Ich muss es gleich zugeben, mit der magischen Welt kleiner Mädchen kannte ich mich immer schon besser aus. Was der Tatsache geschuldet ist, dass ich Mädchen großgezogen habe. Daher hatte ich tatsächlich lange keinerlei Ahnung, was kleine Jungs toll finden. Das änderte sich schnell mit und durch meine Enkel.
Magische Kinderwelten existierten für meine Töchter jedenfalls mit zauberhaften Einhörnern, Zwergen, Feen, böse Königinnen ,Hexen und Prinzessinnen. Aber auch Pipi Langstrumpf ,Aladin, Ronja Räubertochter und die heile Welt von Bullerbü und die harmlosen Schlümpfe gehörten dazu..
Bei meinem größeren Enkel ( 6 ) tauchten im Laufe der Jahre fantastische Wesen und kuriose Spielzeugfiguren auf . Zum Beispiel seltsame Mischungen aus Dinosauriern und Drachen. Immer neue Action- Helden wie Marvel-Super-Hero, Spider-Man, Iron-Man, Hulk lernte ich kennen. Und natürlich Transformer. Ein Transformer sei sowas wie eine Mischung von Mensch und Maschine, erklärte mir mit wichtiger Miene mein sechsjähriger Enkel. Und so etwas liege wohl in den meisten Jungs- Kinderzimmern als Stolperfalle herum, erläuterte dazu, bedeutungsvoll und tief seufzend, meine Tochter.
Die magische Welt der Super-Heros!
Manche der fantastischen und sicherlich für die Hersteller und Vertreiber sehr lukrativen Figuren sind an Hässlichkeit kaum zu überbieten. Wobei das Thema schön oder hässlich ja bekanntlich immer im Auge des Betrachters liegt. Aber natürlich hat sich Oma überzeugen lassen : Ich reagiere nun wie gewünscht auf einen ziemlich fiesen, gruseligen und gefährlich aussehenden Gesellen, um dann mal kurz ins spannende Rollenspiel mit einsteigen zu können.
Daher weiß ich nun in etwa, was Monster-Trucks sind und wie Transformer-Spielzeug üblicherweise aussieht. Nicht unbedingt etwas für kleine Sensibelchen dachte ich naiv ! Doch weit gefehlt. Je gruseliger, desto besser! Zum Fürchten für Oma Moni, einfach toll für den Sechsjährigen. Selbst der kleine Bruder zeigt hier keinerlei Berührungsängste. Denn er macht natürlich alles gerne nach, was der Große tut ! UND LERNT dabei spielerisch und unentwegt !!!
Bewegungsdrang !
Alle Kinder haben einen enormen Bewegungsdrang. Jungs punkten dann dazu mit ihrem ständigen Verteidigen gegen irgendwelche bösen Mächte und Monster. Klar gibt es hierfür Vorbilder. Aber Vieles steckt einfach bereits genetisch drin! In Rollenspielen lassen sich Jungs zumindest gerne auf kleine Konkurrenzkämpfe ein. Dazu sind Wasserpistolen oder Pappschwerter sehr beliebt. Auch als Piraten auf Schatzsuche oder gar als Ninjas, also japanische Schattenkrieger, können Jungs völlig versunken in ihrer magischen Kinderwelt aufgehen,
Drachen sind vermutlich daher besonders spannend. Denn sie spucken Feuer und können fliegen. Mächtige Dinosaurier und Urzeitwesen sind dabei sowieso nahe Verwandte des klassischen Drachens.
Mädchen mögen dagegen meist lieber nette Drachen. Gerne bauen Mädchen dazu die gute Fee in ihre magische Welt noch mit hinein.
Meine durch eine Patchwork – Situation „dazu geschenkte“, beinahe 7 jährige Enkelin, verhält sich auch ziemlich gendergetreu. Sie liebt sowohl Einhörner als auch die Eisprinzessin, während die Allerkleinste bislang vor allem ihr Schnuffeltuch und ihre Mami heiß und innig liebt.
Fast alle kleine Mädchen- und meist auch ihre Mamies – lieben Pastellfarben. Man erinnere sich : Barbies waren ja auch mal total out, bis eine Kino- Neuverfilmung diesen pinkfarbenen Hype wiederbelebte, und das auch zum Schrecken der Feministinnen, die ihre Felle wegschwimmen sahen.
Die zuckersüße Pastellwelt kleiner Mädchen ist wirklich häufig noch oder wieder sehr rollenimmanent ! Dabei galt Pink lange als billig. Inzwischen ist Pink selbst in der Männermode angekommen und aus der heutigen Alltagsfashion und unseren Kleiderschränken kaum mehr wegzudenken…
Moderne Märchen vom Glitzer, Glamour und Träumen!
Dass sich jedoch Klischees als Rolle rückwärts noch Mal so einnisten könnten, hätte wohl keiner gedacht. Germany’s Next Top Model zeigt aber genau diese Rückwärtsentwicklung : zurück zum “Mager- Schönheits-”Terrorismus” und hin zu Glitzer und Glamour, zu falschen Wimpern, dünnen Körpern und ebenmäßigen Einheitsgesichtern. Zynischer kann „Selbstoptimierung“ nicht daherkommen!
