Natürlich ist eine Affaire im Job nicht verboten, aber eben auch nicht gerne gesehen. Beziehungen am Arbeitsplatz sollten eigentlich wirklich Privatsache sein. Natürlich ist dabei vorausgesetzt, dass die Arbeits- Effizienz nicht darunter leidet. Aber genau dieser negativen Vermutung hängen die meisten Menschen nach. Also doch besser Geheimhaltungstufe chillirot.
Nun ist es hinlänglich bekannt daß viele Paare sich gerade am Arbeitsplatz Kennen-und manche auch Lieben lernen. Trotzdem gibt es nach wie vor Expertenempfehlungen, die raten, den Job zu wechseln bevor es herauskommt oder zumindest die Liebschaft möglichst lange unter dem Deckel zu halten.
Eine Umfrage ( von 2013. ) fand heraus, daß diese Geheimhaltung sowieso kaum durchzuhalten ist. Immerhin soll jeder 2. Arbeitnehmer zumindest ein Mal mit einem Kollegen oder der Kollegin ausgegangen sein. 20% der Befragten gaben offen eine Liebschaft zu und sogar 30 % liebäugelten mit einer Affaire im Job.
Konflikte sind gerade bei ( oft nur angeblich) geheimen Affairen vorprogramiert.
Es ist das eine im Team ausgezeichnet miteinander zu funktionieren. Und es ist durchaus etwas anderes eine heimliche Affäire genau mit diesem Menschen zu haben.
Die meisten Konflikte entstehen im zwischenmenschlichen Bereich durch die Unklarheit der sozialen Rolle und des entsprechenden, damit verbundenen Verhaltens. Daraus entstehen Rollendiffussionen, einfach ausgedrückt : Rollenunklarheiten ! Wissenschaftlich ausgedrückt entsteht eine Rollendiffussion immer dann, wenn ein Mensch oder in diesem Fall ein Paar, was sich nicht als solches outet, keine eigenständige Identität und Auftritt und damit auch kein WIR entwickelt, oder wenn, dann nur ein sehr geheimes. Genau das wiederum erzeugt sowohl Klatsch als auch Intrige.
Der Heimlichkeitsaspekt einer Affaire
Manche Beziehungen werten sich allerdings auch über diesen Heimlichkeitsaspekt auf. Schnell ist dann jedoch die Magie heraus, sobald alle von der Affaire wissen und sie zum Alltag wird.
Wenn aber vorallem eine Person in einer Paarbeziehung unter ihrer Rollendiffusion leidet, beispielsweise im Rahmen einer verleugneten, heimlichen Affaire, die sie sich so ganz anders wünscht, so kann sich dieser Paarteil schnell abgewertet und nicht gewertschätzt und klein fühlen. Nicht selten wird dann auch ein Outen von dieser Seite provoziert, um das Gleichgewicht der Kräfte wieder herzustellen und damit meist auch das Ende der Affaire besiegelt.
Natürlich stellt sich auch irgendwann die Frage für das betroffene Paar, wie lange das Ganze geheim bleiben kann oder überhaupt sollte. Das gilt natürlich auch für homosexuelle Beziehungen. Zumal der Flurfunk sowieso schon einiges durchgemorst hat.
Informeller Austausch auch über Affaire oder Flirt!
Jeder kennt die im Homeoffice so schmerzlich vermisste “Läster”- Ecke und den Rauchertreff oder andere ähnliche Treffpunkte. Ein informeller Austausch ist schliesslich solange normal und gut, wie kein anderer Team- Kollege unverhältnismäßig darunter leiden muß.
Sitzt die Affaire des Chefs oder der Chefin allerdings mit im Großraumbüro, falls zur Präsenz zurückgekehrt wurde, dann ist es sicherlich geschickter eine gewisse Zurückhaltung an den Tag zu legen. Schnell sieht das sonst nach „Einschleimen! aus, um „oben“ bemerkt zu werden.
Konfliktvermeidung oder Klarheit?
Der Schlüssel zur Konfliktvermeidung liegt beim Thema und damit im Umgang mit der Klarheit. Das betroffene Paar sollte sich daher selbstkritisch reflektieren und auch die Art der Beziehung verifizieren. Ist es noch ein Flirt oder bereits eine Affaire? Oder bahnt sich die große Liebe an ? Ebenso sind die unterschiedlichen privaten, intimen, neben den beruflichen Rollen unter die Lupe zu nehmen. Bei großer Verliebtheit ist das wohl ein komplexes, wenn nicht zeitweise unmögliches Vorhaben.
Die grundsätzlichen Fragen könnten zu diesem Zeitpunkt sein, wieviel man über sich und über die Affaire überhaupt preisgeben will ? Und was sollte auf keinen Fall nach draußen gelangen ? Darüber müssen sich Beide einig sein.
Klartext ist meist besser als Heimlichtuerei !
