Die weltweite Vernetzung durch das Internet und die ständige Verfügbarkeit von Daten und Informationen, bilden ein hohes Gefahren-Suchtpotential für alle Menschen. Internet-Sucht betrifft immer mehr Menschen.
Wir hinterlassen überall digitale Fußspuren.
Der rasante Umgang mit den Möglichkeiten der „Informations-Schnellstrassen“ prägt unser tägliches Leben. Soziale Netzwerke und Kommunikations-Plattformen wie Facebook, Twitter und Instagram gehören zu unserem Leben mittlerweile wie selbstverständlich dazu. Wir nutzen meist gedankenlos Youtube, WhatsApp & Co und hinterlassen überall digitale Fußspuren.
Das Leben ist das, was passiert, während du andere Dinge im Kopf hast.
John Lennon
Die heile Instagram-Welt kann allerdings genauso süchtig machen, wie der tägliche Gebrauch unseres Smartphones.
Unser reale Welt ist grausam und immer chaotischer. Kein Wunder also, dass die schöne heile Instagram-Welt unseren ganz persönlichen Narzissmus herausfordert. Hier stellen wir – ebenso wie auf Facebook- nur die Schokoladenseite des Lebens öffentlich sichtbar ein. Die heile Instagram-Welt kann allerdings genauso süchtig machen, wie der tägliche Gebauch unseres Smartphones.
Das Internet eröffnet vor allem schnelle unverbindliche Kontakte und „Pseudo-Beziehungen“ in anonymen Chat-Rooms.
Im realen Leben sich zu verlieben, ist wunderschön, aber häufig auch Glückssache. Der Faktor Zeit und das erwünschte Sparen von Zeit, und sei es durch schnelle Onlinekontakte, ersetzt nur begrenzt die Spontanität und Spannung des Kennenlernens im realen Leben. Das Internet eröffnet vor allem schnelle unverbindliche Kontakte und „Pseudo-Beziehungen“ in anonymen Chat-Rooms.
Beziehung bedeutet sich einzulassen und sich real dem Gegenüber zu öffnen. Das geht nicht anonym.
Der schnelle virtuelle Sex im anonymen Chat, der Porno in der Mittagspause, die virtuelle Verabredung ohne Verpflichtung, unverbindlich und schnell. Beziehung geht anders! Beziehung bedeutet sich einzulassen und sich real dem Gegenüber zu öffnen. Das geht nicht anonym.
Purer virtueller Sex macht einsam.
Virtueller Porno und die intime, zärtliche und reale Begegnung zweier Menschen, die sich mögen, hat nicht viel miteinander zu tun. Zweck anonymer Chats ist der männliche Bedarf nach purem Sex, aber nicht nach einer aufwendigeren Beziehung. Näher betrachtet, sieht man nur einsame Menschen. Mehr dazu können Sie in meinem Blog „Die Einsamkeit des virtuellen Sex“ sowie im Blog über „Onlinesexsucht als Beziehungskiller“ nachlesen.
In Online-Partnerbörsen wird bei den Profilen schon mal gerne gelogen.
Online-Partnerbörsen sind durchaus unserer Zeit entsprechend und manchmal auch zum Glück beziehungsfördernd. In Online-Partnerbörsen wird bei den Profilen schon mal gerne gelogen. Die Enttäuschung ist oft mitinbegriffen.
Eine Sucht kommt selten alleine.
Internet-Sucht zeigt sich mit der Online-Spielsucht, der Pornosucht, ebenso wie mit einer Kaufsucht. Oft werden diese Phänomene von stofflichen Süchten wie Alkoholismus und Nikotinmissbrauch oder anderen Rauschdrogen begleitet. Eine Sucht kommt eben selten allein!
Das Wissen alleine um die Gefahren einer Abhängigkeit, schützt nicht vor einer Internet-Sucht.
Im Prinzip wissen die meisten Menschen unterschwellig, auch sehr junge, wenn es des Guten zuviel ist. Man kann sich „überfressen“, man kann zu viel Alkohol trinken, zu wenig schlafen, aber man kann auch zu lange und zu intensiv Online sein. Das Wissen alleine um die Gefahren einer Abhängigkeit, schützt nicht vor einer Internet-Sucht.
Jeder ist gefährdet…und das alles recht unreflektiert.
