Krise in der Lebensmitte.

Krise in der Lebensmitte.

 

Insbesondere in der Lebensmitte schildern mir Klienten häufig ihre recht  widersprüchlichen Gefühle. Sie sprechen über ihre Krise und ihre tiefen Gefühle der Einsamkeit. Das geht sehr vielen Menschen gerade in der Lebensmitte so. Menschen zwischen 35 und um die 50 Jahre beginnen zunehmend ihr bisheriges Leben zu hinterfragen: Was habe ich denn bis jetzt erreicht und wo wollte ich mal sein?

Verpasste Chancen?

Im Prinzip geht es um die Furcht mögliche Chancen verpasst zu haben :  Bekomme ich noch mal einen Sonnenplatz oder „stehe ich immer nur im Regen unter dem Schirm?“ Denn woanders scheint doch immer viel mehr die Sonne, wie es das Beitragsbild so schön suggeriert !

Ideal und Wirklichkeit !

Der idealisierte Maßstab sind dabei immer Jene, die Familie und Beruf und soziale Kontakte scheinbar elegant und mühelos unter einen dekorativen „Instagram-Hut“ bekommen. Karriere und Kinder sind in dieser Vorstellung also niemals ein Problem, sondern nur eine Frage der Einstellung und Organisation. Dass sich auch Körper und Seele mit jedem Lebensjahr verändern, geht im Alltag einfach unter.

In der Lebensmitte passiert oft auch sehr viel: Die Kinder werden älter, sind in der Pubertät und ziehen irgendwann aus, ( Studie von  Pinquart & Sorensen, 2001). Partner trennen sich, wollen sich ausprobieren, verlieben sich, um sich dann neu zu erfinden und manchmal dann auch enttäuscht von der ( neuen ) Realität zu sein und einsamer als vorher.

 

Krise und Trennung in der Lebensmitte

 

Überhaupt sind häufige Ortswechsel oder ständiges berufliches aus „dem Koffer für das Projekt leben“ beziehungsfeindlich. Ausschließlich dann nur noch Wochenendbeziehungen zu leben, verändert schließlich auch langjährige Partnerschaften. Es bleibt meist nicht folgenlos. Denn soziale Kontakte brauchen recht viel Zeit, in die man in den vergangenen Jahren – aus den unterschiedlichsten Gründen – vielleicht nicht genügend investiert hat. Genau das fällt einem dann „vor die Füße“.

 

Vertrauenskrise und Einsamkeit

 

Ehemals stabilisierende Freundschaften verändern sich auch gerade in der Lebensmitte. Denn viele Kontakte sind um und mit den Kindern entstanden und gewachsen. Mit deren Auszug gibt es bei Eltern und Paaren nicht selten einen Bruch und Gefühle großer Einsamkeit können dann bei den Partnern entstehen. Ältere, freundschaftliche Beziehungen entsprechen ebenfalls häufig auch nicht mehr den eigenen Vorstellungen und Bedürfnissen. Man hat sich oft einfach auseinander entwickelt :  Studie Hawkley und Cacioppo 2010

Rückzug wäre hier jedoch die schlechteste Lösung. Was aber passiert wenn sich das Paar nicht mehr an seine Stärken erinnern kann? Die sollte es aber unbedingt lernen zu reaktivieren und das neue, kinderlose Leben nicht einfach so  hinplätschern lassen. Denn auch hier kann sich schnell Einsamkeit breit machen.

Einsamkeit kann sich sehr unterschiedlich präsentieren. Häufig zeigt sie sich in wachsender Unzufriedenheit, Langeweile, Untreue, Suchtverhalten oder Streitsucht. Kontrollverhalten ersetzt irgendwann auch einen liebevollen Umgang. Dann wird sich entweder heftig auseinandergesetzt oder überhaupt nicht mehr und nur noch geschwiegen.

 

Schweigendes und einsames Paar in der Lebensmitte.

 

Zwischen Wunsch und Wirklichkeit wohnt die Einsamkeit.

Gerade die beruflichen Herausforderungen in der Lebensmitte, erweisen sich immer öfter auch als mögliche Überforderungs- Situation. Es gibt plötzliche Unsicherheiten und tiefe Karriereknicks oder aber auch Beförderungen und mögliche Wohnortwechsel, die nicht nur positiv verarbeitet werden.

Was früher turboschnell funktionierte, benötigt allmählich etwas mehr Planung, Kontrolle und damit auch mehr Zeit. Genau diese Stimmungs-und Leistungsänderungen – oftmals anfänglich nur schwach und diffus wahrgenommen, können tatsächlich große Einsamkeitsgefühle erzeugen bis hin zur depressiven Gefühlswelt.

Tatsächlich gibt es kein klares Kriterium, ab wann nun jemand als einsam zu bezeichnen ist. Die gewünschten und tatsächlich realisierten sozialen Beziehungen driften oftmals aber sehr weit auseinander und genau in dieser Schnittstelle von Wunsch und Wirklichkeit, macht sich Einsamkeit breit.

