Menschen verlieren tagtäglich ihre Heimat wegen kriegerischer und häufig terroristischer Konflikte. Hunger und Unterernährung verschlimmern die Situation der Menschen weltweit, während die westliche Welt im Überfluss auf Kosten der Armen lebt. Insbesondere Klimakatastrophen begünstigen große Fluchtbewegungen und neue Völkerwanderungen.
Fakt ist aber auch : Die Auswirkungen von Wirtschaftskrisen und die Folgen extremer Wetterereignisse sind eben nur ein Teil der Wahrheit um den weltweiten Hunger ursächlich zu erklären. Tatsächlich wird genügend Nahrung produziert, aber nicht alle profitieren davon gleichermaßen. Diese gesellschaftliche Ungleichheit gipfelt schließlich in der beobachtbaren, weltweiten Vertreibung großer Bevölkerungsgruppen mit realen Konsequenzen für alle Weltbewohner, gerade für jene die auf der „Schattenseite“ leben. Fakt Ist :Wir leben auf Kosten der Armen!
Was kann getan werden ?
Es wird eben nicht nur humanitäre Hilfe benötigt und Gelder für Aufbau- und Entwicklungsmaßnahmen, sondern auch nachhaltige Hilfe vor Ort, und vor allem unbürokratische, politische Entscheidungen, um Soforthilfen langfristiger Natur anzubieten.
Zwangsmigration und Zeltstadt-Leben.
Jahrelang warten verzweifelte Menschen in provisorischen Zeltstädten und Camps in Italien, Albanien, Nordafrika, Griechenland oder der Türkei darauf, wieder Hoffnung auf Verbesserung haben zu dürfen. Sie mussten vor Dürren, Sintfluten, Stürmen, Hunger und Durst, Gewalt, Kriegen und Terror fliehen und entfachen damit auch natürlich die Zwangsmigration. Mal über Land, mal über die Meere. Sie wollen einfach wieder menschenwürdig leben.
Die Vergessenen !
Im täglichen Informationssturm sieht man im „satten Westen“ tagtäglich Bilder verzweifelter Menschen. Fluchtwege zu Lande und über Meere enden für sehr Viele dabei tödlich. Die meisten landen in provisorischen Auffanglagern um sie fern der eigenen Grenzen und Verantwortung zu halten. Nach dem Motto : “ aus den Augen, aus dem Sinn!” Andere verbleiben jahrelang und damit vergessen in nordafrikanischen, italienischen, griechischen, türkischen oder albanischen Zeltstädten, oft ohne Hoffnung und Zuspruch.
Statistik des Grauens
Laut dem neuesten Global Report on Food Crises (GRFC) litten im Jahr 2023 unfassbare 282 Millionen Menschen in 59 Ländern der Erde unter Hunger. 80% dieser Menschen leben im Gazastreifen, der Rest im Südsudan, Burkina Faso, Somalia und Mali. Der Rückblick auf 2024 zeigt, dass bis Juli 2024 rund 1,1 Millionen Menschen im Gazastreifen und 79.000 Menschen im Südsudan die Hungerstufe “Catastrophe” (IPC/CH Phase 5) erreicht haben. Das wird die Gesamtzahl der Menschen in dieser Kategorie auf fast 1,3 Millionen erhöhen.
Über 36 Millionen Kinder unter fünf Jahren sind in 32 Ländern akut unterernährt. 148 Millionen Kinder unter 5 Jahren sind weltweit unterernährt. (2023 ). Friedens-, Präventions- und Entwicklungsmaßnahmen- gemeinsam mit tatsächlicher Nothilfe- aber dann auch im großen Maßstab, müssten dringend integriert werden, um den entsetzlichen Kreislauf des hohen weltweiten Hunger- Niveaus zu durchbrechen.
„Die Bekämpfung der zugrunde liegenden Ursachen von Hunger und Unterernährung ist entscheidend”, sagte dazu António Guterres, der Generalsekretär der Vereinten Nationen.
Und genau dies geht uns alle in unsere vergleichsweise übersatten Hemisphären an.
Ukrainische Mitbürger, Arbeitnehmer und Fachkräfte sind aber oft auch Heimatlose !
Migranten aus der Ukraine profitieren zwar vom auffangenden westlichen Sozial-System. Tatsächlich müssen sich die Menschen- neben ihren Sprachproblemen- mit Vorurteilen auseinandersetzen und vor allem mit ihrer Heimatlosigkeit, ihren Traumata und mit ihren schrecklichen Verlusten klar kommen.
Ich erlebe hier durchaus oft als Therapeutin eine eher versteckte Verzweiflung und dann doch auch einen absoluten Willen zur Anpassung. Oftmals jedoch begleitet von schrecklichem, untröstlichem Heimweh nach einem Zuhause, welches in Schutt und Asche liegt.
