Knapp erklärt : emotionale Erpressung lebt grundsätzlich davon beim anderen Schuldgefühle und damit ein schlechtes Gewissen auszulösen und die eigenen Gefühle über die des Partners zu stellen. Und genau darum geht es in diesem Blog. Das gefesselte Herz im Beitragsbild steht methaphorisch für die kontrollierte Liebe, was ein Widerspruch in sich ist. Denn Kontrolle und Liebe schliessen sich aus ! Tatsächlich ist die emotionale Erpressung kontrollierte Liebe und eine Art Gefühlsfalle. Emotionale Erpressung ist daher ein gefährlicher Beziehungskiller.
Wie sieht die therapeutische Hilfe für Beziehungen aus, die mit emotionaler Erpressung agieren?
In meiner Praxis betrachte ich anhand von schriftlich vom Ratsuchenden ausgefüllten Anamnese- Fragen, die er oder sie bereits im Vorfeld und Vorbereitung des Erstgespräches erhalten hat, das Konfliktpotential. Spezifische Testfragebögen geben hier zudem Auskunft über das Ausmaß der emotionalen Erpressung in Partnerschaften, fallweise auch in Familien. Dabei beobachte und analysiere ich in den Therapie- Geprächen die individuellen und paartypischen Verhaltensmuster, welche den Beziehungsalltag oft sehr negativ dominieren können. Ich konfrontiere hierbei sowohl das „Opfer, als auch den „Täter“ mit seinen Verhaltensweisen, die weitgehend unbewusst ablaufen. Aber schliesslich ist emotionale Erpressung ein gefährlicher Beziehungskiller. Denn es wird unausweichlich starker Druck durch diese kontrollierenden „Fesseln“ und damit ein feindliches Paarklima erzeugt. Ein derartiges Paarklima wirkt sich leider auch auf die übrige Familie aus.
Emotionale Erpressung löst beim „Erpresser“ oft Verachtung und ständige Abwertung aus und verstärkt die latente Hilflosigkeit des „emotionalen Opfers „
Beziehungen, die mit emotionaler Erpressung agieren, haben meist eine klare Rollenverteilung : der dominante und kontrollierende Partner ist der emotionale „Erpresser “ oder „Täter“ und der oder die andere das „Opfer“. Das aber kann auch fallweise wechseln bzw. sich abwechseln: und das ist dann wie im Tischtennis, also eine undankbare Ping-Pong-Beziehung ! Diese Paare befinden sich ständig im Boxring der Gefühle und brauchen eher einen Schiedrichter, als einen Therapeuten !
Emotionale Erpressung stellt die Gefühle des Anderen ständig infrage und dessen angebliche Fehler zermürbend in den Mittelpunkt. Immer wieder wird dafür in die Mottenkiste vergangener Situationen gegriffen. Standardmäßig werden generalisierende Vorwürfe hervorgezerrt wie: „Nie tust du, selten oder immer bist du..!“ Sätze wie : „Das kann ich dir nie verzeihen“, sind dann Hinweise auf das “ emotionale Elefantengedächtnis “ des „Täters oder Erpressers“. Gleichzeitig werden so wieder erneute Gründe geliefert für weitere manipulative Verhaltensweisen, die den anderen einfach dann nur schlecht aussehen lassen und abwerten. Ein Teufelskreis der emotionalen Erpressung !
Die emotionale Erpressung hackt ständig auf den Schwächen des anderen herum
So typische Sätze, die emotionale Erpressung erkennbar ausdrücken wie : “ Das kannst du doch wirklich nicht wollen, denn du liebst mich doch, oder ?“ zeigen deutlich, wie gut hier ein schlechtes Gewissen vermittelt wird. Denn natürlich empfindet der oder die so Angesprochene schnell Schuldgefühle, fühlt sich von dem Vorwurf tief getroffen und rückt vom ursprünglichen Plan oder Vorhaben meist ab. Schliesslich beweist man oder frau so doch die angezweifelte Liebe ?
Ängste, Panikattacken, depressive Reaktionen und körperliche Erkrankungen als Folge emotionaler Erpressung
Emotionale Erpressung erzeugt niemals Liebe, auch wenn manchmal kontrollierende Sorge dahinter stecken kann. Betroffene Beziehungen zeigen auf der Erpresserseite gegenüber dem Partner schlimmstenfalls Verachtung und Abwertung. Auf der emotionalen Opferseite zeigt sich dagegen viel Hilflosigkeit, Angst und unterdrückte Wut. Meistens können diese negativen, eigenen Gefühle aus Furcht vor den partnerschaftlichen Reaktionen nicht gezeigt werden. Sind Menschen ständiger emotionaler Erpressung ausgesetzt, kann es zu erheblichen Stimmungsschwankungen, Ängsten, Panikattacken und depressiven sowie körperlichen Reaktionen kommen.
