Unsere Charakterstruktur gleicht einer Art individueller Rezeptur ähnlich einer Backmischung : Die Mischung von schizoiden, depressiven, zwanghaften und histrionischen Persönlichkeits- Anteilen bildet in ihrer Gesamtheit unsere Persönlichkeit. Die wesentlichsten Prioritäten im menschlichen Dasein sind : Mitmenschen zu gefallen und für andere zu sorgen und Solidarität und Mitgefühl zu zeigen. Das Dazuzugehören, das Bedeutung haben und Anerkennung in den privaten und öffentlichen, sozialen Rollen, hilft uns ebenso dabei, unser Dasein und uns selbst als Persönlichkeit zu akzeptieren und andere Menschen zu respektieren..
Bevor Sie weiterlesen, möchte ich Sie warnen. Dies ist kein kleiner leicht verdaulicher Blog, sondern ein sehr ausführliches Beschreiben zum besseren Verständnis Ihrer Persönlichkeit und des Charakters. Dem schizoiden Anteil der Persönlichkeit ist in diesem Blog aussergewöhnlich viel Aufmerksamkeit geschenkt worden, weil er am schwierigsten in allen seinen Facetten erklärbar ist, aber auch so eine Art Boss der anderen Anteile ist.
Manche Klienten neigen daher zum Ausdrucken und dem sukzessiven Lesen zum besseren Verstehen. Vielen Dank wenn Sie sich dieser Anstrengung stellen und am Ende vielleicht etwas klüger über sich und Ihre Mitmenschen geworden sind ! Fragen dazu werden gerne in der Praxis beantwortet.
Die Persönlichkeitsanteile als eine Art Verein.
Wenn man die Funktionen der einzelnen Charakteranteile personifizieren und mit einem Verein vergleichen würde, wäre der schizoide Anteil vermutlich im Vorstand, also in Leitungsfunktion, der depressive Anteil würde für das zwischenmenschliche und den Kaffee und die Kekse und den informellen Teil sehr gut sorgen, der Kontrollanteil oder zwanghafte Anteil würde die Tagesordnungspunkte genaustens abarbeiten und Buch und die Kasse führen und der histrionische Anteil würde das nächste Betriebsfest auf den Plan setzen. Vorallem würde letzterer fordern, sich jetzt und sofort damit zu beschäftigen. Warten und Geduld sind nicht sein Ding.
Dominanten Prioritäten oder Mischungen von Persönlichkeitsanteilen in der Therapie auf der Spur.
Unsere Persönlichkeitsanteile entwickeln sich in ihren Grundzügen lt.Tiefenpsychologie zwischen dem 0. bis zum sechsten Lebensjahr und werden in den vier Persönlichkeitsstrukturanteilen: schizoid,depressiv,zwanghaft und als letzter Anteil: histrionisch abgebildet und sind daher entwicklungspsychologisch zeitlich zuzuordnen. Dominiert ein Strukturanteil oder wird durch die anderen drei Persönlichkeitsanteile nicht gemildert, kann er persönlichkeitsimmanent zur dominanten Priorität und unserem Charakter werden. Das ist meistens in Ordnung.
Andererseits sind auch irrtümliche innere Meinungen über uns selbst und über unsere Mitmenschen schliesslich auch verhaltensbestimmend, z.B. jene, möglichst immer überlegen sein zu müssen, (schizoid) , oder sich besser immer anzupassen und zurückzunehmen (depressiv), oder immer zu beweisen, dass man alles richtig macht ( zwanghaft ) oder jene Meinung, immer im Mittelpunkt stehen zu müssen,( histrionisch). All dies ist meistens nicht bewusst. Um solche unbewusste, auch krank machende und neurotisch wirksame Prioritäten herauszufinden, biete ich entsprechende Persönlichkeits-Test in der Praxis im Rahmen der Therapie bzw. der Biografieanalyse und auch EMDR- Traumatherapie an.
Und schliesslich bestimmt natürlich auch unser Temperament, introvertiert oder extrovertiert – in unserer Gefühlsgenetik als deutlich entscheidendes „Gewürz“ – die individuelle Rezeptur unserer Charakterstruktur und Persönlichkeit entscheidend mit. Unsere Gefühlsgenetik agiert im Basement unseres Unterbewusstseins und spiegelt sich im Anderen, durch die wir uns eigentlich erst kennenlernen und als Selbst wahrnehmen können.
Bindungsfähigkeit und Empathiefähigkeit durch elterliche Prägung und Vorbilder.
Tatsächlich aber ist unser Charakter und unsere Persönlichkeit weder in unseren Genen noch durch elterliche Prägung und Vorbilder unwiderruflich festgelegt. Denn die ständige Wechselwirkung des Ich zum Du und schliesslich zum Wir, hilft uns kontinuierlich bei der Entwicklung unserer Persönlichkeit, um beweglich und damit anpassungsfähig zu sein.
Und diese Beweglichkeit und Anpassungsfähigkeit macht unser Mensch-Sein aus, macht uns bindungs- und empathiefähig und entwickelt unser Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen auf unserem Lebensweg.
Andererseits schwächen oder verstärken sich bestimmte Persönlichkeitsanteile je nach Alter und Lebenssituation.
Das Alter verstärkt depressive Anteile, aber auch die vorsichtigen, zwanghaften Anteile, also die Kontrolle nimmt zu, damit auch Ängste, während die leichtfüssigen histrionischen Persönlichkeitsanteile mehr der Jugend vorbehalten sind.
Der schizoide und eigentlich unbeweglichste, und am schwersten zu therapierendste Persönlichkeits- Anteil, erhält mit den Jahren manchmal auch mehr Sicherheit durch Kompetenz und oft späte Gelassenheit. Oder verstrickt sich in falsche, paranoide Welten und mutiert schlimmstenfalls zum zynischen, bitteren Menschenfeind.
Zurück zu den Anfängen.
Wir benötigen bekanntlich gerade am Anfang unseres Lebens besonders innige Geborgenheit um uns vertrauensvoll dem Gegenüber zuzuwenden. Denn wir entwickeln uns im ersten Lebensjahr – vom rein biologisch reaktiven Wesen- zu einem sozialen, kleinen Menschen der Dazugehören will und quasi um seine neue Position auch schreiend „kämpft“.