Und wir, auf der satten Sonnenseite der Welt ?
Wir haben eine Kultur des Konsumkapitalismus. Materielle Güter und vor allem Freizeitaktivitäten gelten als das reale Glück der wahren Selbstverwirklichung. Unsere westliche Welt wandelte sich von einer industriell geprägten zu einer postindustriellen Gesellschaft. Hier dominieren Technologie und Konsum sowie Dienstleistungen den Alltag.
Betrachtet man die in meinem Blog bewusste Polarisierung unserer postindustriellen, kapitalistischen Überflussgesellschaft gegenüber der Welt des weltweiten Hungers und Elends, so sind Scham- und Schuldgefühle absolut berechtigt.
Die Spendenkontos profitieren genau davon – besonders zu Weihnachten – und fungieren wie ehemals Luthers angeprangertes Ablassgeschäft der Katholiken ! Auch die CO2 Steuer ist so eine Art Ablass und bildet bekanntlich eine angebliche Entlastung eines zu großen CO2-Fußabdruck, während reale Regenwälder faktisch verschwinden. Beides ist also eine ziemlich heuchlerische Angelegenheit.
Wohlstand und Überbehütung ?
Da der Wohlstand weit verbreitet und die Existenzsicherung gewährleistet ist, möchten Eltern heute ihre Kinder nach Möglichkeit vor allen Schwierigkeiten bewahren. Das führt zwangsläufig zur Übervorsicht und dann zur sogenannten „Überbehütung“ . Denn Kindern will man unbedingt eine Komfortzone bieten. Schwierig wird das vor allem, wenn Eltern sich trennen wollen und es um Sorgerechts- und Unterhaltsfragen geht.
Das Wirtschaftssystem bietet tatsächlich auch eine Fülle von Dienstleistungen und Produkten an, die den Lebensstandard auch erhöht haben. Immerhin ist der Zugang zu Konsumgütern recht einfach ist, vorausgesetzt, Geld dafür ist vorhanden. Sonst geht es auf „Pump“ und mit Schulden, was wiederum neue Probleme generiert.
Andererseits erzeugt die ständige Gier nach Informationen und nach Neuem, Besserem, Aktuellerem- verstärkt durch die Marketing- Maschinerie und Medienmacht- ständige Unzufriedenheit. Denn : Nie ist „man“ satt genug.
Angesichts der Hunger-Weltsituation ist das geradezu pervers!
Und die Konsequenzen .
In einer solchen Umgebung verspüren Eltern dann auch das Bedürfnis, ihrem Nachwuchs es an nichts fehlen zu lassen.
Selbst Familien in eher prekären Verhältnissen versuchen häufig- im Rahmen ihrer Möglichkeiten- ihren Kindern genau das anzubieten, was für Mittelschichtskinder alltäglich ist. Das fängt bei den ungesunden, aber immer beliebten Fritten und Süßem sowie Fastfood an und hört bei süchtig machenden Computerspielen auf.
Hier ist klar in Schulsituationen bemerkbar, wenn Eltern es sich eigentlich nicht leisten können, aber alles in Bewegung setzen, um z.B. die Klassenfahrt zu finanzieren, verzichten andererseits dann auch vielleicht auf ein Pausenbrot und ein warmes tägliches Essen ist dann auch nicht selbstverständlich. Denn es fehlt hinten und vorne an Geld.
Überbehütung bedeutet also konkret, dass Kinder heute in einem Umfeld aufwachsen, in dem sie vor den meisten Gefahren des Lebens abgeschirmt werden. Eltern, die ihren Kindern diesen kontinuierlichen Schutz bieten, wollen sie letztlich vor Risiken und Enttäuschungen bewahren. Dies geschieht natürlich auch aus dem Wunsch heraus, nur das Beste für die Kinder zu wollen.
Aber genau das hat unbeabsichtigte, sozialpsychologische und faktische Konsequenzen. Denn überbehütete Kinder reagieren häufig mit Angst oder sogar Panik, wenn sie die gewohnte Komfortzone verlassen müssen.
Aber erst hier, im Unbekannten, wartet die Möglichkeit etwas zu Lernen und damit emotional, sozial und kognitiv zu wachsen.
Überbehütung und Helikopter-Eltern.
Wir erleben einen geradezu paradoxen Trend der Überbehütung in einem Umfeld des Überflusses, auch getrieben von der Gier des Habens !
Der Blick in ein von Spielzeug überquellendes Mittelschichts- Kinderzimmer, übervolle Kühlschränke und Mülleimer, führt unweigerlich zu den begleitenden Erziehungsmustern, die ausschließlich die Komfortzonen des Nachwuchs im Fokus haben.