Alles was im Kopf herumgeht in Richtung : “ Das darf doch nicht sein,” bestätigt nur die eigenen, stereotypen Denkmuster und bedient damit auch die Klischees der anderen. Aber wenn nun die kleine Affaire doch zur Liebe mutiert, hilft alle Geheimhaltung nichts mehr, denn man merkt es den Beteiligten einfach an !
Was aber ist tatsächlich so gefährlich daran, sich zum Anderen zu bekennen? Spricht etwas dagegen, dass die Führungskräfte oder die Kollegen von der Liebe erfahren? Vermutlich vorallem dann, wenn Beide noch gebunden sind und sogar Familien haben. Das müssen alle, nicht nur das Paar erst Mal verdauen. Das heisst, jegliche Argumente des Für und Wider sollten gründlich hinterfragt, dann aber auch eine Entscheidung getroffen werden. Realistisch eingeschätzte mögliche Konsequenzen stellen sich beim näheren Hinsehen dann oft als hinnehmbar heraus, wenn die Gefühle echt sind.
Im Prinzip entscheidet das verliebte Paar tagtäglich neu wie viel es nach außen hin zeigt.Im Meeting übereinander herfallen, kommt auf jeden Fall nicht gut an. Andererseits sich ständig zu verstellen kostet auch zuviel Energie. Schliesslich möchte man weiter glaubwürdig sein !
Ebenso ist es unrealistisch, sich ab und an eine Frage wie : “ Wer kauft für heute Abend ein,” zu verkneifen. Denn als verliebtes Team-Paar kommt der Work- Life- Balance eine besondere Bedeutung zu. Immerhin vermischen sich hier Arbeits-und Privatleben vor den Augen der Kollegen.
Chef ist verliebt in Mitarbeiter*in : Machtgefälle ?
Wenn sich 2 Kollegen auf der gleichen Hierarchieebene verlieben, ist das schon eine andere Qualität, als wenn es sich um eine Beziehung zwischen Mitarbeiter und Führungskraft handelt. Da existiert durchaus ein gewisses Macht- und Kompetenzgefälle.
Immerhin sollte sich eine intime Paar- Beziehung auf Augenhöhe abspielen, wobei manche Paare gerade eine ungleiche Rollenverteilung bevorzugen und zu Hause bewusst eben nicht der Chef die Hosen anhat.
Die Rollen im Büroalltag und zu Hause sind also unbedingt zu klären. Immerhin gibt es auch im Job Über- und Unterordnungsverhältnisse und damit leider auch Machtstrukturen, die nicht immer fair genutzt werden.
Schwieriges Verhalten im Job bei Paaren: entweder zu kritisch oder zu Laissez faire?
Etwas Vorstellungsvermögen ist hier nicht schlecht. Wie mag sich der oder die Partnerin unter den kritischen Augen des Chefs und gleichzeitigen Beziehungs- Partners wohl fühlen? Oder anders herum gefragt : Wird hier schon eher mal ein Auge zugedrückt und lieber nicht zu sehr herumkritisiert..? Andere im Team könnten sich manchmal benachteiligt und ungerecht behandelt fühlen, wenn bei ihnen eben kein Auge milde zugedrückt wird. Das erzeugt Neid und Missgunst und bietet oft Mobbing gute Nahrung.
Grundsätzlich ist also zu klären, was ein verliebtes Paar, jeweils als Arbeitnehmer/Teamkollege oder Chef als Aufgabe im Unternehmen ansehen. Dabei sollten mögliche Rollen- Ziel- und Wertekonflikte von Anfang an ausgeräumt werden. Denn es ist sehr schwierig die Sach- und die Beziehungsebene eindeutig zu trennen. Auch hier geht es immer um die Klärung der jeweiligen Rollen im Team, als Partner oder auch als Führungskraft.
Fieses Vorurteil : Hochgeschlafen ? Oder aus eigener Kraft Karriere gemacht ?
Natürlich begegnet man hier dem wohl gängigsten Vorurteil. Kaum mit dem Chef im Bett, schon klappt es mit der Karriere, heisst es. Weit gefehlt ! Laut einer Studie von 2013 gaben nur 5% der Befragten an, eine Affäre aus Karrieregründen eingegangen zu sein. Andererseits, wer gibt sowas schon freiwillig zu ?
Aber klar, in der Wahrnehmung von Kollegen ist dieses Vorurteil nach wie vor existent. Für Paare im Job, im gleichen Unternehmen oder Team, ist es daher besonders wichtig, die berufliche Entwicklung von der Beziehung klar zu trennen.
Personalentwicklung und Karriereplanung sollten also unbedingt unabhängig von der Partnerschaft sein. Gelingt dies weitgehend, und können Vorurteile ausgeräumt werden, steht einer authentischen beruflichen und auch intimen Partnerschaft nichts mehr im Wege.