Kommunikationsfalle   

Kommunikationsfalle   

Beide Extreme sind bekannt: Einerseits Konflikte die endlos und ergebnislos besprochen werden. Und andererseits Konflikte, bei denen alles “unter den Teppich des Schweigens” gekehrt wird. Zu wenig oder zuviel Reden deuten auf eine Kommunikationsfalle. Dauer-Diskussionen verhärten die Fronten. Passives Verhalten kann jedoch genauso feindselig sein.

 

 

passiver Mann ohne Kommunikation

Kommunikationsfalle Erziehung ?

 

Die noch ziemlich  autoritäre Erziehung der sechziger Jahre des letzten Jahrhunderts, baute darauf, daß Eltern natürlich immer recht haben. Widerrede und damit die eigene Meinung des Kindes gab es nicht.  (“Das Drama des begabten Kindes”,Alice Miller ).Moderne Eltern möchten ihren Kindern sinnvolle Grenzen setzen, aber dabei keinesfalls ihren Willen brechen, sondern ihn bestenfalls korrigieren. Die Frage nach dem “Wie” ist allerdings sehr berechtigt.

Zum Glück gibt es mehr dialogwillige Eltern als in der Großelterngeneration. Bei einem(r) trotzigen Vierjährigen, wo sich mal wieder an nichts gehalten wird, helfen allerdings dann auch kein pädagogisch wertvollen Diskussionen. Es hilft mehr konsequentes Reagieren, möglichst zeitnah und für das Kind sofort nachvollziehbar.

Wenn Kinder ständig die Folgen ihres Verhaltens nur vorgekaut bekommen, statt die Folgen des Verhaltens konkret und unmittelbar zu spüren, entwickelt sich eine wirkungsvolle Kommunikationsfalle. Das Kind lernt etwas Falsches, ist quasi „erfolgreich“, weil es keine Konsequenzen seines Verhaltens erhält, sondern eher positive Verstärkung durch noch mehr Aufmerksamkeit.

 

Frustriertes Mädchen in Trotzhaltung und schweigend.

 

“ Das habe ich dir doch schon zehnmal gesagt,!“ „Du sollst das nicht anfassen!“ „Wieso hörst du nicht ?” ,baut den Boxring für Machtkämpfe der Kleinen gegen die Großen und umgekehrt auf. Handelt es sich um etwas Gefährliches, was immer wieder probiert wird, hilft alles nichts. Dann muß das Kind aus dem Gefahrenort erst mal raus (mit knapper Erklärung). Oder  der gefährdende Gegenstand muß ausser Reichweite gebracht werden.Am besten ganz schnell und bei allem Gebrüll !! Es gibt andere interessante Sachen zum Ablenken um die Gefahr einer solchen Kommunikationsfalle aufzulösen.

 

 Die pubertäre Kommunikationsfalle.

 

Bei Teenies wird schon ein bewussterer Machtkampf zwischen den Generationen spürbar. Wenn hier jedoch nur angemahnt und gefordert, aber weniger anerkannt wird, was auch gut läuft, tut sich schnell die pubertäre Kommunikationsfalle auf.

Eine klassisches Beispiel für so eine pubertäre Kommunikationsfalle : Der 13jährige Sprößling bekommt eine Aufgabe und sollte dafür früher aufstehen, ( Hund raus), ist aber verpeilt und checkt es gleich mehrere Male nicht. Hierüber räsonieren, schimpfen, sich beklagen, anklagen und jammern oder gar diskutieren, hilft meist nichts.

Konsequent wäre es, exemplarisch alle Toilettenschlüssel (zeitweise) und sicher gemeinerweise einzustecken und erst rauszurücken, wenn es beim Sprößling fast in die Hose gegangen ist.

 

 

Trotziger schweigender Teenie

 

Dann knackig unserem Teenie erklären, daß es dem Hund – wenn er nicht raus kommt – genauso schlecht geht wie ihm jetzt. Und so den Junior oder die vielleicht gar die kleine Lady, bei ihrer Verantwortung zu packen. Vermutlich wollten ja alle den Hund, aber eben keiner die Verantwortung für das Tier !

