Küssen ist wie ein körperliches Gespräch ohne Worte, und natürlich daher auch pure Kommunikation ! Und genau das hat fast nur mit Vertrauen zu tun. Denn es hat schließlich auch damit zu tun, den richtigen Draht zum Anderen zu haben.
Gelungene Kommunikation heißt vor allem aktiv zuzuhören und gefühlvoll auf mein Gegenüber einzugehen. Genau das heißt aber auch die eigenen Schwächen und Stärken, ebenso wie die Fantasien, in Worte fassen zu können. Nur so können wir dem anderen Vieles über unsere Persönlichkeit übermitteln. Das baut allerdings auf starkem, gegenseitigem Vertrauen auf.
Knutschen und / oder Küssen?
Knutschen hat dagegen vor allem etwas lustvoll- triebhaftes, während es beim innigen Küssen meist schon um mehr geht : Wir möchten dem Partner oder der Partnerin möglichst ganz nahe kommen. Oftmals ist hier bereits der unterschwellige Wunsch vorhanden, eine längerfristige Beziehung anzupeilen.
Gibt es ein falsches oder ein richtiges Küssen ?
Das überfallartige Eindringen mit der eigenen Zunge ist ein absolutes No Go. Alles sollte sich zunächst nur darum drehen, sich auf den Anderen einzustellen und erst allmählich dann Tempo aufzunehmen. Ein Fahrschüler würde auch nicht sofort den Nürburgring befahren! Und klar ist hierbei auch, dass der Kuss gewissermaßen einen Teil der eigenen Persönlichkeit abbilden sollte.
Mein Gegenüber praktisch zu überwältigen, gelingt nur fiktional, also im Film. In der Realität kann sich Partner oder Partnerin total überfahren fühlen durch ein zu falsches Tempo.
Ein weiterer Fehler ist nicht nur das zu schnelle Küssen, sondern auch das zu feuchte. Sobald man das Gefühl hat wie unter Wasser zu stehen, läuft etwas entschieden falsch. Ähnlich geht es einem ja auch bei einem unentschiedenen und irgendwie labberigen Händedruck !
Und wenn es überhaupt nicht funktioniert?
Klar kann es manchmal absolut nicht passen und es fällt durchaus schwer dem Anderen taktvoll beizubringen, dass man es gerne langsamer und möglicherweise nicht allzu feucht hätte. Schwierig, wenn das Gegenüber das feuchte Küssen für einen Ausdruck seiner oder ihrer Leidenschaftlichkeit hält ! Ein solches Kussverhalten löst mit Gewissheit aber kein Feuerwerk an Glückshormonen aus.
Wer nicht küssen kann, kann auch Beziehung nicht?
Sobald eine Beziehung Vertrauen aufgebaut hat, können sich anfängliche Unsicherheiten total schnell abbauen und das Küssen macht dann auch mehr Spaß.
Andererseits kann eine Frau den Mann, den sie gerade kennenlernt, unglaublich interessant finden, seinen Humor schätzen und sich daher mit dem “Kuss- Notstand” arrangieren lernen. Denn letztlich entscheidet Frau sich häufig dann doch für einen verlässlichen Mann, eben wegen seiner Eigenschaften. Besteht aber nach wie vor die Idee er sollte entschieden besser küssen können, kann dies durchaus negative Folgen für die Beziehung haben.
Warum ist das so?
Dummerweise speichern wir als unangenehm empfundene Küsse unbewusst ab. Im Laufe der Jahre, zum Beispiel bei einer Erkrankung, kann nun latent eine gewisse Erwartung hinsichtlich seiner oder ihrer Fürsorge zu kurz kommen. Und schnell stellt sich dann im nachhinein heraus, dass mein Gegenüber eben keinen richtigen Draht zu mir hat und möglicherweise keine wirkliche Bindung gewünscht ist.
Das kann tatsächlich passieren! Schließlich bilden sich beim Küssen alle positiven und negativen Eigenschaften des Anderen ziemlich deutlich ab. Also ist durchaus auch etwas dran am Klischee des schlechten Küssens und daraus folgender problematischer Beziehung.
Und was passiert noch Positives bei wunderbaren Küssen ?
Es ist unbestrittene Tatsache dass Küssen eine herrliche und sinnliche Möglichkeit ist dem Anderen sehr nah zu kommen. Man weiß dass ein inniger Kuss sinnlicher und intimer sein kann als der reine Geschlechtsakt. Bei beiden Aktionen werden bekanntlich Glückshormone aktiviert und damit unser Immunsystem gestärkt. Und man soll deutlich länger leben, wenn man als Paar eine gute Kuss-Kultur hat und insgesamt einfach glücklicher miteinander sein.
Und die Realität ?
Die sieht oft eher bescheiden aus. Langjährige Beziehungen nehmen sich oftmals weniger bis kaum in den Arm und küssen sich auch eher selten innig und auch weniger mit Hingabe. Manche kommen sich seltsam vor, wenn sie sich plötzlich wieder mit Zunge küssen und verlernen dann natürlich schnell dieses innige Küssen ! Das zu verbessern gehört u.a. übrigens auch zum sexualtherapeutischen Beziehungscoaching !
Klar also ist doch, dass Küssen die intimste Form des Austausches und der körperlichen Kommunikation ist und nicht nur als Vorspiel-Dramaturgie betrachtet werden sollte.
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