In meinen Einzelgesprächen und auch in der Paartherapie, erlebe ich tagtäglich Menschen beiderlei Geschlechts , welche den anderen wie ein ungehorsames Kind behandeln. Im Prinzip hat die emotionale Erpressung hier also vorallem eine Kontroll- und damit Machtfunktion. Der Partner wird quasi nacherzogen oder immer wieder daran erinnert, was er besser so oder so tun sollte, um endlich zu genügen, was dann selten oder nie eintritt.
Offensichtlich wird bei der emotionalen Erpressung ständig das Schuldbewusstsein des Gegenübers manipuliert und gefüttert : FRESSEN oder Gefressen-Werden könnte als Motto über diesem Machtkampf stehen. Den wenigsten emotionalen Erpressern ist es jedoch tatsächlich bewusst, dass sie Druck und Macht mit ihrem Verhalten ausüben. Oftmals meint „man(n)“ oder frau es doch nur gut !
Ein Partner der dem anderen ständig vorwirft ein Egoist zu sein, ist meist selbst sehr egoistisch und will sich einfach durchsetzen. Klar ist aber auch, wer Druck empfindet, setzt sich auch diesem Druck aus. Also muss auch das Opfer die eigene emotionale Erpressbarkeit überprüfen, wieso er oder sie in der Situation XY Angst hat, und warum gerade dort Schuld empfunden wird. Es sollte auch darüber nachgedacht werden, welche Verpflichtungen anerkennenswert sind, um so vielleicht aus den Vorwürfen des Partners auch mal seine /ihre Wünsche herauszuhören.
Aber auch ständiges Nörgeln ist Nacherziehung und Kontrolle. Sie zeigt sich mit ähnlichen Killersätzen in der Art: „Wie kannst du das jetzt nicht für mich tun wollen, wo ich doch immer alles für dich tue ?“ „Das gehört sich doch so, wenn man sich liebt,“ oder „: Das hast du mir versprochen und du bist gemein, wenn du dich jetzt anders entscheidest,“ oder: „Wenn du mich lieben würdest, müsste ich das garnicht nachfragen.“ Diese Kommunikation weist eindeutig auf das Muster der emotionalen Erpressung als Gefühlsfalle hin. Klar ist hier sofort, da hat ein Partner gewaltige Erwartungen, die er ständig einfordert oder auch in Vorwürfe und Klagen packt, während der andere um des lieben Friedens willen der Beeinflussung immer nachgibt und sich dabei ziemlich wütend, hilflos, ängstlich und immer schuldig fühlt.
Tatsächlich laufen nicht wenige Partnerschaften seit Jahren oder gar Jahrzehnten nach diesem Muster der emotionalen Erpressung und sitzen damit in einer Gefühlsfalle. Wenn sich die Rollen umkehren und sich das bisherige Opfer zum emotionalen Erpresser entwickelt, oft schlicht und ergreifend um sich zu wehren, dreht sich das Paar in einer endlosen Streitspirale. Diese Reaktion ist recht chancenlos. Eine moderierte Trennung, wenn alle Versuche fehlschlugen, kann im Rahmen einer Paartherapie hier geradezu befreien.
Liebe und partnerschaftliches Miteinander fördert partnerschaftliche Stärken, statt ständig auf den Schwächen herumzuhacken
Wird dieser Grundsatz beherzigt hat emotionale Erpressung kaum eine Chance ! Ein feindliches Paarklima kann sich durch eine Paartherapie günstigstenfalls in eine freundlich-zugewandte, wieder liebevolle Beziehung zurückverwandeln. Wer allerdings all diese Probleme ausschliesslich mit sich selbst ausmacht, überfordert sich auf Dauer selbst. Klärende Gespräche über die eigene Rolle und Verhalten sind angebracht. Und auch darüber nachzudenken, ob manche Vorwürfe durchaus berechtigt sind, aber nicht unbedingt die Art und Weise einer unangemessenen, respektlosen Kommunikation rechtfertigen. Diese Hilfe steht in meiner Paartherapie oder einem Beziehungscoaching, aber auch als Krisenintervention in der Einzeltherapie für Sie zur Verfügung.