Es betrifft uns Alle ! Denn die meisten von uns konsumieren ständig schlechte Nachrichten, sehen sich extrem gewaltvolle Filme, Bilder und Serien an. Wir “ klicken“ uns von der einen zur anderen Katastrophe. Damit regen wir nur den Algorithmus an, uns noch mehr zu überfluten. Denn wer unreflektiert digital unterwegs ist, und unentwegt Hiobsbotschafen in Dauerschleife konsumiert, kann zum Doomscrolling neigen.
Erstmals tauchte dieser Begriff 2020 in Neuseelands auf und hat inzwischen es eine weltweite Reise hinter sich.Schwer betroffene Menschen verlieren buchstäblich den Boden unter den Füßen und oft dabei ihre direkte Realität aus den Augen. Das hat erhebliche psychische und physische Auswirkungen. Es handelt sich um eine Suchterkrankung und muss auch so behandelt werden. Denn durch maßloses und ständiges Scrollen durch die negativen Nachrichten dieser Welt, kann sich Erschöpfung breit machen, damit dann die allgemeine Zuversicht schwinden und Resignation und Depression Platz machen.
Die Neurowissenschaft warnt daher auch eindringlich vor den zu erwartenden, üblen Folgen, genau wie es bei jedem anderen, suchtmäßigem Verhalten der Fall ist. Denn die Mehrzahl der digitale Nutzern reagieren unmittelbar auf negative Meldungen. Ständig wird auf Nachschub geklickt. Sich daraus zu befreien, ist unglaublich schwer. Mental können sich im Zuge dessen auch eine Erschöpfung, Ängste, und Zwänge und fast immer Depressionen entwickeln. Ein Burnout und Doomscrolling sind leider öfter zusammengehörig.
Die “Welt” in unserer Hand !
Mit unseren Smartphones scrollen wir uns 24 Stunden über oder durch die tiefsten Abgründe dieser Welt. Und so hat jeder von uns seine eigene Welt, aber auch eigene “Hölle” in der Tasche und wird mit allem Entsetzlichen dieser Erde konfrontiert. Im Darknet gibt es nochmals eine übelste Steigerung.
Heute sehen wir ständig unfassbare, apokalyptische Szenen in den täglichen Nachrichten. Es sind Nachrichten und Bilder getöteter Menschen, brennender Wälder, zerbombter Städte, Bilder von überfluteten Landschaften, Leichen auf den Straßen, Ertrunkene und Gefolterte, hungernde und flüchtende Menschen. Unser Doomscrolling setzt uns diesen manchmal “höllengleichen”, entsetzlichen Nachrichten und Bildern ständig aus.
Kleiner historischer Abstecher in mittelalterliche Höllen-Vorstellungen!
Unwillkürlich fiel mir zu mittelalterlichen Begriffen der Verdammnis, Düsterheit und Hoffnungslosigkeit die „Hölle“ als berühmtes Gemälde von Hieronymus Bosch ein, (geb.1450). Dessen “Hölle” schwelgt in der Dunkelheit des Lebens und in biblischen Motiven. Ein Doomscroller kann ebenfalls in der Düsterheit von Serien und Thrillern oder in seinen entsetzlichen Pushnachrichten versinken. Immer jedoch mit der Gewissheit, nicht selbst betroffen zu sein.
Denn alles was wir digital aufnehmen, bleibt zwar lange fiktional und hat zunächst mit uns und unserem Leben eher wenig zu tun.Tatsächlich glauben wir genug Distanz zur Fiktion beim Betrachteten zu haben. Genau deshalb rutschen wir auch oft unmerklich in eine Sucht hinein. Nun kann sich schlimmstenfalls Resignation, Hoffnungslosigkeit und Gefühlstaubheit einstellen. Das ist behandlungswürdig.
Zurück zum Smartphone: der digitalen “Hölle” in unserer Hosentasche!
Wir leben im Zeitalter der Digitalisierung und Künstlichen Intelligenz. Und die mittelalterliche Hölle von einem Hieronymus Bosch erzeugt nur ein müdes Lächeln. Denn wir erschaffen uns perfekt tagtäglich unsere persönliche Smartphone- “Hölle” in unserer Hosentasche oder auf dem Nachttisch. Da ist sie schließlich immer griffbereit. Die Faszination negativer Nachrichten ist anfänglich meist größer als die Furcht, dabei Schaden zu nehmen.
Was passiert mit uns durch Doomscrolling!