Jeder kennt es, alle tun es, nicht nur junge Menschen, und das alles im Prinzip recht unreflektiert: E-Mails checken, Kommentare unter dem eigenen Facebook-Eintrag zählen, sich über aktuelle Nachrichten informieren, Whatsapp, Twitter, Youtube und Instagram usw. nutzen…Das Internet gehört zum privaten und beruflichen Alltag. Nur wann mutiert tägliches Surfen zur Internet Sucht? Mehr als 600.000 Jugendliche gelten laut einem aktuellen Artikel in der Süddeutschen Zeitung als internet-süchtig.
Wer nicht mehr ohne Internet leben kann und Entzugserscheinungen bei Abstinenz entwickelt, ist therapiebedürftig.
560.000 Menschen in Deutschland gelten laut neusten Zahlen als onlinesüchtig. Aktuell sind vor allem Kinder und Jugendliche im Fokus von Studien. Jeder zehnte deutsche Jugendliche geht problematisch mit dem Internet um und ist online- und Smartphone-süchtig.
Jungs verbringen 43 Prozent ihrer Computerzeit mit Onlinespielen. Mädchen verbringen 55 Prozent Online-Zeit in sozialen Netzwerken.
Jungs verbringen laut Studie 43 Prozent ihrer Computerzeit mit Onlinespielen. 22 Prozent geht bei ihnen für das Chatten in sozialen Netzwerken drauf. Mädchen verbrauchen 55 Prozent ihrer Online-Zeit für das Chatten in sozialen Netzwerken. Sie sind hierdurch stärker suchtgefährdet als altersgleiche Jungs!
270.000 abhängige Jugendliche. Die Zahl an Internet-Sucht erkrankter Jugendlicher hat sich seit 2011 verdoppelt.
Im Ärzteblatt www.aerzteblatt.de vom 2.Februar 2017) teilte die Bundesdrogenbeauftragte Marlene Mortler mit, dass man von der unglaublichen Zahl von insgesamt 270.000 abhängigen Jugendlichen ausgehen müsse. Dies war eine Studie Im Auftrag der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Die Zahl onlineabhängiger Jugendlicher soll sich laut der Studie seit 2011 verdoppelt haben! In einer repräsentativen Studie des Forsa-Instituts stellte sich heraus, dass die Durchschnittsnutzung von Handy und Laptop hiernach pro Tag 3,7 Stunden täglich, bei Jugendlichen mit nur einem Elternteil sogar 4,5 Stunden täglich betragen.
Jugendliche „verloren im Netz“, bezeichnet als sogenannte „Smombies“.
Jugendliche, die von ihrer Umwelt durch ständiges Daddeln auf dem Handy nichts mehr mitbekommen, gelten laut Autor von: „Verloren im Netz“, als sogenannte „Smombies“ . Hier wurde das Wort Zombie und Smartphone zynisch kombiniert. Leider ist Internet-Sucht aber gar nicht witzig.
Dramatische Folgen beim Versuch weniger online zu sein: die Kinder werden als „ruhelos, launisch, niedergeschlagen und gereizt“ geschildert.
Laut Forsa Studie mit 1000 befragten Eltern konnte beobachtet werden, dass sehr viele Jugendliche mehrfach versucht haben, die Computernutzung in den Griff zu bekommen. Beim Versuch zu reduzieren, bemerkte man dramtische Folgen: die Kinder wurden als „ruhelos, launisch, niedergeschlagen oder gereizt“ geschildert. Bei computerspielabhängigen Jugendlichen fielen vor allem eine erhöhte psychosomatische Schmerzbelastung (Kopf-und Bauchschmerzen) und Konzentrationsprobleme auf. Als Grund sieht man laut Studienergebnissen die deutlich kürzeren Schlafphasen betroffener Jugendlicher an. Auch die Schlafqualität war hier erheblich beeinträchtigt und somit waren auch die Erholphasen verkürzt.
Internet-Sucht als enormes gesellschaftliches Problem.
Der Chef des Deutschen Zentrums für Suchtfragen im Kindes- und Jugendalters, am Uniklinikum Hamburg-Eppendorf, bezeichnet die aktuellen Zahlen zur Internet-Sucht als ungemein alarmierend. „Wenn jeder Zwanzigste unter krankhaften Folgen seiner Internetnutzung leide, sei das ein enormes gesellschaftliches Problem.“ Diese fatalen Folgen durch permanentes Online-Sein, kann man eins zu eins auch auf die Erwachsenen übertragen.
Wenig Zeit bleibt in der Tat für das „Abschalten“. Psychosoziale Folgen wie Arbeitssucht, Burnout und Depression.