Ein eher autoritärer Erziehungsstil legte wenig Wert auf Selbständigkeit, sondern eher auf Ordnung, Pünktlichkeit und Struktur. Spontanität wird dabei eher unterdrückt und Kontrolle groß geschrieben. Hier wird nicht diskutiert, oder Alternativen angeboten, sondern angeordnet und möglichst befolgt. Je älter Kinder werden, desto weniger reagieren sie auf einen autoritären Ton. Und testen die Grenzen elterlicher  Geduld durchaus aus. Daß dieser Weg mit Kommunikationsfallen nur so gespickt ist, ist wohl nachvollziehbar.

 

 

Konflikt ziwschen Tochter und Mutter.

 

Unbewusster Einfluß von frühen, prägenden Mustern im Erwachsenenleben.

 

Fast jeder Erwachsene mittlerer und älterer Jahrgänge hat Szenzen seiner Kindheit im Kopf, in denen er sich klein, bedeutungslos, oder auch ohnmächtig und hilflos gefühlt hat. Mutige und positive Erlebnisse prägen das frühere und spätere Selbstbild ebenso stark. Erinnert werden leider meist negative Bruchstücke.

Im Konfliktfall werden unbewusste, innere und leider auch oft irrtümliche Meinungen (Fiktionen) über das eigene Selbst und die Anderen (Fremdbild) wiederholt. Dies passt weder zum realen Lebensalter noch zu den bisherigen Erfahrungen mit sich selbst und der Welt. Führt aber zurück zu den uralten  Ängsten, Zwängen und Gefühlen der frühen Kindheit. Auch wenn diese überhaupt nicht in das Hier und Jetzt passen, leidet man plötzlich unter Panikattacken oder anderen psychogenen Symptomen. Wir sind in Interaktion mit unseren Partnern, Kindern, Großeltern, Freunden, Nachbarn,Chef*in oder Teamkollegen*innen, auf die wir unbewusst alte Fiktionen früherer Erlebnisse im JETZT projizieren. Unbewusste früheste Fiktionen fließen somit ständig in das menschliche Verhalten mit ein. Das verinnerlichte Selbstbild muss sich jedoch immer wieder mit der Realität der Anderen (Fremdbild)  abgleichen, um irrtümliche frühe Fiktionen loslassen zu können. Genau das ist das Ziel von Persönlichkeits- Coaching, EMDR-Traumtherapie und psychoanalytischer  Biografie-Analyse.

 

 

Genfgramm, Biographie-Analyse, Familienbuch

 

 Narzistische Züge und weniger Dialog.

 

Eher selten wird es inzwischen jenen extrem autoritären Vorgesetzten geben, der ausschliesslich seinen narzistischen Führungsstil kultiviert. Das heisst : gezielt vernebelt, Informationen zurückhält, schweigt, aber auch schnell zu Sanktionen neigt. Und dann cholerisch ausrastet.

 

 

Kommunikationsfallen auf der Beziehungsebene.

 

Wenn Mario Barth als Komiker und Entertainer in seinem Programm erzählt, wie anders es ihm wird wenn seine Holde zu ihm sagt: „Schatz, wir müssen unbedingt mal miteinander reden,“ dann weiß das Publikum beiderlei Geschlechts durchaus, wovon er da spricht. Die  Alarmglocken läuten zumindest beim männlichen Geschlecht dann schon ziemlich laut. Und oft beginnt nun ein Gesprächsmarathon, weil meist Frau unbedingt alles, aber auch alles durchsprechen muß. Hier entstehen unmittelbar auch die klassischen Kommunikationsfallen. Eine (r) redet und einer sagt nichts.

 

 

Zuviel Reden bringt nicht immer etwas. Manchmal nutzt es eher, die Holde oder auch den angepicksten Partner zu berühren, in den Arm zu nehmen oder sich gemeinsam um die nächste Urlaubsplanung zu kümmern, also erst mal runterzukommen, sich abzulenken, schlimmstenfalls „die Bühne zu verlassen“, mit der Ankündigung, daß man wirklich wiederkomme, statt analytisch insistierend den Anderen zu zerlegen, abzuwerten und andere destruktive Kommunikationsfallen zu bedienen.

 

Wer redet wer schweigt?

Expertenmeinungen

 

Frauen neigen- so die amerikanischen Psychotherapeuten Patricia Love und Steven Stosny durchaus zur Meinung krampfhaft nach Gemeinsamkeiten zu suchen.Männer halten Unterschiedlichkeiten eher aus. Bevor es zum Streitthema eskaliert und ein Wort das andere gibt, kann Berührung und Körperkontakt- so die amerkanischen Therapeuten- einfach schon bessere Stimmung machen. Das Zerfetzen mit Worten sollte verhindert werden.