Das Lächeln im ersten Vierteljahr des Babylebens ist bereits Ergebnis der sich entwickelnden Spiegelneuronen, welche Emotionen der Umgebung und naher Menschen erfassen lernen und zum Entzücken aller dann widergespiegelt werden.
Das 1.Lebensjahr und der sich hier entwickelnde schizoide Strukturanteil wird in eine recht chaotische, unverständliche Welt hineingeworfen, wird dominiert von starken,auch bedrohlichen, weil unverständlichen Gefühlen bei noch sehr wenig Verstehen. Es existiert noch kein formal-logisches Denken, Verstand und Gefühl sind also voneinander noch gespalten ( schizoid= gespalten). Daher nennt man diese frühe psychogene Entwicklungsphase auch schizoide Phase und Prägung.
Lebensleistung : mit Gefühl und Verstand in einer Balance agieren.
Gefühl und Verstand sollten aber möglichst nicht immer getrennt und gespalten erlebt werden, wie im 1.Lebensjahr. Wir müssen also unbedingt im Laufe unseres Lebens lernen, Gefühl und Verstand gleichermaßen vereint und nicht widersprüchlich zu nutzen. Dabei helfen die drei auf den schizoiden Anteil folgenden psychogenen Struktur-Anteile : depressiv, zwanghaft, histrionisch (Histrion:der Schauspieler), ungemein und stellen quasi eine Gefühlsbalance her. Denn wir sind i.d.R. meist anteilig gemischt und agieren mal im einen oder bevorzugt im anderen Persönlichkeitsanteil, je nach Situation und Lebensalter.
Kontinuität stärkt das Urvertrauen
Sicherheit stellt sich ganz allmählich beim kleinen Menschen durch immer wiederkehrende Muster und vertraute Menschen und Situationen ein. Kontinuität ist also wichtig zur Entwicklung des Urvertrauens und der Entwicklung des Gefühls Dazuzugehören, ja, auch geliebt zu sein.Das trägt den Menschen ein Leben lang. Zweifel daran ziehen sich ebenfalls lebenslang durch menschliche Lebengeschichten.
Ur-Angst vor Verlust und Verlassenwerden als uralte Menschheitsangst !
Diesem Urgefühl des Urvertrauens steht gleichzeitig auch die tiefgreifende Angst vor Verlust, Verlassenwerden und dem entsetzlichen Alleine sein gegenüber. In allen Menschen existiert lebenslang diese unbewusste große Angst, bei gleichzeitiger Sehnsucht nach Hingabe und Nähe, Vertrauen und fallen lassen können. Der tiefe Wunsch nach Bindung und die unterschwellige Furcht nicht bemerkt, nicht willkommen, nicht gesehen zu werden, und der Situation alleine ausgeliefert zu sein, ist gleichsam eine der uralten Menschheitsängste.
Wie entwickelt sich der typische schizoide Nähe-Distanz-Konflikt im 1.Lebensjahr?
Schizoide Reaktionen zeigen immer den Widerspruch, nämlich einerseits Nähe zu suchen und sie andererseits gleichzeitig als Einschränkung abzulehnen. Erkrankungen und längere Abwesenheit der nächsten Bezugsperson oder Erkrankungen des Kindes selbst, frühe längere Krankenhausaufenthalte, vor allem längere Trennungen im 1.Lebensjahr, oder grundsätzlich zu häufige Wechsel von Betreuungspersonen, können das Urvertrauen empfindlich und nachhaltig stören.
Das kann sich bereits bei einem ebenfalls schizoiden Elternteil persönlichkeitstypisch manifestiert haben und wurde weiter gegeben.
Diese Altlast nimmt das Kind dann mit in die nächste psychogene Entwicklungsphase. Das heisst aber auch, dass sich eine schizoide Problematik in der darauffolgenden depressiven Phase, ca. ab 15. bis ca. 30. Lebensmonat – mit großen Verlust- und Trennungsängsten – nochmals verstärken kann.
Der schizoide Nähe- Distanzkonflikt .
In Beziehungen mit schizoiden Partnern- auch bereits bei Kindern bemerkbar- kommt es häufig zum Konflikt, wenn ein schizoider Mensch seine Autonomie und seine Grenzen bedroht sieht. Dann werden nicht nur ungerne Gefühle der anderen an sich herangelassen, sondern auch das eigene Gefühl nicht gut fokussiert und vor allem nicht allzu offen signalisiert.
Das lässt diese Persönlichkeit kühler bis wenig berührbar erscheinen, als sie tatsächlich ist. Im tiefsten Inneren sieht es anders aus. Manchmal allerdings zeigt sich konflikthaft eine kalte, passive Wut, ungünstigstenfalls begleitet von einem Hang zur Ironie bis Zynismus.
Sich verletzlich zeigen, kann dann gewissermaßen auch „gefährlich“ sein, daher wird vornehmlich der Verstand bemüht, weniger die Emotionen. Auch das ist ein Merkmal des schizoiden Persönlichkeitsanteils : die Neigung zum Rückzug in die „Höhle“ oder ins Schneckenhaus.
Gefühle des Dazugehörens, gemeinschaftliches Erleben und Tun, kann aus dieser inneren Isolation heraushelfen, um vorsichtig die gewünschte emotionale Nähe zuzulassen.
Gelingt es dem schizoiden Persönlichkeitsanteil auch selbstironisch seinen eigenwilligen Humor zu kultivieren, und damit innere ( angebliche ) Feindbilder auszuschalten, kann aus angeblicher Schwäche auch eine große Stärke werden.
Schizoides Überlebens-Motto : Nicht übersehen werden, um zu überleben.