Obwohl beruflich mit Bildschirmarbeit reichlich eingedeckt, geht es im Freizeitbereich am Computer meist pausenlos weiter. Entsprechend wenig Zeit bleibt in der Tat für das „Abschalten“. Man ist immer online und entsprechend -auch für Arbeitgeber- immer verfügbar: Die absehbaren psychosozialen und gesellschaftstrukturellen Folgen werden inzwischen in den Medien zwar diskutiert wie: Arbeitssucht, Burnout und Depression. Aber das wird sicherlich noch etliche Nachfolgegenerationen und Experten beschäftigen.
Körperliche und seelische Folgen der Internet-Sucht und des „Nicht Abschalten könnens“.
Klienten beklagen immer die viele Stunden verschluckende, berufliche Bildschirmarbeit. Rückenbeschwerden und Migräne, Gereiztheit, Konzentrationsschwierigkeiten, Stimmungsabfälle und Zunahme der Schlafstörungen, sind körperliche und seelische Folgen der Unfähigkeit Abzuschalten. Es ist zudem bekannt, dass depressive Phasen unabhängig vom Alter Betroffener, aus dem hohen Medienkonsum resultieren.
Shooter- also Actionspiele mit waffenstarrenden Inszenierungen als Online-Spiele beliebt.
Natürlich ist der Computer im täglichen Leben nicht mehr wegzudenken. Nahezu jeder Computer oder auch jeder Laptop, die meisten Smartphones oder der Tablet-PC wie Apples iPad, eignen sich hervorragend für Online-Spiele und sind immer verfügbar.
Neben Sportsimulatonen, Abenteuerspielen auf unbewohnten Inseln oder zu bevölkernden Welten, sind vor allem Shooter- also Actionspiele mit waffenstarrenden Inszenierungen sowohl bei Jugendlichen als auch Erwachsenen als Online-Spiele beliebt.
Laut einer Emnid-Studie von 2012 spielt jeder dritte 14-bis 29 jährige Online-Games.
Neben Monstern, Helden, Amazonen und vielen anderen eher „fiesen Typen“ in Online-Games, sind wohl immer noch reine Ballerspielen gefragt. Übrigens sollen laut Emnid nicht nur Männer mit 44% Ballerspiele mögen, sondern auch immerhin 16% der Frauen (2012).
Was sollten Eltern bei ihren Kindern beachten? Feste Regeln aufstellen ist hilfreich! Es geht um Grenzen setzen!
Laut Forsa Umfrage verzichteten 51 Prozent der Eltern auf Regeln bei der Internetbenutzung. Feste Regeln aufstellen macht zwar nicht beliebt, ist aber hilfreich. Was die Kids ansehen, sollten die Eltern ebenfalls unbedingt kontrollieren. Selbst bei Befragten, die Regeln aufstellten, konnten sich nur 42 Prozent gegenüber ihren Kindern durchsetzen. Folgerichtig ist, dass es in jeder dritten Familie durch das ständige Online-Sein zu Streit kommt. Es geht um Grenzen setzen!
Suchtexperten empfehlen nicht nur für Kinder und Jugendliche feste Regeln, auch für Erwachsene.
Suchtexperten empfehlen den Eltern sich über Inhalte und Alterskennzeichnung von Online-Spielen schlau zu machen. Auch die Spielmotive ihrer Kinder sollten erfragt werden. Und natürlich kommt der Vorschlag, andere Angebote zu machen, wie man Freizeit verbringen kann. Und das alles zukünftig immer unter dem Aspekt feste Regeln einzuhalten. Suchtexperten empfehlen feste Regeln aber auch Erwachsenen, wenn diese am ständigen „Tropf“ des Internets hängen.
Für Kinder unter acht Jahren wird kein Internetzugang empfohlen. Über 14 jährige dürfen täglich eineinhalb Stunden an den PC.
Auch hier gibt es Experten, zum Beispiel vom Internationalen Zentralinstitut für Jugend- und Bildungsfernsehen. Für Kinder unter acht Jahren wird kein Internetzugang empfohlen. Ein PC sollte frühestens bei Zwölfjährigen im Zimmer stehen. Ältere Kinder sollten sich daran halten, dass nachts nicht gespielt wird. 45 Minuten pro Tag am PC empfiehlt man für die Sieben-bis Zehnjährigen. Elf- bis 13- Jährige sollten maximal 60 Minuten, über 14-Jährige eineinhalb Stunden täglich am PC spielen und chatten.