Mit den ständigen Berichten über Gewalt kann sich die Empathie deutlich verflachen, denn Vieles lässt sich so besser verdrängen. Manches jedoch wird doch gespeichert. Dieses wiederum erzeugt auf Dauer Symptome der Überforderung, Erschöpfung oder sogar Depression.
Das heißt aber auch, dass die ständige Verdrängung dazu verführt, sich nicht mit emotionalen Details und der eigenen Selbstwahrnehmung auseinanderzusetzen. Daher kann auch nichts vom Gesehenen verarbeitet werden, sondern nur zu einem mentalen Grundrauschen werden. Auch das macht auf Dauer physisch und psychisch krank!”
Willkommen im Club !
Uns geht es gut! Zu gut! Wir sind jedoch gleichzeitig und zunehmend im kraftlosen Zustand einer übersättigten, total informationsgefluteten, konsumgierigen, und ewig unzufriedenen Gesellschaft mit Selbstoptimierungswahn. Hauptsache man ist woke ! Man fordert natürlich eine gerechtere Gesellschaft. Dies tut man ohne wirklich große, eigene Anstrengung und mit zu wenig nachhaltigen Eigeninitiativen. Jeder wartet darauf, daß sich der andere bewegt!
Gier oder Verzicht !
Keiner mag Verzichten! Keiner verzichtet auf die ständige Informationsflut. Alle schwadronieren zwar über Lösungen für die Klimakrise, aber kaum einer tut wirklich etwas.Unser Tisch ist schließlich paradiesisch reich gedeckt, während es Milliarden hungernder Menschen um unsere Insel der Glückseligkeit gibt. Sie verlieren ihr Leben auf Fluchtrouten oder brechen kurz vorm Ziel erschöpft zusammen, werden abgewiesen und schlimmstenfalls getötet.
Auch auf die inflationär existierenden Krimiserien sowohl auf Tablet oder Handys, mit viel vergossenem Blut-Fakes, Morden, Vergewaltigung und Missbrauch, wird ebenfalls nicht verzichtet. Sie erreichen hohe Einschaltquoten ! Grauenhafte Bilder und Schlagzeilen, Schreckens-Push-Nachrichten bis hin zum Billigfake oder Billigflieger gehören für Viele in ihren Alltag.
Die Sucht nach Information und Unterhaltung ermöglicht auch eine Flucht aus der Realität. Das jedoch kann die Wahrnehmung der Menschen negativ beeinflussen : Sie werden möglicherweise immer selbstbezogener und immer ungeübter im analogen Alltag miteinander.
Veränderungen durch Künstliche Intelligenz!
Zu Wenige bewegen sich bei der Nutzung digitaler Medien wirklich in Richtung Veränderung. Das Einüben von Handy- oder Sozialer Medien- Abstinenz wäre vielleicht ein gangbarer Weg und möglicher Lösungsansatz. Denn unsere Kinder und Enkel wachsen bereits in die neuen Süchte hinein. Der große Vorteil ist sicherlich, dass sie in die Nutzung von KI ebenfalls problemlos hineinwachsen.
In Dänemark, als anfänglicher digitaler Vorreiter in seinem Bildungs- System, wurde jetzt mit einem Handy – Verbot in Unterrichtszeiten bis zum 16.Lebensjahr reagiert. Bei uns beginnt diese Diskussion gerade erst jetzt.
Nach der Hochzeit von menschlicher und künstlicher Intelligenz ?
Wenn menschliche Intelligenz und KI eine Allianz eingehen, kann dies durchaus eine Zukunft gestalten, die vieles erleichtert und optimiert. Wir können schneller auf Einflüsse reagieren und teilweise auch zeitraubende Aufgaben lösen, u.a. sei ChatGPT hier gelobt.Tatsächlich jedoch verbleibt die kreative Verantwortung letztlich und zum Glück beim Menschen.
Aber :
Menschen wollen und müssen teilweise Vergessen!
Menschen verdrängen und verleugnen!
Menschen fürchten oft die Realität und lieben die Fiktion!
Menschen flüchten gerne in Scheinwelten.
Menschen wollen lieben und können oft nur hassen!
Menschen suchen Leichtigkeit und enden öfter in der Schwermut!
Lassen wir uns trösten vom wahrhaft Großen unserer Zeit:
“Falls du glaubst, dass du zu klein bist, um etwas zu bewirken, dann versuche mal zu schlafen, wenn eine Mücke im Raum ist.”
Dalei Lama
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