Schreiend müssen wir uns also am Anfang unseres Lebens bemerkbar machen um überhaupt zu überleben. Der schizoide Strukturanteil behält ein Leben lang den Wunsch bemerkt und nicht übersehen zu werden und dadurch zu überleben und Bedeutung zu haben. Situationen, in denen sich der schizoide Persönlichkeitsanteil ohnmächtig ausgeliefert fühlt, das kann beispielsweise eine schwere Erkrankung oder ein Vertrauensbruch sein, eine Traumaerfahrung, ein Todesfall, oder eine Trennung sein,kompensiert und beantwortet dieser Anteil negative Gefühle mit seiner Kompetenz und seinem Wissen.
Gerne zieht sich dann der schizoide Persönlichkeitsanteil in diese eigene, persönliche Welt des Wissens, der Kenntnisse und der Fakten zurück, denn in dieser Welt bleibt er autonom und ist der schizoide Boss !
Unterordnen oder sich Ergeben ist also nicht sein Ding. Autoritätskonflikte sind bei diesem Anteil mit eingebaut. Das Leben gleicht daher oft einem Kampf, der gewonnen werden muss. Passiver Widerstand und Aussitzen ist klassisch, wenn depressive Aspekte mitmischen dürfen.
( Blog :passiv-aggressiver Mann )
Und die Kehrseite der Medaille ?
Ein Mensch mit einer starken schizoiden Prägung und Persönlichkeit, wird lebenslang nicht gut vertrauen können, traut nur sich selbst, was oft einsam macht. Depressionen können die Folge sein.Er muss nicht gefallen, oder gefällig sein, sondern der Wissende und Kompetente oder derjenige, der es einfach besser kann. Das reicht ! Das aber kann auch unterschwellig große Angst ,seelisch und körperlich krank und schlimmstenfalls paranoid machen, also Verfolgungswahn auslösen
Und so schafft der schizoid geprägte Mensch sich einen “Kompetenzpanzer“ an.
Das geringste Übel sind typischerweise sichtbare Erkrankungen der Haut, quasi als psychosomatischer Ausdruck, z.B. Schuppenflechte oder Neurodermitis, nach dem Motto: „Berühre mich ! Aber fass mich besser nicht an, und komm mir nicht zu nah“. Diese unbewusste schizoide Botschaft ist sehr widersprüchlich. Denn so verbleibt der schizoid geprägte Mensch wenig berührbar, obwohl ihn eine große innere, geheime und brennende Sehnsucht nach Berührung und Nähe lebenslang begleitet.
Gefühlsunsicherheit versus Leistungs-und Lösungsorientierung.
Ein Mensch mit ausgeprägten schizoiden Zügen kaschiert seine latente Gefühlsunsicherheit durch enormen Ehrgeiz, Zielorientierung, oftmals intellektuelles Führungstalent, analytischen Wissensdrang, und ist immer vom Wunsch getragen, als „überlegen“, herüberzukommen. Gefühls- Unsicherheiten werden durch Leistung und Können kompensierbar. So erzielt der schizoide Mensch zwar seine Sicherheit und behält seine Autonomie bleibt aber, das ist der Preis, emotional wenig nahbar.
Wir sind im stetigen Kampf gegen die inneren Stimmen, die bei wichtigen Entscheidungen zum Ja oder Nein raten. Bekommen die Stimmen allerdings Eigenleben, können sich pathologisch gesehen psychotische Episoden entwickeln. Der Mensch mit einer schizoiden Prägung erlebt sich – wenn es hierzu kommt – dann von sich selbst entfremdet und verfügt phasenweise über kein Realitätsvermögen. Als chronische, psychotische Variante sei in diesem Zusammenhang die Schizophrenie oder auch eine schwere Depression als psychiatrische Erkrankungen erwähnt.
Wissen ist Macht und führt zur schizoiden Überlegenheit im Sinne von Kompetenz.
Ein schizoider Mensch kann ein Einzelkämpfer, Einsiedler, aber auch ein Visionär, Lehrender, Forschender, Entdecker, Entwickler, ein Macher, oder ein analytischer, oft nur scheinbar gefühlsunberührter Entscheider und Führer ein, selten ein Grübler, oft Zweckoptimist, Instrumentalisierer, kann aber auch, wenn er zur Radikalisierung neigt, und ausschliesslich seinen eigenen, gefährlichen Ideologien folgt, ein gewaltbereiter Agitator, Revolutionär oder Terrorist werden.
Ein typischer schizoider , sowohl unbewusster als auch bewusster Glaubenssatz beruht auf der Meinung, dass alles Wissen Macht ist. Denn Lernen und Erfahren führt zu mehr Erkenntnissen und schliesslich so auch zu Entscheidungen und Lösungen.
Die Urgefühle der Ohnmacht und des Nichtwissens, die den Anfang eines jeden menschlichen Lebens dominieren, werden so ausgezeichnet kompensiert und die eigene, schizoid gewollte Überlegenheit , immer wieder bestätigt.Meist auf Kosten der Gefühle !
Damit jedoch führt der schizoide Anteil auch häufig die anderen Strukturanteile lösungsorientiert an, die mehr problemorientiert agieren.
Lediglich der histrionische, leichtgängige Anteil, der alles oft nur amüsant und witzig und unwesentlich findet und zu schnellen Lösungen neigt, um das Problem vordergründig erst mal los zu werden, befindet sich manchmal auf scheinbarer Augenhöhe mit dem Überlegenheitsanteil.
Überproportional schizoid agierende Eltern sind durchaus fürsorglich, aber oft dabei auch eher sachlich bis kühl und emotional unklar.
Vornehmlich Anerkennung von rationalem und intellektuellem Sachverhalt, Zweckoptimismus, Instrumentalisierung von Menschen, Leistung und Wissen, kann bei einer überwiegenden schizoiden Charakter- Struktur oftmals Nähe und Lob ersetzen. Das kann sehr einsam machen !
Ein schizoides Kind wehrt sich allerdings bereits gegen zuviel Fürsorge, die es als Einschränkung empfinden kann, und es schreit eher dann aus Abwehr oder Wut, als aus Verzweiflung,während das depressive Kind geradezu die Fürsorge herbeischreit und auch benötigt.
Mangel an schizoider Selbstkritik. Wie verhalten sich die anderen Anteile der Persönlichkeit ?