 

Depression in der „Blüte des Lebens ?“

Viele berichten mir im Persönlichkeitscoaching vom total resignativen Grundgefühl  „bereits am Ende der Fahnenstange“ angelangt zu sein, nach dem Motto: Was soll denn jetzt noch kommen? Nur noch Endzeitgefühle? Fehlen ausgleichende soziale Kontakte, kann sich diese Idee ziemlich verstärken, nämlich dass man eigene Träume doch nicht (mehr ) realisieren kann. Es ist nachgewiesen, dass Menschen mit stabilen sozialen Beziehungen nicht so schnell in eine Midlife-Krise hineinrutschen wie Mitmenschen mit nur wenigen oder keine sozialen  Kontakten.

Depression und das mitten in der Blüte des Lebens ? Tatsächlich entsteht bei Betroffenen eine Art „Sackbahnhof der Gefühle“.  Schnell entwickelt sich das Gefühl, Lebens- Chancen unzureichend genutzt zu haben. Oft fühlt man sich auch grundsätzlich benachteiligt. Genau das aber führt dann zu Selbstvorwürfen und Selbstzweifeln und lässt die Depression bereits um die Ecke schauen !

 

Übriggebliebene ?

Die Klienten schildern mir häufig, dass sie sich manchmal verbraucht, bindungsunfähig, unattraktiv, langweilig oder sogar als „Übriggebliebene ( r )“  empfinden. Alle diese Adjektive passen unter die Überschrift : Einsamkeit.  und Midlife- crisis . Tatsächlich geht es aber dabei auch um die wachsende und überfordernde Einsamkeit der Menschen.

 

midlife crisis oder die besten Jahre ?

 

Insbesondere sticht hier die Gruppe attraktiver Frauen in der Lebensmitte hervor, gut verdienend und autonom, die ihren Kinderwunsch inzwischen auch ohne festen Lebenspartner realisieren können, dank social freezing usw. Nichtdestotrotz bekommt der passende Traum-Partner weiterhin einen großen Platz eingeräumt, der vielleicht real nie besetzt wird. Hinter mancher taffen Frau ist für sehr aufmerksame Beobachter oft auch eine große Einsamkeit spürbar.

Aber auch heterosexuell orientierte Männer und Homosexuelle wie auch quere Menschen, klagen über Einsamkeit. Allen ist dabei eines gemein: das Merkmal einer fester längeren Bindung existiert bei allen i.d.R. nicht oder eben nur phasenweise. In der Lebensmitte wird somit häufig deutlich, dass man sich vielleicht nicht nur im Job festgefahren hat, sondern auch Beziehungen ständig vernachlässigt wurden.

Fragen wie : Habe ich etwas verpasst, versäumt, bin ich falsch abgebogen?, tauchen verstärkt und immer wieder auf. Solche Gedanken frustrieren und lösen auch  immer auch heftige Einsamkeitsgefühle aus.

Was kann denn hier helfen ?

Als erstes ist gemeinsam die Selbstreflexion zu überprüfen. Es ist wesentlich über sich selbst auch im Kontext mit Mitmenschen und Beziehungen nachzudenken. Das kann alleine oder auch mit professioneller Hilfe und Anleitung gelingen.

Persönlichkeitscoaching zur Selbstreflexion.

Gewohnt immer nur sofort aufzuzählen was alles übel war oder noch ist, bedeutet es nun schon eine Herausforderung im Coaching mal anders herum denken zu lernen : Was ist mir Gutes widerfahren, gestern, heute oder vor Monaten?  Wofür kann ich tatsächlich dankbar  sein? Was war auch schon früher unfassbar gut? Und wie könnte die Zukunft überhaupt aussehen ?

Achtsamkeit und Selbstreflexion sowie das Führen eines persönlichen Tagebuches,  das Journaling, können hierbei sehr viel Klarheit bringen, wohin denn die Lebensreise weiter gehen sollte. ( vgl. Studie von Brown und Ryan 2003 ). Das Journaling, also das Aufschreiben eigener Gedanken, Wünsche und Ziele, wird auch priorisiert in der schreibenden Therapie angewendet. Dabei geht immer darum, sich selbstreflexiv wahrzunehmen.

Überall dort wo neue Kontakte möglich sein könnten, wird gemeinsam hineingeschaut. Schließlich geht es um das Knüpfen neuer Beziehungsgeflechte und Möglichkeiten, auch um überholte und manchmal neurotische Muster aufzubrechen

Der wesentlichste Punkt eines Persönlichkeitscoachings ist jedoch der das realistische und nicht idealisierte Selbstbild anzuschauen. Hierdurch ist es auch möglich, falsche oder eingeschränkte Einschätzungen von Mitmenschen zu korrigieren und das Fremdbild (DU und WIR) und damit auch die sozialen Kontakte ebenfalls zu erweitern.

Step by Step ist allerdings immer angebracht. Denn alles braucht seine Zeit, auch die  Veränderungen auf verschiedenen Ebenen ob Beruf und/oder privater Natur. BEZIEHUNG BRAUCHT ZEIT !

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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