 

Und ich habe doch recht !

Diese grundsätzliche Überzeugung kann Ursache mancher Beziehungskrisen oder auch Teamstreitigkeiten sein. Argumente  sollen helfen den anderen davon zu überzeugen, daß man es gut meint, eh besser weiß oder nur effektiver denkt als das Gegenüber. Ein meist nicht einfaches Unterfangen, je nach Temperament der Beteiligten.

 

 

Um von dieser oft auch abwertenden Haltung ablassen zu können, ist eine gehörige Portion Einsicht notwendig, nämlich die, daß der Partner oder die Partnerin oder Kollegen*innen eben andere Bedürfnisse haben als man selbst.

Sobald der andere mehr genervt nachgibt als einfach mal mitzuziehen, läuft was in Schieflage.Dann zeigt sich eine Art Pyrrhussieg, der sich  eigentlich leider schnell zum Fehlschlag wandeln kann.

 

Kommunikationsfalle:Rechthaben

 

 

Mal mit Empathie versuchen ?

 

Ganz klar ist es nicht einfach zuzugeben, daß der Partner vielleicht shoppen am Samstag in vollen Läden hasst. Was in Coronazeiten argumentativ kaum noch zählt. Oder daß gewartet wird, bis alle Eimer überquellen, bevor der Weg zur Tonne gefunden wird.Oder umgekehrt, daß er es fies findet, wenn die Partnerin ständig ihre Haare im Duschablauf oder Bürste nicht wegmacht oder die berühmte Zahnpastatube nicht verschliesst. Solche Pille/Palle- Probleme sind oftmals nervender  Trigger für ausufernde Diskussionen und Stress ohne tatsächlichen Nutzen für beide Beteiligte.

Tue es doch mal mir zuliebe oder der Klügere gibt nach ?

 

Das kann natürlich je nach elterlichem Verhalten in der Kindheit ebenfalls zum Streit antriggern. Und wie war das noch mit dem : “Der oder die Klügere gibt nach ?” Darin besteht durchaus eine Möglichkeit, also sich eben nicht mit oft gemeinen und kaum sachlichen Argumenten den “Sieg” zu sichern. Humor hilft ungemein runterzukommen. Auch ein aggressiv ausuferndes Kommunikationsniveau kann durch das Zauberwort : „Bitte“ einen Dämpfer erhalten.

“Ach tue es doch grade mal  mir zuliebe“, erlöst manchmal deeskalierend aus der Kommunikationsfalle, und damit auch aus der Vorwurfsfalle. 

 

 

Und gezieltes Schweigen ?

 

Wenn alles Argumentieren, Lamentieren, und Diskutieren nichts bringt, und der Partner oder Partnerin einfach vergisst, was gewünscht wurde, sollte durchaus gezieltes Schweigen möglich sein. Es kommt allerdings darauf an, wie der Kommunikationspartner Schweigen an sich bewertet. Denn Vorsicht, Schweigen ist auch oft ein Machtinstrument !

 

Fazit

Besser ist es, keine langen Erklärungen und Monologe zu halten.Auch in keine ständigen Rechtfertigungs- oder Anklagemodus zu fallen. Eine Phase des freundlichen Schweigens bringt Ruhe hinein.Denn man hört dann nöglichst aufmerksam zu und unterbricht nicht ständig. Hält ruhigen Blickkontakt und signalisiert offene Gesprächsbereitschaft. Gibt zu verstehen, daß man weiß worum es dem Gesprächspartner geht. Und man macht sehr klare, unmissverständliche Ansagen !

Das ist ziemlich entwaffnend, weil verblüffend anders !! Und das wirkt immer, in der Partnerschaft  oder im Team, in der Familie, im Umgang mit Freunden.  Auch beim Elternabend, der Eigentümerversammlung oder im Bürgerverein oder im beruflichen Meeting, immer gelten die gleichen Prinzipien: Klar verständliche Ansagen, Meidung von langen Monologen, und das Gegenüber dafür mal groß rauskommen lassen.

Gespräche ob privat oder beruflich, müssen also nicht ausufern oder im Schweigen versanden. Wir sollten tatsächlich unser eigenes, narzistisches Geltungsbedürfnis öfter mal weniger bedienen und dafür auch nicht in die üblichen Kommunikationsfallen gehen.

 

 

 

 

 

 

 

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