WUT!

WUT!

Unsere psychische Balance wird erheblich gestört, wenn starke, negative Gefühle unreflektiert unterdrückt werden. Wut, Zorn, Aggression, Ärger und vor allem Hass sind genau solche negative Emotionen und so alt wie die Menschheit selbst. Unterdrückte Gefühle gleichen tatsächlich einem aufgeblasenen Wasserball, den man mit Macht unter Wasser halten will, was erfahrungsgemäß extrem schwierig ist. Es ist zwar zeitweilig möglich, aber auch immer ungemein aufwendig und anstrengend.

Wenn wir von unkontrollierter Wut sprechen, bedeutet das immer einerseits Kontrollverlust und andererseits auch mangelnde Impuls- Steuerung. Beides kann total ausarten !

 

 

Gezeigte und gelebte Gefühle üben unmittelbar eine große Macht auf unseren Körper und damit auch auf unseren Geist und unsere Seele aus. Wäre dies nicht so, könnte uns ein spannender Film, oder auch ein Buch, erst gar nicht  fesseln, denn die Trance und damit Konzentration bliebe aus.

Wie zeigt sich offene Wut ?

Erkennbare Merkmale zeigen sich deutlich in der Mimik eines wütenden Menschen, quasi als Fratze der Wut. Die Augen sind dabei zusammengekniffen, auch die Brauen ziehen sich merklich zusammen. Gleichzeitig schiebt sich der Unterkiefer nach vorn und es wird mit hochgezogener Oberlippe zusammengebissene Zähne gezeigt. Ein Droh- Szenario dass signalisiert: „Komm mir ja nicht zu nah !“

Körpersprachliches.

Es ist durch viele Studien belegt, dass wir ärgerliche oder gar wütende Gesichter wesentlich schneller wahrnehmen als eine freundliche Miene. Das scheint in uns als Vorsichtsmechanismus eingebaut zu sein. Übrigens Hunde sollen auch eher negativ auf zornige Mienen reagieren. Von kleinen Menschenkindern mal abgesehen. Diese reagieren auf Lächeln sehr oft wieder mit einem Lächeln zurück.

Kleinkind und Wut!

Unsere Wut durchläuft unseren gesamten Lebenszyklus. Beim Kleinkind zeigt sich die erste Wut ziemlich deutlich in dessen individueller Trotzphase, in der sich bereits das kleine ICH als Persönlichkeit selbst entdeckt und dann phasenweise die Grenzen seines Gegenübers und natürlich auch eigene auslotet.

Junge Eltern und Großeltern wissen wovon ich gerade spreche.

Wut-Auslöser !

Beim erwachsenen Menschen kann es sehr unterschiedliche  Wut- Auslöser geben. Ich höre als Therapeutin hier oft von Enttäuschung und dem Gefühl immer nur ausgenutzt worden zu sein. Ebenso häufig geht es um erlebte Respektlosigkeit, Abwertung, Herabwürdigung und Demütigung und natürlich auch darum, ungerecht behandelt worden zu sein. Überforderung senkt die Reiz- und Hemmschwelle dabei absolut deutlich.

 

Gefühlsprägungen.

Menschen mit einer nicht ausgeprägt gelebten frühen Trotzphase, zwischen dem 2- 3 Lebensjahr, haben nachgewiesen als Erwachsene eher Durchsetzungsprobleme und häufig Schwierigkeiten sich abzugrenzen. Sie neigen damit einerseits mehr zu unterdrückten Gefühlen und damit schließlich auch zu depressiven Grundzügen. Dann existiert ergänzend und damit erschwerend auch eine Neigung zum symbiotischen Klammern. Kommt hier im ungünstigsten Fall noch eine hohe Kontrolle der Gefühle und damit deren ständige Unterdrückung hinzu, kann dies auch zum zwanghaften Verhalten mutieren. Schließlich möchte man nichts falsch machen !

Das heißt aber auch, Demütigungen sollten vermieden werden. Gerne möchte man möglichst allen gefallen und Anerkennung bekommen und an Bedeutung gewinnen. Genau das kann aber wiederum zur Unterdrückung von Gefühlen führen, weil man bitte kein Risiko eingehen möchte.

Dabei ist es aber ungemein wichtig den eigenen Gefühlen  klaren Ausdruck zu verleihen. Denn das Gesagte, aber auch das nicht Ausgesprochene – in Verbindung mit dem nonverbalen Ausdruck über unsere Körpersprache-  lässt überhaupt Einschätzungen für alle Beteiligte zu. Gelungene Kommunikation baut Gefühle ständig mit ein !

Gefühlsleben von Eltern und Kindern !

Im Prinzip ist es das natürlichste auf der Welt und gehört zum menschlichen Reife-und Lernprozess der Kindheit, über Gefühlserleben zu sprechen. Und klar ist dabei auch, dass Eltern weder Angst vor eigenen, noch vor den Emotionen des Nachwuchses haben sollten. Nur dann können sie erklärend und beruhigend  die Gefühle der Kinder annehmen. Insofern ist es ganz wichtig die Gefühle des Nachwuchses nicht wegzureden, noch sie wegzulachen. Denn so werden sie emotional nicht angenommen, sondern unterdrückt.

Kleiner Junge und der Krieg.

