Der alte Begriff der Hysterie löst immer noch ziemlich viele Vorbehalte und kontroverse Diskussionen aus, denn er ist sehr negativ besetzt. Inzwischen wurde er begrifflich durch histrionisch ersetzt. Menschen mit hysterischen bzw. histrionischen Zügen, neigen zum Drama. Umgangssprachlich ist daher auch gerne schon Mal von einer Dramaqueen die Rede, womit allerdings beide Geschlechter gemeint sind. Die Sprache selbst ist häufig blumig, übertrieben und wenig detailliert.
Die histrionische Sprachform ist eher faktenarm und sprunghaft, bleibt vage und springt schnell, thematisch oft gelangweilt auf das nächste Thema. Histrionische Menschen sind auch selbst hoch beeinflussbar, also stark suggestibel. Sie neigen gerne zu theatralischen und pathetischen Auftritten mit übertriebenem Gesichts-und Gefühlsausdruck. Emotionale Manipulation ist so etwas wie der zweite „Vorname“. Eine Dramaqueen wird sichtbar.
Drama- Neigung in beiden Geschlechtern!
Die Neigung zum Drama ist tatsächlich geschlechtsunabhängig und eben nicht nur typisch weiblich annonciert, wie es noch Sigmund Freud postulierte. Ein histrionischer Freund kann- ebenso wie eine histrionische Freundin- heftige, zwischenmenschliche Probleme im Alltag verursachen. Das Thema der Verführung und emotionalen Manipulation zieht sich dabei wie ein roter Faden durch alle Beziehungen.
Histrionische Züge sorgen zudem ausgeprägt in einer Partnerschaft und in der Familie und natürlich im Job für ziemlichen Wirbel. Dabei besteht eine enorme Neigung zu Extrem- Positionen. Bekannt ist hierbei das Phänomen sich ständig als Opfer zu empfinden, und beispielsweise Krankheiten zu kultivieren. Das sind größtenteils durchaus auch eingebildete.
Und natürlich ist es typisch histrionisch, sich als die tolle „Prinzessin“ oder als den „Star“ , aber eben oft auch als Dramaqueen zu positionieren. Oder es gibt es den angeblich durchsetzungsfähigen „Macho“, der sich effektvoll dramatisch und eher „weiblich“ aufregen kann. Was ein ziemlicher Widerspruch in sich ist !
Übertriebene Offenheit und Vertrauensseligkeit!
Histrionisch „gestrickte“ Menschen neigen durchaus auf der einen Seite zur Vertrauensseligkeit und oft dabei auch zur übertriebenen Offenheit. Insbesondere zeigen sie das gegenüber wichtigen Persönlichkeiten oder auch Autoritäten. Hier legt sich eine histrionische Person „schwer ins Zeug.“ So kann jemand zunächst total idealisiert werden, um ihn oder sie andererseits dann auch schnell fallen zu lassen und dabei auch ziemlich abzuwerten.
Diese Abwertung passiert genau dann, wenn von der gehypten Person zu wenig Beifall und Echo kommt. Um sich von anderen Abzuheben, entwickelt ein histrionischer Mensch mit großen Einfallsreichtum die eigene Dramaturgie und wird allerdings manchmal als Drama- Queen zum unechten, eigenen Fake.
Die häufig übertriebene Offenheit macht den Umgang mit histrionischen Menschen am Anfang zwar angenehm und lässt das Außergewöhnliche und Sympathische dominieren. Allerdings ist der ständige Wunsch Aufzufallen und vorallem zu Gefallen ist für Alle auch anstrengend. Denn bekommt eine Drama-Queen zu wenig Applaus, können sich schnell Reizbarkeit und Depressionen breit machen.
Psychologische Ermüdung von Sozialpartner durch histrionisches Konkurrenzverhalten.
Die Welt ist für Histrioniker immer eine Bühne und alle anderen sind lediglich zum Applaudieren degradiert und nur Statisten. Die Familie, Partner, Freunde und Kollegen, stellen allerdings irgendwann dann auch eine gewisse Ermüdung im Umgang mit der betreffenden Person fest. Denn histrionisch orientierte Menschen neigen ständig dazu Konkurrenzsituationen aufzubauen. Und das kann aber durchaus auch manchmal bedrohlich empfunden werden.
