Der Dienstwagen mutiert allmählich, nicht zuletzt durch Corona und Homeoffice und entsprechendem Wertewandel, vom Prestige- zum „Schamobjekt“. Verständlich erscheint dies auch angesichts aktueller Umweltkatastrophen von nie gekanntem Ausmaß. Mindestens muss es nun also ein Hybridfahrzeug oder voll elektrisch sein. Oder es wird beschlossen phasenweise aus dem Dienstwagen-Modus auszusteigen, seltener ganz darauf zu verzichten. Vom Star zum Statisten?
Es ist noch garnicht so lange her, daß ein Dienstwagen nicht nur Distinktionsmerkmal war, sondern einen echten geldwerten Vorteil anbot. Er wurde schliesslich zum Gehalt hinzuaddiert.
Im Coaching begegnen mir mittlerweile Führungskräfte aller Altersklassen und Geschlechter, bei denen Felge, Auto und PS nicht mehr so im Mittelpunkt stehen. Natürlich schauen wir hier auch gesamtgesellschaftlich auf die schmerzlichen Nachwehen etlicher Lockdowns in Pandemiezeiten. Wir schauen auf die Einschränkungen unserer Grundrechte und Bewegungsfreiheit und Zeiten erschwerter sozialer Kontakte. Bei all dem hat das Auto, als des Deutschen liebstes Kind, neben dem Fußball wohlgemerkt, doch ziemlich Federn gelassen. Das Prestigeobjekt Auto hat wesentlich an ursprünglicher Magie verloren. Corona und Homeoffice haben umfassend mehr verändert als im öffentlichen Bewusstsein angekommen ist..
Der Dienstwagen scheint durch Homeoffice und Digitalisierung von Abläufen tatsächlich an Bedeutung zu verlieren. So berichten mir Klienten*innen, dass Hubraum und Marke eines Dienstfahrzeuges für sie immer unwichtiger werden. Man frage sinnvollerweise eher nach Ipad oder Smartphone. Dies bestätigen übrigens auch Experten vom Center Automotive Research wie Ferdinand Dudenhöffer.
Immerhin ist bekannt, dass nicht wenige Menschen beiderlei Geschlechts, das männliche hier noch etwas präsenter, ein fast narzistisches Verhältnis zu ihrem geliebten Auto zeigen können. Nicht selten wird sich über das Auto und die gefahrene Marke definiert. Erotik und Auto gehen dabei eben immer noch eine Symbiose ein. Das Auto eignet sich durchaus um narzisstische Eigen- Umdrehungen beeindruckend darzustellen.
Dienstwagen und Politik.
Übrigens nicht erst mit der damaligen Aachener Gesundheitsministerin Ulla Schmidt wurde das Thema : Dienstwagen öffentlich diskutiert. So sprang die Kanzelerkandidatin Anna Lena Baerbock erst kürzlich als Grüne auf diesen Themen- Zug. Sie monierte teure und umweltfeindliche Staatskarossen. Während z.B. eine Hebamme mit ihrem auch ständig dienstlich genutzten Kleinwagen viel umweltfreundlicher punkten würde, meinte Baerbock.
Die teuerste Dienstwagenlösung soll Julia Klöckner als grüne Landwirtschafts- und Agrarministerin bemerkenswerterweise ( noch ) fahren.
Fahren wir also doch verantwortlicherweise mehr E-Bike, Fahrrad oder nutzen mehr den ungeliebten ÖPNV ?
Neue Mobilitätsformen bieten sich schon länger an und damit ein durchaus besseres Umweltgewissen. Das klassische Fahrrad oder E-Bike oder gar der viel diskutierte E-Roller als Alternative zur Spritschleuder oder als Nutzer des ÖPNV, passt ebenso zum Trend einer bewussteren Work-Life-Balance. Ein bischen wird es wohl chic und cool, die eigene Mobilität umweltfreundlich anzupassen. Und mehr elektrische Fahrzeuge zu nutzen oder wenigstens Hybride zu fahren und sich langsam darauf umzustellen !
Dienstwagen demnächst CO2 neutral ?
War es vor Corona schon so ein bischen problematisch eine teure PS- Schleuder zu fahren, passt der hochtourige Dienstwagen inzwischen so gar nicht mehr ins Konzept. Langfristige Leasingverträge werden wohl bald auch der Vergangenheit angehören. Flexible Mobilität-Modelle für Mitarbeiter sind in Zukunft vermutlich wesentlich attraktiver. Also ganzer oder nur phasenweiser Ausstieg aus dem Dienstwagenmodell ?
Denn fährt man keinen Dienstwagen, fällt immerhin die steuerliche Seite weg. Manche Unternehmen wie Siemes koppeln sinnvollerweise den CO2-Ausstoß des jeweiligen Dienstfahrzeuges mit den Kosten.
Siemes hat dabei tatsächlich das ehrgeizige und erfreuliche Ziel im Auge – auch zum Nachteil von Leasingsgesellschaften bzw. der Autoindustrie- seine Fuhrpark- Flotte bis 2030 CO2 neutral zu machen. Das sich verändernde Umweltbewusstsein und der allmähliche Wertewandel lassen hoffnungsvoll grüßen !
Denn Klimaschutz ist nicht verschiebbar und sollte statt wirtschaftlicher Interessen der Autoindustrie im Fokus stehen!
In Anbetracht der jüngsten Umwelt- Katastrophe ist ein allgemeiner Wertewandel absolut unabdingbar ! Im kollektiven Gedächtnis werden sicherlich jene schrecklichen Bilder verhaftet bleiben, wo Autos, Häuser, ganze Stadtteile, Landzungen, Hänge und Menschen, hilflos treibend in den reissenden Fluten versinken und nicht gerettet werden konnten. Was ein Menschenleben erschuf oder auch Generationen geschaffen haben, ging buchstäblich unter. Alles Materielle verlor so an Bedeutung und nur das nackte substantielle Überleben zählte. Die unbeschreiblichen materiellen und psychologischen Schäden durch die extremen vergangenen Überflutungen- Ereignisse sind klares Ergebnis des Klimawandels. Selbst der bislang hartnäckigste Leugner und Ignorant muß sich nun auch diesen Erkenntnissen stellen.
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