Schizoide Selbstkritik ist selten. Depressive Anteile der Persönlichkeit fühlen sich sofort verantwortlich und sicherlich schuldig und wollen alles gut machen. Kontrollanteile, also zwanghafte Strukturanteile, verteidigen sich, beweisen sich permanent oder klagen sofort an. Und der histrionische Anteil weiß von nichts, bagatellisiert, lenkt ab oder geht drüber hinweg.
Es existieren starke Selbstwertzweifel im depressiven und zwanghaften Anteil.
Im schizoiden und histrionischen Anteil herrscht Übereinstimmung bezüglich nicht existierender Selbstzweifel. Selbstüberschätzung bis Größenwahn können dafür auf der “ Persönlichkeitscouch“ Platz nehmen.
Thema : Intimität und Nähe beim schizoiden Persönlichkeitsanteil.
Schizoide Erwachsenen funktionieren das Thema Intimität und Sex eher zu einem Sicherungs- und Entlastungsmechanismus um. Sie sind weniger von Zärtlichkeit, Nähebedarf und Leidenschaft gesteuert, wie es beim depressiven und histrionischen Anteil der Fall ist. Sadomasochistische Tendenzen sind bei schizoiden Aspekten der Persönlichkeit durchaus aktiv. Auch ein Fetisch ist nicht unbekannt. Swingerclub- Besuche funktionieren sowohl beim schizoiden, als auch histrionischen, neugierigen Anteil ebenso anregend.
Die Intimität des schizoiden mit einem kontrollhaften, also zwanghaften Partner, fällt dagegen oft unspektakulär, wenig zärtlich und ritualisiert aus und man ist schnell voneinander gelangweilt.
Der depressive Anteil verhungert emotional oft sowohl an der Seite des schizoiden, als auch beim zwanghaften Anteil. Während der histrionische Persönlichkeitsanteil es sich passend macht und den schizoiden Anteil tatsächlich gut verführen kann und auch erfolgreich tut. Hier passt die Unverbindlichkeit !
Der depressive Persönlichkeitsanteil oder die Furcht vor Verlust und Trennung.
Zurück zur Entwicklungsgeschichte der Persönlichkeitsanteile. Das Kind ist mittlerweile ca. 1,5 Jahre alt, und hat begriffen, dass es jemand gibt, der sich um es kümmert, wo und vom wem es sein Fläschchen, den Brei oder den Keks bekommt. Inzwischen sind Zähne zum Beissen da und das Kleine kann der Mutter wegrennen und sein eigenes Ding machen.
Der Bewegungsradius ist umso größer, wenn das Kleine darauf vertraut, dass es nicht allein gelassen wird. Die unterschwellige Furcht (emotional) zu verhungern, wenn die Bezugsperson nicht sofort präsent ist, zeigt sich im ausdrücklichen Appellationsverhalten eines depressiv gesteuerten Kindes, dass sich schnell total alleine und verlassen fühlt.
Verbleiben im Unterbewusstsein unverarbeitete Trauma- Gefühle, werden auch beim reiferen Menschen bei Konflikten depressive Impulse erzeugt. Dann ist das depressive Verlusttrauma geboren. Es existiert lebenlänglich, wenn es nicht in der Therapie verarbeitet wird.
Depressiv gesteuerte Eltern.
Diese Eltern oder manchmal nur die Mütter zeichnen sich vor allem durch hohe Verantwortlichkeit bis Überfürsorglichkeit aus. Der Beschützerinstinkt ist immer sehr ausgeprägt. Das Kind wird oftmals in Watte gepackt und dadurch eher entmutigt als zu neuem Verhalten und Selbstvertrauen motiviert.
Diese Comfortzone wird lebenslang verinnerlicht, Konflikte bequemerweise möglichst gemieden und Harmoniebedürfnis groß geschrieben.
Hotel Mama
Die spätere Loslösung vom Elternhaus wird von Beteiligten oftmals als hochdramatisch und ambivalent beschrieben. Manchmal besteht die Neigung das “Nest” überhaupt nicht zu verlassen.
Laut Untersuchung des Statistischen Bundesamtes in Wiesbaden von 2019, wohnt jeder vierte junge Erwachsene in Deutschland noch bei den Eltern. 34% der 25jährigen Söhne und 21% der Töchter lebten noch im Hotel Mama, wobei von einem Stadt-Land- Gefälle die Rede ist. In ländlichen Gegenden wird länger bei den Eltern gewohnt, als in den Städten. Vermutlich, weil Bindungen und Gewohnheiten hier nicht so ausgeprägt ausfallen ,wie sie es offensichtlich noch auf dem Land tun. Auch finanzielle und kulturelle unterschiedliche Rahmenbedingungen spielen eine Rolle.
Klaus Hurrelman bekannter Jugendforscher oder die Shell-Studie belegen, dass junge Frauen inzwischen bessere Bildungsergebnisse erzielen, und selbständiger und selbstbewusster auftreten als junge Männer in der gleichen Situation. ( Blog: die aktiv-aggressive Frau ) . Deshalb lösen sich die Töchter früher von zu Hause als die Söhne.
Betrachtet man das nun unter psychoanalytischen Gesichtspunkten, so erschliesst sich daraus, dass bei den jungen Männern inzwischen wohl mehr depressive, zögerliche Persönlichkeitsanteile mitmischen. Söhne schätzen den Komfort im Hotel Mama sehr und zeigen – so der Experte Hurrelmann- Irritationen, dass Frauen so stark sind. ( Blog :der passiv-aggressive Mann ).
Histrionische und schizoide Anteile lieben ihre Freiheit und drängen gerne ins Abenteuer des Lebens und in die eigene Autonomie und dies meist früher als es bei depressiven und zwanghaften Persönlichkeitsanteilen zu beobachten ist.
Solidarität und emotionale Verantwortung : ein mitmenschliches und auch depressives Motiv.
Depressiv gepolte Mütter und Väter möchten ihren Kindern priorisiert eher Solidarität und emotionale Verantwortung mitgeben, statt Selbständigkeit. Symbiotische Bindungen werden forciert. Kinder werden hierbei emotional verstrickt und damit emotional oft überfordert. Diese Kinder lernen, dass es manchmal geschickt ist minimalen Aufwand zu betreiben und damit maximalen Erfolg zu erzielen.