Wenn Eltern selbst permanent am PC sitzen, sind sie für ihre Kinder sicherlich kein Vorbild.
Internet-Sucht bei Erwachsenen spielt sich alltäglich in den schon geschilderten Bereichen ab, wie es auch bei den Jugendlichen der Fall ist. Ohne Laptop und Handy geht nichts mehr. Internet-Kaufsucht wird vornehmlich von Frauen besetzt und ist inzwischen in meiner Praxis präsenter als die Kaufsucht im realen Shop, aber vor allem die Computerspielsucht und als Favorit der digitalen Süchte, die Pornosucht zeigen sich in Anfragen zur Therapie. Wenn Eltern selbst permanent am PC sitzen, sind sie für ihre Kinder kein Vorbild. Ein Handy- oder Computerspiel- Verbot von einem Vater, der selbst ununterbrochen sein Mobiltelefon und seinen Laptop für alles mögliche nutzt, ist für ein Kind unglaubwürdig und sicherlich kein Vorbild.
Selbsttest um die eigene Tendenz zur Internet Sucht zu testen.
Inzwischen sollen sich bereits 10.000 Betroffene und Angehörige dem Selbsttest vom Online-Ambulanz Service für Internetsüchtige, abgekürzt Oasis, unterzogen haben. Nachzulesen auf www.ärzteblatt .de oder www.onmeda.de/selbsttests/internetsucht.
Ziel der Internet-Sucht-Therapie und Suchtberatung in meiner Praxis: Das Erlernen eines veränderten Umgangs mit dem Internet mit der Aufstellung von festen Regeln.
Bislang gibt es bei Internet Sucht noch keine Standard-Therapie. Aber auch bei der Internet-Sucht ist es – wie bei allen anderen Süchten – wichtig, die Gründe der Abhängigkeit zu erarbeiten.
Ziel der Internet-Sucht-Therapie und Suchtberatung ist es, dass Betroffene einen veränderten Umgang mit dem Internet erlernen. Daher ist die Aufstellung von festen Regeln hier die erste Maßnahme und dann die Delegation der Kontrolle an den betroffenen, internetsüchtigen Klienten. Voraussetzung dafür ist der ernsthafte Wille zur Abstinenz bzw. zur ehrlichen Regeleinhaltung.
Die vier Therapie-Regeln bei einer Internet Sucht
Regel Nr. 1. Der Internetgebrauch wird zeitlich begrenzt.
Regel Nr. 2. Bestimmte Internetseiten die vermutlich suchtfördernd sind, sind zu vermeiden.
Regel Nr. 3. Alternativen zum Suchtverhalten finden, alte Hobbies z.B. wieder aufnehmen.
Regel Nr. 4 Einbeziehung von Partnern, Freunden und Familie
Einbeziehung von Partnern, Freunden und Familie: Einzeltherapie, Paartherapie und familientherapeutische Hilfe.
Jeder dem internetsüchtigen Menschen vertraute Mensch kann gesprächstherapeutisch miteinbezogen werden: Paar- oder Familientherapie ist daher sinnvoll. Ein süchtiger Mensch ist meist sehr lange zu sehr mit seiner Internet Sucht beschäftigt. Nun muss er oder sie soziale und partnerschaftliche Beziehungen wieder aufnehmen und pflegen lernen. Genau hier setzt meine therapeutische Hilfe an.
Der Akutfall: Das Internet ist erste Anlaufstelle
Es gibt für den Akutfall spezielle Online-Beratungen, die für Suchtkranke und Angehörigen Hilfe anbieten. Das klingt etwas paradox, Hilfe für Internetsüchtige im Internet anzubieten. Aber tatsächlich ist das Internet die erste Anlaufstelle für Betroffene. Wenn ein Mensch sehr süchtig ist, hat er sich auch weitgehend von der Realität und Aussenwelt zurückgezogen. Insofern ist es gut, dass er oder sie im Internet Rat und Hilfestellung bekommen kann.
Die Internet-Sucht-Therapie ist aktuell noch keine Regelleistung der gesetzlichen Krankenkassen.
Ich habe eine Selbstzahlerpraxis und kann Ihnen daher kurzfristige Hilfe anbieten. Weitere Informationen über Ablauf und Möglichkeiten von Einzelgesprächen, der Arbeit mit Partner oder mit ihrer Familie über meine Kontaktdaten und per Telefon. Siehe unter „Meine Praxis.“
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