Entsprechend schnell werden neue Freundschaften total favorisiert, und alte blitzschnell fallengelassen Sie sind dann uninteressant geworden.. Das kann natürlich auf Dauer nicht gut gehen. Entsprechend deprimiert, gekränkt und gereizt reagieren Betroffene, oft auch mit unkontrollierten Weinkrämpfen und Wutausbrüchen, aus meist banalen Gründen, wenn die Erwartungshaltung nicht oder nur unzureichend beantwortet wird.
Abschalten, Ausschalten oder Umschalten von Emotionen.
Das schnelle Abschalten, Ausschalten oder dann auch wieder Umschalten von unterschiedlichsten Gefühlen in entsprechenden Situationen, kann nahe Menschen, aber auch beispielsweise MitarbeiterInnen einer Chefin oder eines Chefs mit histrionischen Zügen, total fassungslos und hilflos zurücklassen.
Während das Geschehen von histrionischen Menschen schnell vergessen wird und sofort andere Stimuli gesucht und auch gefunden werden, fallen verliebte Partner- in der Frühphase einer Beziehung- nur zu gerne und immer wieder auf die mangelnde emotionale Tiefe herein.
Sie gewöhnen sich teilweise an das Ein-und Ausschalten der partnerschaftlichen Gefühle. Bis irgendwann der Verdacht aufkommt, dass diese Emotionen manipulativ und strategisch manchmal eingesetzt oder leider oft auch nur gespielt und vorgetäuscht sein könnten.
Bewunderungsdrang und Folgen.
Anfänglich bezauberte noch das exaltierte, ungewöhnliche histrionische Auftreten, um irgendwann den Punkt des Genervt-Seins zu erreichen. Genau hier wird es dann sofort wieder hochdramatisch! Denn die Frustrationsschwelle ist niedrig.
Die überproportionale, histrionische Beschäftigung mit der eigenen Person kann allerdings auch viel Geld, Zeit und Energie kosten. Der eigene Auftritt sollte sich entsprechend dem eigenen Geltungsbedürfnis ja immer exquisit in Kleidung, Körperpflege, Schmuck usw. von den übrigen, „ gewöhnlichen“ Anderen abheben. Kaufsucht ist daher häufig bei Histrionikern nicht selten mit eingepreist
Komplimente werden quasi „huldvoll“ angenommen. Kritik oder Ignoranz lösen dagegen Wutanfälle und Gereiztheit oder einen Tränenausbruch oder ergänzend manchmal dazu körperliche Missempfindungen aus, z.B. Migräne als Wut im Kopf, Rücken- und/oder Nackenbeschwerden…
Histrionisch und narzisstisch ?
Anfänglicher Enthusiasmus für ein Projekt oder einen Menschen kann allerdings schnell in totale Ablehnung und Gleichgültigkeit kippen, was jenen Partner, der (noch) liebt, i.d.R. umhaut.
Kommen narzisstische Elemente dabei noch mehr zum Tragen, fängt eine unsägliche Spirale an. Sowohl ein Histrioniker als auch der klassische Narzisst, der beim kleinsten Hauch von Kritik verbal oder tatsächlich real zurückschlägt, Beide benötigen die absolute Aufmerksamkeit und Liebe.
Die kommt dann von jenen Menschen, die immer gebetsmühlenartig wiederholen, wie toll sie den bzw. die egozentrische PartnerIn oder Partner finden und wie super sie doch alles gemacht haben. Ständig !
Denn natürlich brauchen Histrioniker ständige Wertschätzung und Liebe wie tägliches Brot. Vielfach mehr als die meisten Menschen.
Vermutlich, weil sie innerlich häufig sehr wenig tiefe Liebe für andere Menschen, aber meist auch nicht für sich selbst empfinden können.
Die Borderline-Störung kann zusätzlich verstärken.
Besonders belastend ist für die Sozialpartner immer die stetige Sucht nach Aufmerksamkeit. Schwieriger wird es, wenn Selbsttötungsdrohungen oder auch suizidale Handlungen als Druckmittel eingesetzt werden. Vielfach spielt dann eine mögliche Borderline-Störung eine zusätzlich verstärkende Rolle.
Tatsächlich sind histrionische Menschen oft sehr interessant, kurz an etwas interessiert, nie langweilig, eher kurzweilig, aber auch wenig verlässlich und sprunghaft oberflächlich.
Die Neigung zur Rivalität und gewissermaßen ihre Aufmerksamkeitssucht, stören natürlich in Partnerschaften, aber vor allem auch in gleichgeschlechtlichen Freundschaften ungemein.