Selbst sehr kleine Kinder beruhigen sich, wenn man deren Schrei- und Tobanfälle aushält, wirklich ruhig bleibt und hinterher dann auch ruhig und zugewandt mit dem Kind spricht. HINTERHER  wohlgemerkt. Genau das kostet viel Kraft, ist aber unglaublich wichtig.

Kleine Menschen verlernen tatsächlich in diesem Entwicklungsstadium der frühen Trotzphase ihre Gefühle zu zeigen, wenn die Großen alles nur peinlich und sehr hysterisch bewerten und mit  lautem Gegenschimpfen, Schütteln und Anschreien reagieren oder sogar bis leider zu restriktiven (Prügel-) Strafen greifen.

Wurde ein Elternteil in seiner Vergangenheit womöglich schicksalhaft selbst traumatisiert, und hat selbst verlernt Gefühle zu zeigen, wird dies leider an die jüngere Generation weiter gereicht. Meist noch dazu tabuisiert und „totgeschwiegen“.

Bleibt das Gegenüber jedoch ausgesprochen smart und cool und setzt sein Pokerface auf, fällt es allerdings viel schwerer einzuschätzen, mit wem man es zu tun hat. Denn Undurchsichtigkeit und beredtes Schweigen schafft Macht und Abstand. Tatsächlich sind Menschen sehr unterschiedlich ausgestattet mit ihren eigenen Gefühlen und damit denen der Anderen umzugehen, wobei die Wurzeln in einer gewissen Gefühlsblindheit liegen können.

 

 

 Therapeutisches Thema : WUT!

Im therapeutischen Setting und methodischem Ansatz, werden zunächst in der Anamnese situative Beschreibungen des/der KlientIN gesammelt. Das sind  i.d.R. sehr frühe Erinnerungen bzw. Erfahrungen. Wurden diese traumatisch erlebt, sind sie immer mit starken Emotionen verknüpft. Wut und Ohnmacht dominieren hier häufig.

Manchmal wird auch nur das wiedergegeben, was über einen erzählt wurde. Die  Familienkonstellation- Erstellung und Ersterinnerungsarbeit bauen hier wie Mosaiksteine aufeinander auf und weisen dabei auf bestimmte Familienmuster hin. Damit bietet sich ein ausgezeichneter biografischer Blick in einem großen Spannungsbogen an : Er beginnt mit dem früheren Selbst und endet mit dem aktuellen Selbstbild und der Selbstwahrnehmung der Klienten.

Die prägenden Fremdbilder und das Weltbild der Eltern und Großeltern werden hier also  „nacherzählt.“  Die erlebte Familienkonstellation, mit ihren einprägenden Glaubenssätzen, lassen wiederum auf die Familienatmosphäre Rückschlüsse zu : war sie autoritär, grenzenlos oder demokratisch ? In der Biografie – Arbeit können und sollten alte und unterdrückte Gefühle wieder hochkommen dürfen und möglichst verarbeitet werden. Liegen die Konflikte tiefgründiger ist eine EMDR-Traumatherapie das erste Mittel der Wahl.

 

Konsequenzen der Gefühlsunterdrückung.

Wer Gefühle ständig unterdrückt wird krank ! Überall dort wo unser Leben intensive Gefühle positiver und negativer Natur verursacht, also in allen psychischen und physischen Bereichen, d.h. auch in Sexualität und Partnerschaft, zeigen sich mit ständiger Gefühlsunterdrückung heftige Symptome. Ja selbst unser Immunsystem schwächelt und die Infektanfälligkeit steigt, wenn Gefühle ständig unterdrückt werden.

Die Psychosomatik beschäftigte sich schon immer mit der Wechselwirkung von Körper und Seele. Und so weiß man hier schon sehr lange darüber Bescheid, dass unterdrückte Gefühle körperliche Stressreaktionen auslösen wie :  Herzerkrankungen, Bluthochdruck, Magenprobleme, aber auch Diabetes und Nierenerkrankungen.

Erkrankungen wie  Angstzustände und Depressionen und tatsächlich auch Suchtverhalten, können auf unterdrückte Emotionen zurückzuführen sein.

Fazit

Tatsächlich sollten wir besser lernen mit unseren Gefühlen und dabei insbesondere  mit unseren negativen Emotionen umzugehen. Günstigstenfalls sollte dies möglich sein, bevor sich bereits eine chronische somatische oder psychische Erkrankung manifestiert hat.

Die Unterdrückung von Gefühlen macht nachweislich krank und kostet  unnötige Energie, die besser in die Verarbeitung der Ursachen unserer negativen Gefühle investiert werden sollte.

Zudem ist fast jedem durchscnnittlichen Leser bzw. Leserin klar, dass typische Regeln, wie mal eine Nacht drüber zu schlafen, eben bevor Wutfehler begangen werden, dass eben genau eine solche Eigentherapie genauso nützlich ist, wie der entlastende Spaziergang oder das Fitnesstraining und Workout zum Runterkommen.

Auch das Aufschreiben und Verschriftlichen, um sich beispielsweise in die Situation eines Streitpartners zu versetzen, kann Gefühle zulassen, und sie aber auch gleichzeitig kanalisieren. Die schreibende Therapie baut genau auf diesem Kanal auf.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Leave a Reply

Your email address will not be published.