Natürlich auch, um nörgelnde und unzufriedene Kindern wenigstens zeitweise zufrieden und ruhig zu stellen, und damit letztlich sich selbst auch eine eigene, oft nicht sehr verantwortliche, unerwachsene Komfortzone zu erschaffen.
Thema Handygebrauch z.B. : Wer hier negatives Vorbild ist, muss an seinem Nachwuchs nicht herummeckern. Thema: Mediengebrauch ! Auch z.B. die angeblich harmlosen Peppa Wutz Geschichten gehören zeitlich portioniert, um einer möglicen Sucht vorzubeugen.
Während das Leben früherer Generationen aufgrund purer Existenzsicherung durch harte, körperliche Arbeit und vor allem Verzicht geprägt war und Kinder genau darauf vorbereitet wurden, wird insbesondere heute alles daran gesetzt, Kinder in einer Art Komfortzone zu belassen. Sie zu behüten, sie Überbehüten..
Ist die Überbehütung also Teil eines neuen Erziehungsstiles ?
Ein mehr autoritärer Erziehungsstil, wie er in vielen Generationen vorher üblich war, sicherte damals eher die Erwachsenenwelt ab, als die Kinder, die sich primär unterzuordnen und als kleine, wenig sicht- und hörbare Erwachsene zu benehmen hatten.
Repressionsfreie Erziehung der 68er lässt grüßen ?
Erst die 68iger Jahre brachten eine radikale Hinwendung zur Antiautorität, durchaus auch auf den Spuren des französischen Philosophen Rousseau, weil man doch an das Gute im Menschen glaubte, der sich selbst regeln kann.
In den Neunziger Jahren wurde sich dann bereits heftig über die „repressionsfreie“ Erziehung und die anarchistischen Bewegungen der 68 er Jahre beschwert.1993 stellte beispielsweise der Politikwissenschaftler Claus Leggewie, anlässlich rechter Gewalttaten gegen Ausländer und Asylanten, die Grundsatzfrage, ob die Erziehung schuld daran sei.
Er machte dabei „eine kolossale Indifferenz des ganz gewöhnlichen (westdeutschen) Familienlebens der neunziger Jahre für die beobachtbaren Übergriffe verantwortlich. Denn “es gebe keine Grenzziehungen und keine Vorbilder” mehr.
Nun, dieser Text passt wiederum auch in die heutige Situation 2025.
Daher kann auch eine Partei wie die AFD so hohen Zulauf bekommen, denn diese zelebriert deutlich Kontrolle und Grenzen, auch dort, wo keine hingehören.
Und die Schattenkinder des reichen Westens ?
Hierzu einen beeindruckenden Link : Jedes fünfte Kind unter 18 Jahren ist in Deutschland von Armut betroffen : https://www.bzfe.de/service/news/aktuelle-meldungen/news-archiv/meldungen-2024/januar/ernaehrungsarmut-bei-kindern/
Immer mehr Menschen sind also auch in unserem reichen Land arm und nutzen z.B. die Angebote der Tafeln. Diese retten Lebensmittel und helfen tagtäglich armutsbetroffenen Menschen durch den Alltag.
Es fühlt sich schon etwas pervers an, dieses Thema der “übersatten” überbehüteten Kinder in unserer Hemisphäre, die dank dem Lebensstandard der Großeltern und Eltern in einer Komfortzone aufwachsen können.
Mit der Gewissheit täglich satt zu werden, ein Zuhause zu haben und sogar oftmals ein Handy zur Hand haben. Bereits die Kleinsten ! Die wirtschaftliche und bildungs-bzw. schichtspezifische Situation erlaubt das ganz einfach.
Aber es gibt auch bei uns im reichen Westen arme Menschen.
Vielleicht ist es mehr als angemessen, Kindern von jenen Schattenseiten einer anderen Welt zu erzählen und ihnen etwas zuzumuten.
Weil zu viel Komfort zu wenig Herausforderungen beinhaltet und soziales Lernen behindert wird !
Definitionen von Armut im reichen Westen als Denkanstoß.
Man unterscheidet die absolute Armut, wenn Grundbedürfnisse nicht oder nur unzureichend erfüllt werden.
Bei der relativen Armut: liegt das Einkommen unterhalb des mittleren Einkommens im jeweiligen Land. Hier wird also die soziale Ungleichheit thematisiert.
Bei der gefühlten Armut kann sich Jemand – und zwar tatsächlich unabhängig vom realen Einkommens und wirtschaftlichen Situation – gesellschaftlich diskriminiert fühlen. Beispiel: Thema Bürgergeld!
Vielfach ist die Hilfe vom Staat ein Segen.
Bei Anderen aber wird die gefühlte Armut auch zu einem Fluch.
Arbeit zu haben und nicht in die gefühlte oder reale Armutsfalle zu gehen, ist für die überwiegende Mehrzahl der Menschen im Fokus.
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