Hier wird eine Plattform für Mädchen- Träume angeboten, die vielleicht märchenhaft in Erfüllung gehen können oder entsetzlich an der Realität scheitern.
Klischees und Stereotype der Modelwelt werden dabei genauso reißerisch erzählt wie seinerzeit die grausamen Märchen der Gebrüder Grimm. Die Folgen der ständigen Selbstoptimierung sind deutlich nachweisbare Ess-und Körperbild-Störungen, Drogenmissbrauch, und Online-sowie Kaufsucht.
Aber fast alle kleine Mädchen mögen kleine, niedliche Dinge, auch Tiere , oftmals dann doch noch eine Baby-Puppe zum Mama- Spielen. Und manche mögen eben stattdessen auch ein ganz großes Tier: ein Pony oder gar ein Pferd. Das Einhorn lässt grüßen!
Die Freundschaft mit Pferden und die Faszination von Pferden auf Mädchen wurde bereits Mitte der 1990er Jahre von einem Kasseler Psychologie-Professor, Harald Euler , untersucht. Klar wurde hierbei, es geht immer um Bindung und um Partnerschaft, und damit um Verbundenheit und Verlässlichkeit. Mädchen können bei ihrem Vierbeiner ihre Fürsorglichkeit zeigen ! Und sich zumindest phasenweise vorzustellen, auf ihrem Einhorn zu reiten ! Denn natürlich geht es dabei auch um die Liebe zu den Tieren und zur Natur.
Malen und etwas zu Basteln, wie ein Armbändchen oder Blüten für den Haarreif, ist ebenso wie das Ausmalen von Eisprinzessinnen- Einhorn- Malbüchern für Mädchen häufig der absolute Renner ! Legobegeisterte Mädchen gibt es selbstverständlich auch, die dann i.d.R. auch technikbegeistert sind.
Fast alle kleinen Jungs lieben Dinosaurier- oder Auto-Technik-Malbücher und natürlich auch furchterregende Monster zum Ausmalen. Und Malen oder auch ein Lego- Krankenhaus zu bauen, ist einfach eine fantastische Runterregulation, wenn’s mal zu wild geworden ist.
Natürlich gibt es auch Jungs die gerne tanzen, sich schminken, die Nägel lackieren und Schmuck lieben. Und umgekehrt Mädchen, die einen Flugzeugträger mit Lego bauen, Puppen ablehnen und technisch ungemein affin sind.
Freies kreatives Spielen hat wenig mit Kontrolle zu tun!!
Kinder sollten weniger verplant, beschäftigt oder bespaßt werden. Das heißt, es sollte weniger mit pädagogischem Zeigefinger dazwischen gefunkt werden, weil genau das der seelischen Gesundheit von Kindern mehr schadet als nützt.
Kinder brauchen ihr freies kreatives Spielen .Und das wiederum braucht kein Drehbuch und ständige Kontrolle .Zudem ist klar, wenn ein Kind sich selbst vertraut, hat es mit seinen Monstern und Super-Heros und Einhörnern eine wunderbare Projektions-und Übungsfläche!
Soziales Verhalten und die Sprache
Mädchen lernen sehr früh soziale Beziehungen durch das miteinander Sprechen zu gestalten. Jungs dagegen machen etwas miteinander, spielen Fußball u.a. Sie kommunizieren im Gegensatz zu Mädchen darüber aber eher selten. Natürlich gibt es auch die Ausnahmen und Jungs, die gerne mit einer Puppe spielen und zum Ballett wollen Und es gibt Jungs, die unentwegt reden und Mädchen, die eisern schweigen !
Märchen !
Als Beispiel nehmen wir mal das Märchen von Schneewittchen. Es sollte durch einen vergifteten Apfel um die Ecke gebracht werden. Und nur, weil sie schöner war als die fiese Königin. Bestimmt auch nichts für kindliche Seelen, sollte man meinen ? Tatsächlich ziehen sich Grausamkeiten durch alle Märchen dieser Welt. Im Vergleich dazu ist Hulk einfach nur grün, stark und ziemlich harmlos.
Das magische Denken als Basis unserer Kreativität ?
Bis zum 6 .Lebensjahr sind Kinder offen für das “Magische Denken”. Sie können hervorragend erfundene Wahrheiten und Geschichten erzählen und mit und in ihnen leben. Auch das kreative “Lügen” gehört dazu und sollte daher auch nicht allzu moralisch und zu negativ bewertet werden. Kreativität wurzelt nämlich genau hier, in dieser Phase des magischen Denkens!
Die Fähigkeit zur Trance, also sich in etwas Hineinsinken zu lassen, kennen Erwachsene nur noch reduziert. Vielleicht mal bei einem spannenden Film, Buch oder berührender Musik ! Kinder dagegen “begreifen” oft spielerisch ihre fantastische innere und die reale äußere Welt und verbinden sie genial zu einem Ganzen.
Geschichten und Märchen nutzen in der kindlichen Fantasie die Freiräume aus um Welten zu erfinden. Kinder sind in ihrer Fantasie zwar sehr nah am Geschehen, können aber als Dramaturg auch wieder zurück in die sichere Distanz ins eigene Kinderzimmer
Fazit : Kindern soviel Freiraum wie möglich lassen für kreative Impulse. Möglichst wenig Vorgaben heißt “Spielen lassen!”