zwar sowohl in der Therapie als auch zunehmend im Coaching. Hypnotherapie nach Milton Erickson war und ist ebenfalls methodisch bis heute verstärkt in der therapeutischen Anwendung. Der Prioritäten-Test von Schoenacker und z.B. die“ BIG Five“ kommen auch noch heute zur ergänzenden Anwendung. Ebenso das Freiburger Persönlichkeitsinventar und noch unzählige andere Testergänzungen und Anamnesemöglichkeiten.

Und schließlich bot sich u.a. auch die Transaktionsanalyse für Coaching und Therapie an, als Replik und in Anlehnung an das Freud‘sche Dreiteilungsmodell menschlichen Bewusstseins. Die Transaktionsanalyse steht quasi als ein modernes Label für die Arbeit mit den drei Ebenen des Bewusstseins:  Das Kindheits-Ich, nach Sigmund Freud : das ES als weitgehend Unbewusstes. Schließlich das Erwachsenen-Ich, nach Freud: das Ich und als die bewusste Schaltzentrale.  Das sogenannte Eltern-Ich in der Transaktionsanalyse (TZI) bezeichnete Freud als Über-Ich und  daher als eine Art Gesetzgeber und Moralinstanz.

 Der Unterschied zwischen beruflichem Coaching, Beziehungscoaching und Beziehungstherapie.

Coaching kann als reine Arbeitsbeziehung gelten und  ist inhaltlich eine Kombination individueller Bewältigungsstrategien. Dabei geht es aber auch um eine persönliche Begleitung bei der Coaching-Arbeit auf der Prozessebene.

Ein Beziehungscoaching – mit einer relativ intakten Beziehung – räumt dem/der Berater*in und Coach*in auch ziemlich kreative Interventionsfreiheit ein. Eine Beziehungstherapie dagegen, spezifisch Paar-und Sexualtherapie, hat schon wesentlich definiertere, und engere Interventions- Grenzen.

Grundsätzlich wird der Patient oder Klient in der Therapie wesentlich mehr geschützt, als herausgefordert und eben nicht auf „Teufel komm raus“ weiter entwickelt. Diskretion ist hier ein absolutes Thema !  Und nicht der Therapeut, sondern der Klient/Patient gibt das Tempo vor!

 

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Coaching darf im übrigen wesentlich dialogischer sein als Therapie und ist ergebnisorientierter als es Therapie sein darf bzw. sollte. Denn Coaching arbeitet im Hier und Jetzt und in die Zukunft hinein.

Therapeutische Grundsätze.

Systemisch- Tiefenpsychologische orientierte Therapie ist  kausal-final ausgerichtet.  Das heißt, das die Ziele der Gegenwart und Zukunft unter Einbeziehung der gelebten Vergangenheit  thematisiert werden. Ebenso ist die Reibung an eingeübten Glaubenssätzen und festgebackenen Rollenbildern und Klischees. ( Biografie- Arbeit ) ein Thema.

Natürlich werden zusätzlich hier prägende Familienkonstellationen, frühe Erinnerungen und Erlebnisse auf der inneren und äußeren Lebens- Bühne analysiert. Im Ergebnis geht es einerseits um Perspektive- Wechsel. Andererseits geht es aber auch um Umdeutungen von bislang festgefahrenen Erlebnisweisen. Genau damit gehe ich tagtäglich um.

Therapeutische Grundsätze hören sich übrigens durchaus ähnlich an wie die eines Coachs.  Denn auch hier ist Diskretion, Akzeptanz, Anteilnahme (Empathie) und Wertschätzung sowie professionelle Einordnung und Klarheit wichtig.

 

Das Methodenköfferchen

Es ist jedenfalls hervorragend über ein Methodenköfferchen zu verfügen und damit über ein potentes Methodenrepertoire zu verfügen. Denn das erhöht die Zahl eigener Handlungsmöglichkeiten ungemein. Ob nun systemisches Coaching oder systemische Beratung/Therapie, und mal ganz abgesehen vom traditionellen Therapiegespräch oder dem systemischem Coaching-Interview, ist es vor allem die Skulptur-Arbeit ( Team-oder Familien-Strukturaufstellungen ), welche enorme Prozesse anstoßen kann.

Ebenso ist ein Flipchart oder eine große Wandtafel, ein übliches Arbeitsmittel zur Erstellung einer Familienkonstellation. Das ist ein Begriff der auf die Psychoanalyse nach Alfred .Adler zurückgeht. Er war immerhin der erste tiefenpsychologisch orientierte Systemiker. Später wurde daraus ein systemisches Genogramm. Ebenfalls als eine hervorragende Methode gilt die sogenannte Familien-Brettarbeit, die ursprünglich aus dem psychiatrischen Feld kommt.

Figuren werden stellvertretend für Personen und/oder Situationen vom Patienten oder Klienten gestellt und „erklärt“.

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Intuitiv können sich hier gute Lösungsansätze für sehr verstrickte Systeme anbieten. Auch in der Familientherapie und Teams und bietet sich das Brett als ein sehr beliebtes Medium an.

 

Von systemischer Provokation bis hin zur paradoxen Intervention !

Lösungsorientierte, systemische Therapie arbeitet fokussiert und steht für das zirkuläre Befragen in der Gruppe und ebenso für die paradoxe Intervention und für gezielte „Provokation“ oder die sogenannte „Wunderfrage“: Was wäre wenn…?“

Schulenübergreifend ist unbedingt noch das Thema der Psychosomatik zu nennen. Gut hier Kenntnisse zu haben ! Interdisziplinärer Austausch mit medizinischen Kollegen, nicht nur psychologischen, macht immer Sinn. Ebenfalls sind Grundkenntnisse in der Psychopathologie psychogener, aber auch psychiatrischer Erkrankungen und Erkenntnisse aus der Ernährungslehre von großem Vorteil, um gewissermaßen mit einem ganzheitlichen Ansatz heranzugehen.

 Mit Körperarbeit wie Entspannung durch Atmung, kleinen Achtsamkeits- und Wahrnehmungsübungen oder Phantasiereisen, bietet sich ein guter Einstieg in ein Therapiegespräch oder auch in einen inspirierenden Abschluss der Sitzung. Klienten gehen jedenfalls entspannter als sie gekommen sind. Auch ein kleiner Erfolg!

Ich biete eine individuelle Kombination von systemischem Coaching/ Beratung für Paare an und eine tiefenpsychologisch ausgerichtete Beratung und Therapie im Einzelsetting an (Individualpsychologie nach A. Adler ), sowie EMDR-Traumatherapie und habe natürlich eine Couch, allerdings nur zum Sitzen. DENN Augenhöhe ist wichtig!

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