Herausforderungen werden dann eher gemieden, es ist eher ein Gehen im Schongang und oft ist es der Weg des geringsten Widerstandes.
Das aber ist auch die Grundthematik jeglicher Sucht : Ohne Anstrengung gute Gefühle zu bekommen, wenn man von den realen Folgen von Sucht mal absieht, oder minimaler Aufwand (Leistung) bei maximalem Erfolg ( Gewinn, z.B.auch Krankheitsgewinn ) ist eine depressives, unbewusstes Lebensmotto.
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Die Kehrseite der Medaille: Die Selbstverwirklichung bleibt auf der Strecke.
Die Selbstverwirklichung bleibt beim so erzogenen, immer geschonten und damit entmutigten Kind auf der Strecke. Kindliche Bedürfnisse orientieren sich jedoch vor allem an den elterlichen Interessen .Ein depressiv geprägtes Kind lernt unbewusst früh die Eltern mit sich zu beschäftigen, weil es sich nur dann sicher und geliebt fühlt und weil es ungerne alleine und sich selbst überlassen ist und auch schnell total verzweifelt.
Die Frustrationsschwelle ist und bleibt ziemlich niedrig.
Ungerne wird auch später die Comfortzone verlassen, da die Priorität im Leben sich auch später an der „Bequemlichkeit“ und damit an der Konfliktvermeidung und überproportionalem Harmoniebedürfnis orientiert. Auch in Partnerschaften in denen depressive Anteile regieren.
Die Angst vor Verlust und Verlassen-Werden dominiert in allen späteren Beziehungen, wenn die früh entwickelte depressive Prägung nicht von anderen Persönlichkeits- Anteilen etwas ausgeglichen wurde.
Unser innerer Controller : der zwanghafte Anteil und die Furcht vor der Veränderung.
Ebenso stark kann aber auch die Furcht vor Veränderung, vor dem Neuen, dem Risiko und die damit verbundene Angst vor Blamage und Demütigung im späteren Leben dominieren. Das sind zwanghafte gesteuerte Themen, welche in der Entwicklungsphase um das dritte Lebensjahr herum entstehen. Alles was man hat will man auch behalten, abgeben ist schwierig ! Später kann dies in Geiz ausarten.
Das Kind kann mittlerweile seine Blase und Anus kontrollieren und nicht selten mit seinen Trotzanfällen auch die Mutter. Dies ist auch eine Zeit in der das Kind die Welt entdecken will, aber häufig zum Schutz durch viele Regeln ( Zwänge ) begrenzt wird und auch erste negative Reaktionen auf sein Verhalten erhält.
Wird ein Kind ständig „ausgebremst“, verhärtet sich das negative Selbstbild. Die damit verbundenen Gefühle der ständigen Benachteiligung oder des Unbeachtet- Seins, des vielleicht ja doch Ungeliebt- Seins, können sich so verstärken.
Ständig will das Kind nun durch seine wachsende Kompetenz überzeugen oder sich beweisen und sei es nur mit seinen Bildern aus dem Kindergarten oder den selbst gebastelten Kastanienmännchen.
Auch die Leistung im anfänglich eher unheimlichen Closchüssel-Loch, mit Hilfe des Kinderclositzes sein erstes eigenes Produkt sehen zu können, ist für das Kind bedeutsam. Denn jegliche spätere Leistungsorientierung entwickelt sich genau auf diesem Urerlebnis etwas selbst produziert zu haben. Dass alles so schnell weggespült wird, schreit nach Wiederholung, auch, weil man es doch kann.
Tatsächlich hat das Kind nun Kontrolle über ein eigenes “Produkt” und damit auch ein gewisses Erfolgserlebnis. Danach sucht ein zwanghafter Mensch lebenslänglich,immer im Zweifel, ob er es wirklich richtig macht.
Zwanghafte, kontrollierende Eltern.
Zwanghafte Eltern legen oft mehr Wert auf Pünktlichkeit, Ordnung, Wahrhaftigkeit und Fleiß, als auf kindliche Selbständigkeit. Dies bevorzugen eher schizoide Eltern !
Zwanghafte Eltern wollen das Kind möglichst gut auf kommende Frustrationen vorbereiten und falschem Anspruchsdenken vorbeugen, indem sie eher weniger loben als der depressive oder histrionische Anteil der Persönlichkeit es gerne tut.
Zwanghafte Eltern neigen zur Rechthaberei , einer strengen Verbotskultur und oft ausgiebigem Streitverhalten, vor allem wenn sich noch der histrionische Anteil dazumischt. Dieses Negativ- Vorbild prägt ein Kind ziemlich stark.
Wenig Lob löst Selbstzweifel aus, der nun auch mit Trotz beantwortet wird. Zwanghafte Eltern bauen zwar auf Werte wie Disziplin und Durchhaltevermögen, untergraben dabei aber auch oft die kindliche Spontanität und Kreativität. Phantasie entzieht sich der Kontrolle und das soll verhindert werden. Histrionisch agierende Eltern streiten dagegen oft grenzenlos und heftig, was Kindern große Angst machen kann.
Furcht vor Risiko und Demütigung und ständiger Selbstzweifel.
Beim zwanghaft geprägten und handelnden Menschen entwickelt sich eine Furcht vor Risiken und Blamage zu einem oftmals neurotischen Perfektionismus. Entscheidungen können dann nur schwer getroffen werden, da Fehler nicht erlaubt sind.
Selbstzweifel sind immer groß. Der Boden für Angst- und Zwangsstörungen sowie Phobien ist hiermit bereitet
Covid19 und die Coronakrise sind absolut zwanghafte Verstärker.
Covid19 und die Coronakrise sind absolut zwanghafte Verstärker von zwanghaften Persönlichkeitsanteilen. Die Regeln werden hier nochmals geregelt !
Der histrionische und schizoide Anteil arrangieren sich meist ausgezeichnet, während der depressive Persönlichkeitsanteil unter den zusätzlichen Belastungen z.B.von Homeoffice und Kinderbetreuung mehr leidet, als auch die Vorteile zu sehen.
