Literarisches Frauenbild in der Pornographie

Literarisches Frauenbild in der Pornographie

Porno Literatur und Kunst gab es schon immer. Bereits 1749 erschien der Titel „Fanny Hill“, der den detaillierten Blick in ein Freudenhaus gewährte. Und bis heute tut sich eigentlich nicht viel Neues in der „Branche“, denn auch die aktuelle vielbesprochene Porno-Triologie „Shades of Grey“, gerne dabei als Porno für Hausfrauen auf dem Niveau von Lore-Romanen abqualifiziert und belästert, sagt über die reale weibliche Sexualität ziemlich wenig aus. Im Prinzip werden tatsächlich immer nur Männerphantasien bedient, bei denen das sadistische Thema der Unterwerfung der Frau die größte Rolle spielt.

Ein Rückblick in die jüngste Porno Literatur

Die „Geschichte der O“, ebenfalls ein detailliertes Unterwerfungsritual, veröffentlicht 1954 unter dem Pseudonym Pauline Rèage, jedoch in der Tat von einer Frau geschrieben (Anne Declos), war in Frankreich sehr lange als pornographisches Werk auf dem Index. Zum Inhalt ganz kurz: Eine Pariser Modefotografin wird zu einer perfekten Sexsklavin erzogen und all dies füllt viele Seiten.

E.L. James, alias Erika Leonhard als amerikanische aktuell erfolgreiche Autorin, die immerhin im Juni 2012 bereits zehn Millionen verkaufte Exemplare ihrer Sado-Maso-Sextriologie in den USA verbuchen konnte, hinterlässt über drei Bände hinweg für mich nicht unbedingt weiblich geprägte Eindrücke von Fesselspielchen und Stockhieben. Aus meiner Sicht ist Ihre Geschichte leider vor allem einest: langweilig, ähnlich dem Phänomen eines sich ausschliesslich auf die Geschlechtsteile und den Koitus konzentrierenden Pornos. Vielleicht noch mit Gruppensex, typisch im Hardcore-Genre, eben ohne Hintergrund, Mitte und ohne tatsächlich kreative Einfälle. Dennoch hat ihr Werkt die Porno Literatur dynamisiert.

Porno Literatur

Tragend und im Prinzip dann doch auch wieder ziemlich „weiblich“ stellt sich die „quälende“ und durch drei Bände ziehende Suche der Haupt-Protagonistin dar, den Helden endlich von seiner „dunklen Seite“ zu erlösen. Die weibliche Sehnsucht, den Mann „zu heilen“, alleine durch die Kraft der Liebe, und die in der Triologie verpackte sexuelle Ungleichheit der Geschlechter, zieht sich denn auch durch langatmige Mails, in denen es beispielsweise um die Gestaltung eines Unterwerfungsvertrages von Anastasia unter das Regime vom männlich-dominanten Christian geht.
Aber tatsächlich geht es dann ja, brav weiblich und ordentlich, am Ende dann doch um die Uberwindung des zugleich in aller epischen Breite geschilderten Sado-Maso-Sexes und des „dark secret“ vom Haupt-Protagonisten.

Die Anonymität des e-Books schützt vor peinlich berührten Blicken an der Kasse

Da die Peinlichkeit an der Kasse des örtlichen Buchladens vielleicht dann doch eher zu vermeiden ist, wenn man(n) bzw. frau ein eigentlich widersprüchliches, vielleicht gar frauenverachtendes Porno Literatur Werk kauft, passiert dies sicherlich nun verstärkt elektronisch mit Hilfe von E-Book und über große Internet-Anbieter. Hier geht das Ganze anonym und keiner schaut einem bei dem Aussuchen und Lesen eines Buches zu.  Auch wenn‘s unter dem üblichen Niveau liegen mag, macht es doch irgendwie Spass auch wenn man sich dafür deshalb doch (eigentlich) ein klein wenig schämen müsste, oder? Und genau dieser Reiz der Schmuddelecke lässt naturgemäß die Verkaufszahlen hochschnellen und die Kassen klingeln.

Frau und Porno in der Realität

Pornofilme werden mit beinahe ausschliesslich männlichen „Augen“ gedreht und konsumiert. Nun hat also eine Frau sich literarisch darüber ausgelassen, dass Frau eben auch Lust auf Porno und schmutzige Phantasien haben kann. Nicht nur Rosamunde Pilchers heile Welt bei Kerzenschein ist jetzt gesellschaftsfähig. Das ist eigentlich die gute Botschaft!

Dass nun für Frauen nur noch Zeiten von Sex-Literaturszenarien im Sado-Masomilieu und verstärkt Cybersex in vor allem perversen Inszenierungen anbrechen, kann bezweifelt werden. So ein Bedarf wäre eher männlich motiviert.

Nicht selten jedoch erlebe ich Frauen in meiner Praxis, die genau wie Anastasia glauben, den widerspenstigen oder schwierigen Partner eines Tages -auch mit Sexspielen- zu zähmen. Sie überschätzen ihre Leidensfähigkeit dabei deutlich.

Letzlich vermag weibliche Phantasie durchaus Spaß an kleinen „Spielchen“ haben, vorausgesetzt, sie tun real nicht weh. Muss dies sein oder ist dies so, ist eine Perversion zu vermuten, die eben auch einen Partner sucht und nicht selten dann auch findet. Schaden die Beiden sich dabei nicht körperlich und seelisch, ist nichts dagegen einzuwenden.

Fiktion ist manchmal spannender als die Realität 

Aber im Prinzip spielt sich zumindest bei Frau doch viel mehr in ihrem Kopf ab als in ihrem Unterleib. Ihr geht es nicht um hemmungslosen Sex, sondern um die Fiktion, die hat sie nämlich in der Hand.
Die vorgestellte, noch erregende Vergewaltigungsszene mit Zorro oder Mr. Unbekannt wandelt sich ganz scnnell in Ablehnung und Ekel, wenn es zu deutlich und real wird. Die ständige weibliche Suche nach Liebe, Nähe und Sicherung in der Intimität sprengt sicherlich manchmal Grenzen, setzt sie zum Glück aber auch gleichermaßen.

Diese Welle neuer bzw. eigentlich alter „Pornokultur“ und Porno Literatur wird irgendwann wieder kleiner und übrig bleibt die klassische Frage, was will er denn nun, der Mann: Hure oder Heilige oder doch unvereinbar beides?
Bei einer Cybersexsucht kann Mann die Hure virtuell suchen und finden, in die reale Partnerschaft wird nicht selten die „Heilige und Mutter„ plaziert, die unantastbar bleiben muss und hierbei völlig asexuell die Beziehung dominiert. Dies ist gewiss nicht gesund, sondern dann schon pathologisch.

Wege aus der virtuellen Realität in die Wirklichkeit 

In Gesprächen hier in der Praxis könnte ein so gepolter Mann vielleicht lernen, die verführerischen Seiten seiner Partnerin neu zu entdecken und dabei auch feststellen, wie einsam ihn virtueller Sex bereits gemacht hat. Sich als erwachsenen Menschen sexuell aneinander zu erfreuen, steht also auf dem gemeinsamen Lernprogramm.

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