Was kann überhaupt im Umgang mit ausgeprägten Histrionikern helfen ?
- Vermutlich sich klar darüber zu werden, dass man manipuliert wird. Alle Versuche sollten möglichst ignoriert werden, auch wenn es vordergründig noch so attraktiv zu sein scheint. Selbsterkenntnis, Selbstreflexion und Selbstliebe sind reale Voraussetzungen den histrionischen Charme – Offensiven mit der eigenen Persönlichkeit etwas Authentisches und Reales entgegenzusetzen.
- Das Verhalten sollte offen angesprochen werden, auch auf die Gefahr hin, dass sich der beleidigte Star oder die hofierte Primadonna abwendet. Manchmal ist das aber die einzige Methode ihn oder sie „loszuwerden“. Und damit selbst aus der unseligen Abhängigkeit zu kommen.
- Das grenzenlose Verhalten schreit nach Grenzen. Genau diese müssen gesetzt werden !
- Man sollte sich zur Not einen Verbündeten suchen. Gemeinsam geht es vielleicht nachhaltiger.
- Sich selbst in den Vordergrund drängen ist schließlich mit eine der besten Maßnahmen, um einen Histrioniker ( kurzfristig ) zu stoppen und auf seine Rivalität konstruktiv antworten.
- Genau genommen heißt das alles aber auch, sich nicht mehr zu den klassischen, histrionischen „Spielchen“ verführen zu lassen.
Die histrionische Persönlichkeitsstörung als pathologische Steigerung der Bewunderungs- oder Aufmerksamkeitsgier .
Zeigen sich alle beschriebenen Aspekte überdimensioniert, kann von einer histrionischen Persönlichkeitsstörung gesprochen werden. Hier existiert dann schon eine krankhafte Ich – Bezogenheit, bei der so gut wie keine Selbstreflexion mehr vorherrscht. Histrioniker können sich durchaus sich etwas kindlich Naives bewahren und damit bezaubern, aber auch mit ihrer Unreife nerven.
Konflikte aus dem Bewusstsein abspalten und so nicht lösen müssen !
Menschen mit einer histrionischen Persönlichkeitsstörung sind extrem gute Verdrängungsakrobaten und können Konflikte total aus dem Bewusstsein abspalten.
Konversionsstörung im Kontext einer histrionisch pathologischen Persönlichkeit.
Es ist möglich, dass unverarbeitete innerseelische Probleme körperlichen Ausdruck finden, also aus dem seelischen in den sichtbaren körperlichen Bereich konvertieren, ( lateinisch: convertere= wenden.. oder umdrehen). Für eine Histrionische Persönlichkeitsstörung ist das typisch. Es gibt tatsächlich hier nichts, was nicht histrionisch gezeigt werden kann. Jedoch immer ohne eine organische Ursache zu haben. Es handelt sich um eine schwere neurotische Störung.
Dabei kann sich das schwere Krankheitsbild beispielsweise mit Schwäche der Gliedmaßen und Gehstörungen zeigen. Auch Gefühls- und Nervenstörungen ohne ursächliche Polyneuropathie-Erkrankung kommen vor. Ebenso können sich seelische Probleme mit Stimmlähmungen, Taubheit, Blindheit, Lähmungen oder auch Bewegungsstürmen zeigen. Konversionstörungen haben immer unterschiedlichen Leidensschwerpunkten.
Dissoziative Störungen im Rahmen einer Histrionischen Persönlichkeitsstörung sind jedoch nicht Gegenstand dieses Blogs, sondern gehören in den Fachbereich der Psychiatrie.
Die Situation für einen Therapeuten bzw. Psychiater !
TherapeutInnen können anfänglich als typisches Muster hochgradig idealisiert und später auch abgrundtief abgelehnt werden. Das kann bis zum Mobbing und Bashing u.ä. gehen.
Es ist nicht unbekannt dass Therapeuten wegen angeblicher sexueller Übergriffe Probleme bekommen können, wenn pathologisch- histrionische Züge des(r) PatientenIn eine große Dimension einnehmen.
Eine reife Sexualbeziehung ist absolut unmöglich, weil histrionische Frauen sich nicht „hingeben“ können noch wollen, da sie dies eher als demütigend empfinden. Für histrionisch gepolte Männer ist dagegen alles ziemlich potenzorientiert und phalluszentriert. Alles konzentriert sich letztlich auf die eigene Befriedigung bei immer hervorragender Liebhaber- Bewertung der Partnerseite .
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