Selbsterfüllende Prophezeiung
Die Erwartungshaltung an die Mitmenschen ist bei dem zwanghaften, allerdings sehr zuverlässigen Persönlichkeits- Anteil, oft viel zu hoch, zu fordernd, eben perfektionistisch. Hier steckt schon oft im Keim die Enttäuschung und der typische zwanghafte Selbstzweifel. Und schon schaut der negative depressive „Flow bereits um die „Ecke“. Die selbsterfüllende Prophezeiung: “ das musste ja so kommen”, gehört sowohl zum zwanghaften als auch depressiven psychogenen Standard.
Der histrionische Anteil der Persönlichkeit : Die Furcht nicht zu gefallen und die Angst vor der eigenen Vergänglichkeit.
Als letzter Persönlichkeitsanteil der entwicklungspsychologischen Betrachtung stellt sich das mittlerweile Vier- bis Fünfjährige gerne auf eine imaginäre Bühne und sonnt sich ebenso gerne bis ca. dem 6.Lebensjahr, im elterlichen und überhaupt im Applaus bei seinen phantasievollen Auftritten und Erzählungen. Der Charme des histrionischen kleinen und später großen Menschen ist häufig umwerfend. Ebenso inspiriert die unglaubliche Kreativität dieses Persönlichkeitsanteiles und gestaltet das Leben erst bunt und spannend. Lust, Motivation und Hingabe, wenn auch nicht unbedingt Treue, und unerschütterlicher Optimismus , sind Kennzeichen des histrionischen Aspektes.
Zurück zur psychogenen Entwicklung.
Das Kind ist mittlerweile ein Kindergartenkind, vermutlich Kita erfahren. Es hat also die Erfahrung gemacht nicht das Nabel der Welt zu sein. Es kann sich inzwischen anpassen und im „Strom“ mitschwimmen. Will aber trotzdem lieber der glitzernde Goldfisch sein, der auffällt und gefällt, um im Bild zu bleiben. Leider klappt das aber nicht immer, manchmal ist man ja doch leider wie alle anderen und nichts Besonderes !
Das aber kann schon mal histrionisch wütend und trotzig machen und mütterliche und eigene Grenzen ausloten und mit Charme wieder glatt gebügelt werden. Das Kind glaubt vieles zu können und ist sehr sauer, wenn es genau das noch nicht kann
Die eigene Wirkung und der “Auftritt” des histrionischen Anteiles.
Das Gefühl für die eigene Wirksamkeit , also den „Auftritt“ ( Histrion : der Schauspieler ) auf der Lebensbühne, entwickelt dieser kleine Mensch insbesonders in diesen histrionischen Selfie-Handy-Zeiten fast zu gut. Die Folgen dieses recht narzistischen ständig auf der Bühne zu stehen, sind tatsächlich noch nicht absehbar.
Und natürlich hat das Vierjährige oder das fünfjährige Kind schon bald eine Ahnung vom eigenen Geschlecht und der Sexualität. Doktorspiele und Masturbation sind nun zwischen drei bis fünf Jahren ab und an Thema, überhaupt Rollenspiele, die den Familienalltag abbilden und soziale Rollen von Mann und Frau, Mutter und Vater, näher bringen.
Das histrionische “Lügen”oder magische Denken des Kindes und die Eltern.
Das (noch ) magische Denken vom Vier- bis Fünfjährigen wird von schizoid-zwanghaften Eltern eher als Lüge bewertet, und von depressiv-histrionischen Elternteilen manchmal sogar kreativ gefeiert. Entsprechend gerne stellen sich histrionisch agierende Kinder und der spätere histrionische Erwachsene in den Mittelpunkt und freuen sich meist selbstbewusst daran, anderen dabei zu gefallen, andere zu begeistern und zu motivieren.
Dass dies manchmal überzogen und nervig sein kann, ist den meisten, gerade reiferen Histrionikern selten bewusst. Gerne dominieren sie das Geschehen und meist wird ihnen das nicht verübelt, da sie wie ein Paradiesvogel mit scheinbarer Leichtigkeit durchs Leben gehen..
Der histrionische Anteil als bunter Pfau !
Wie ein aparter Pfau, der sein Rad schlägt und bewundert wird, zeichnet sich der histrionische Persönlichkeits- Anteil vor allem durch angenehme Leichtigkeit- zumindest in der Jugend- aus.
Ein histrionischer Mann gleicht tatsächlich nicht selten manchmal einem Pfau, der sein Rad schlägt, also möglichst auffällig. Er macht ein unglaublich gutes Eigenmarketing. Ebenso die typische, histrionische Frau. Sie ist die klassische Diva, oft auch Zicke, das „Weibchen“ oder auch knallharte, aber charmante Managerin. Ein oft ausgesprochen attraktiver Frauen-Typ, sehr umworben vom anderen Geschlecht, meist sehr gut aussehend, charmant bis zum Abwinken.
Histrionische Persönlichkeiten sind allerdings oft auch ziemlich eitel, aber gleichzeitig auch mimosenhaft im Umgang, teilen selbst aber heftig aus. Gleichzeitig emphatisch, wenn es nicht die eigene narzistische Umdrehung stört, oft dabei sehr überzeugend und liebenswürdig, verführerisch bis manipulativ und charmant, aber dabei auch total stimmungslabil
Histrionische Selbstdarstellung und Bündnisse.
Ein histrionischer Mann oder eine stark histrionische Frau umgehen eher mal Regeln als es ein zwanghafter oder depressiv agierender Mensch tut. Langeweile kommt hier nie auf ! Unzuverlässigkeit kann die Kehrseite sein und Desorganisation, sowie Planlosigkeit.
Der histrionische Persönlichkeitsanteil ist tatsächlich der oberflächlichste und dramatischste Anteil in einer Charakterstruktur. Er verhält sich häufig sprunghaft, unkonzentriert , ablenkbar und ist immer auf der Jagd zu gefallen, aufzufallen, gierig etwas Neues zu entdecken, zu erleben und sich dabei möglichst in den Mittelpunkt zu stellen und zu inszenieren. Die Welt ist eben auch eine Bühne. Immer ! Auch eine Erkrankung kann dramatisch erlebt und histrionisch gezeigt werden und den Persönlichkeitsanteil für die Mitwelt ziemlich anstrengend machen.
Und pathologisch ?
Pathologisch gesehen gibt es kaum eine überdrehte Verhaltensweise oder Befindlichkeit, die nicht von einem Histrioniker gezeigt werden und unter der der oder die Betroffene und die Mitwelt sehr leiden kann.
Angefangen bei der Hypochondrie bis hin zur beeindruckenden Panikattake, Kollaps, Wutanfall, Nervenzusammenbruch, Herzattacken, absonderlichen Sextechniken , d.h. alles sexuell auszuprobieren was nur geht, oder ständiges Stalking eines Menschen, der nichts von ihm oder ihr wissen will, also bis hin zum Liebeswahn und/oder Erkrankungen, die rein psychogen begründet sind, wie psychogene Lähmungen u.a. Krankheitsbilder. Denn immer geht es auch hier unbewusst final darum, andere zu beeindrucken und schliesslich auch um das bewusste Gesehen- Werden und Auffallen.
Twitter & Co sind hier zur histrionischen Selbstdarstellung recht hilfreich.
Kindliche, kreative Erfindungen können ungünstigstenfalls später zu notorischem Lügen mutieren, im krankhaften Einzelfall intrigant und grenzenlos die Parteien ausspielend. So wie das Kindergartenkind genau weiß , wen es was wann fragt ,um etwas für sich zu erreichen. Später kann der histrionische Anteil auch zur emotionalen Erpressung neigen und sich bevorzugt den depressiven Anteil dabei gerne mit ins Boot nehmen.
So besteht ein ständiges gieriges Hin-und Hergerissen sein zwischen Abenteuerlust, Leichtigkeit bis Leichtsinn, Sorglosigkeit bis Größenwahn. Der Histrion ist beseelt von dem Wunsch sich möglichst positiv von anderen- auch unbedingt äusserlich- abzuheben und zu gefallen ! Eine histrionische Persönlichkeit agiert mit hohen Extrovertiertheit, um einem möglichst immer beeindruckenden Auftritt hinzulegen. Im Prinzip ist dieser Anteil der antagonistische Gegenspieler zum schizoiden, zurückgenommenen, manchmal schüchternen und in sich gekehrten Anteil.
Totale Anziehung
Der depressive Anteil fühlt sich unwiderstehlich vom histrionischen Anteil angezogen und geht gerne ins Bündnis. Klassisch weiblich galt sehr lange das Bündnis histrionischer und depressiver Anteile, männlich sprach für ein Bündnis der härteren, zwanghaften Kontrollanteilen und der schizoiden Anteilen. Das hat sich mittlerweile strukturell gewandelt, so wie alles im Umbruch ist. ( vgl.Klaus Hurrelmann-Studie).
Obwohl total gegensätzlich, ziehen sich schizoide und histrionische Menschen oft an. Schizoide Männer bevorzugen durchaus die leichte, histrionische, aber auch anspruchsvolle Frau, streiten sich ohne Ende mit einer zwanghaft geprägten Frau, achten die ebenfalls schizoid-dominante Frau, und fürchten sich vor der Seelentiefe und Hingabefähigkeit der depressiven Frau, die sie nicht beantworten können und wollen. Ewiger Konfliktstoff entsteht.
Applaus“ und “Gefallen-Wollen und der ältere histrionische Mensch.
Unter dem ständigem emotionalen Hunger nach „Applaus“ ,”Gefallen-Wollen” und Bewunderung, kann der ältere histrionische Mensch später neurotisch leiden, nämlich genau dann,wenn er eben nicht mehr genügend auffällt, weniger Blicke auf sich zieht und weniger attraktiv ist. Älter werden ist verdammt schwierig unter diesen Bedingungen. Histrionische Menschen haben Probleme mit dem Ende aller Dinge, dem Tod, der Vergänglichkeit und dem eigenen nicht mehr Auffallen.
Gleitschirmfliegen ist ungleich komplizierter als ein Ballonfahren als Gemeinschaftserlebnis.
Betrachten wir exemplarisch mal einen Gleitschirmflug unter persönlichkeitsspezifischen Aspekten. Hier entscheiden sich sowohl schizoide als auch schnell entschlossenene, histrionische Anteile, recht furchtlos für das Gleitschirm-Abenteuer. Möglicherweise entscheidet der Histrion sich auch für einen Tandemsprung, wenn der Partner oder Begleiter attraktiv ist und gute Flirtaussichten bestehen.
Der depressive Anteil benötigt den Tandemsprung und die sorgende Anleitung, um überhaupt seine Furcht zu überwinden. Und der zwanghafte Controller hat ebenso wie der schizoide Anteil alle Informationen hereingeholt, die ein bischen Vertrauen ermöglichen. Der zwanghafte Anteil fliegt aber nur dann im Tandem, wenn es mehr Sicherheit bietet als ein Alleinflug. Kontrolle geht noch vor dem Spaß am Ganzen.
Kleinste Zweifel lassen das Projekt schnell scheitern. Ist der Mut da, kann der zwanghafte Anteil auch über sich selbst hinauswachsen, indem er dann mit dem depressiven Anteil, als schützender Partner, im Tandem fliegt. Die schizoid-histrionische Mischung stellt ein ideales Tandem dar, denn hier schliessen sich Kompetenz und begeisterter Spaß im Doppelpack zusammen.
Bündnisse : Und wer kann jetzt mit wem?
Der histrionische Persönlichkeitsanteil neigt gerne zum Bündnis mit dem depressiv-weichen Persönlichkeitsanteil, weil dieser bewundernd auf ihn schauen kann. Der zwanghafte Anteil in einem Charakter kann schlecht bewundern und reagiert mistrauisch auf Fans die ihn bewundern, denn das kann er nicht glauben. Hier gleicht er dem schizoiden Anteil, der ebenso wenig zu verführen ist und selbst auch wenig verführen kann.Er vermag dominieren. Aber es fehlt einfach die Leidenschaft. des depressiven und histrionischen Anteiles. Der schizoid- zwanghafte Mann und die depressiv – histrionische Frau sind keine unüblichen Mischungen in Beziehungen. Schwierig sind solche in denen Beide sehr zwanghaft oder Beide sehr schizoid oder hochgradig depressiv unterwegs sind und vom anderen ständig anderes Verhalten erwarten als sie selbst zeigen können
Der Controllinganteil schätzt den kompetenten schizoiden Anteil wegen seiner Entscheidungsfähigkeit und Durchsetzungskraft. Dessen Wissen und Kompetenz kann aber auch durchaus für ihn verunsichernd sein. Denn der Controller schätzt es nicht belehrt zu werden !
Der zwanghafte Anteil zeigt sich oft schnell genervt vom beweglichen, histrionischen Anteil und wird selbst hier gerne zum Besserwisser, Oberlehrer, zur Gouvernante oder zum Richter, was in Beziehungen naturgemäß oft zum Konflikt und Machtkampf führt. Der sich mehr unterordnende, depressive Anteil ist auch für den schizoiden Anteil im Bündnis attraktiver. Da passt die Chemie dann eher.
Stellt man sich nun die laufende innere Interaktion dieser unbewussten vier Anteile in unserem Unbewussten vor, kann man verstehen, dass Therapie und eine Biographieanalyse erstaunliches zu Tage fördert, weil es bewusst gemacht und dann verarbeitet wird. Das stellt sich auch in der Paartherapie häufig als Chance heraus.
Die Intimität, das Streitverhalten und die Persönlichkeitsanteile?
Zu Streit kommt es vornehmlich gerne in jenen Anteilen, über welche Beide gleich groß verfügen und sich ständig gereizt vorwerfen. Versöhnung müssen dann die jeweils übrigen Anteile leisten. Entsprechend landen histrionisch-depressive Paare danach dann gerne im Bett. Ein histrionisch-zwanghaft gemischtes Paar kann phantastischen Sex haben und sich unmittelbar danach wegen „Pille-Palle“ erheblich streiten.
Histrionische und schizoide Anteile können sich auch auf aussergewöhnliche Sexpraktiken einlassen und Besuche von Swingerclubs oder Partnertausch sind nicht ungewöhnlich für diese Anteile. Ebenso der Umgang mit einem Fetisch.
Depressive Anteile neigen eher zu masochistischen Praktiken, zwanghafte müssen bei allem die Kontrolle behalten und können Sex oft nicht so unbeschwert genießen wie es der histrionische Anteil vermag. Unterordnung- Dominanzspiele sind gerne schizoide, histrionische und zwanghafte Themen bei Sexspielen. Hingabe hat da allerdings nichts zu suchen.
Ein histrionisch-schizoides Doppel kann auch danach im Streit landen, wenn es den schizoiden Anteil zu schnell lieblos zum Tagesgeschäft drängt, während der histrionische Partner es zärtlich ausklingen lassen möchte. Der depressive Anteil vermisst grundsätzlich die Nähe beim schizoiden Anteil, der sich auch nur mit dem reinen Akt zufrieden geben kann.
In Streitsituationen geht es immer neurotisch auch um die Deutungshoheit, um Machtverhältnisse oder Kultivierung von Opfer-Täter-Standards und der Bedienung von Klischees und Stereotypen : „Das ist immer so, selten oder nie tust du.., das ist typisch für dich, das tust du ja nur weil.., wenn du mich lieben würdest, würdest du das für mich tun,..usw.
Erotisch knistert es häufig zwischen einer “ heiß-kalten Frau “ schizoid-histrionische Mischung, vgl.Blog : die aktiv-aggressive Frau und einem schizoid-histrionischen Mann mit einigen depressiven Anteilen.
Bündnisse von Strukturanteilen gestalten unsere Charakterstruktur und Verhalten.
Gehen depressive und zwanghafte Züge lebenslang in einer Persönlichkeit bzw. eine Menschen ein Bündnis ein, zeigt sich dies deutlich in den Gefühlen und gezeigtem Verhalten : Immer getrieben einerseits von der Angst die Kontrolle über sich selbst zu verlieren, aber auch Kontrolle über den Sozialpartner oder die Situation. Oder depressiv motiviert heisst das, nur ja keinen zu kränken, es allen recht zu machen, allen soll es gut gehen. Man selbst spürt sich dabei gar nicht mehr.
Gehen histrionische und zwanghafte Anteile ins Bündnis, kämpft der betroffene Menschen lebenslang einerseits mit seiner Lust nach spontanen Abenteuern und exessiven Gefühlen und andererseits mit der Angst dabei die Kontrolle über sich und sein Leben zu verlieren. Sicherheit siegt hier meist oft über Lust-Impulse im inneren Widerstreit.
Gehen histrionische und depressive Anteile ins Bündnis präsentiert sich das vor allem im typisch weiblichen Verhalten mit allen Phasen emotionaler Erpressung und unterschwelliger oder offener Manipulation, aber auch mit ganz großen echten Gefühlen bis hin zur Theatralik und Opferdasein.
Das ändert sich inzwischen gesellschaftsstrukturell, da Normen und Werte in Bewegung sind, ebenso wie die sozialen und emotionalen Rollen von Mann und Frau, Familie und Geschlechteridentität.
Zum Glück verfügen wir Menschen über eine Auswahl von immerhin vier charakteristischen Persönlichkeitsanteile, die sich teilweise abstoßen, im Widerstreit miteinander sind oder ins Bündnis gehen. Und natürlich gibt es Hybride, interessante und auch anstrengende Vermischungen, die den eigentlichen Charakter bilden. Und das macht alles umso spannender.
Wichtig aber ist vorallem die Mischung und das Zusammenspiel in unserem Leben und in Alltagssituationen.Und nur im Zusammenspiel aller vier Anteile können wir Probleme lösen und Entscheidungen treffen und zu unseren Gefühlen stehen, uns weiter entwickeln und nicht neurotisch zurück..