Pornografie in der Pandemie.

Pornografie in der Pandemie.

Pornografie ist ein sehr altes Menschheitsthema. Erotische Höhlenmalereien und alte pornografische Abbildungen, geben heute noch Zeugnis darüber. In Zeiten der Pandemie wird Pornografie vor allem konsumiert : Online-Sex und  Sex-Dating-Portale nehmen weltweit zu. Man spricht von 18% Zunahme. Das jedoch  hat extremen Einfluss auf das Beziehungsleben der Menschen. Denn die soziale und räumliche, aber auch emotionale  Distanz lässt den Konsum von Pornografie explodieren.

 

 

Immerhin werden fast 12% der weltweiten Pornotraffics in Deutschland generiert ! Aber auch auf den „normalen“ großen fünf Casual-Datingseiten, Tinder als App mitgezählt, tummeln sich ca. 20 Millionen Deutsche, übrigens laut Studien überwiegend in festen Beziehungen lebend und Abwechslung suchend. Pornos für Lesben,Schwule,Bisexuelle,Transgender, queeren oder intergeschlechtlichen Menschen und somit für die gesamte LGBTQI- Community, sind in Mainstream-Medien nach wie vor wenig sichtbar. Das aber heißt wiederum nicht, dass es sie nicht gibt.

 

Sexuelle Superreize im Internet

Porno Literatur

Positiv ist , dass sich die Promiskuität und damit auch die Geschlechtserkrankungen durch die strengen Abstandsregeln deutlich reduzieren. Nachvollziehbar, denn reale Sex-Kontakte sind in Coronazeiten ein zu großes Risko. Und es geht ja blendend anders. Ähnlich wie unser Shoppingsverhalten funktioniert Internetsex 24 Stunden täglich, immer verfügbar und mit wem auch immer und was auch immer. Sex kann also genauso bestellt werden wie die Ski-Unterwäsche, ob mit Fetisch, jung oder alt, oral oder anal, sadomaso ,Asiatin oder Russin oder….?

 

Die Stereotypen in unseren Köpfen: Von der Höhlenmalerei, über die Fotografie bis hin zum Internet.

Wenn Frauen oder Männer das Beitragsbild des Blogs oder das unten eingefügte Bild betrachten, gibt es mit Sicherheit männliche eindeutige und meist positive Reaktionen. In Pornos und digitalen Welten werden solche inneren Bilder zur „Schein-Wirklichkeit.“ Bilder, die sich ins Unterbewusstsein eingeprägt haben mit entsprechenden Glückserwartungen, sind nur ganz schwer zu löschen.

 

Unterwerfung-Dominanz-Lust

Von dieser hingebungsvollen, ja unterwürfigen weiblichen Pose -wie im Beitragsbild gezeigt- träumen sicherlich nicht wenige Männer, die macht- und rollenbetonte Pornografie und Dominanz bevorzugen. Und gehen dann ersatzweise auf Online-Sexseiten oder einschlägige Sexdating-Portale. ( Pornhub oder Only Fans ).

 

 

 

Die klassische, rollenbetonte Pornografie- mit typischem heterosexuellem Sex – betrachtet alles ausschliesslich aus dem männlichen Blickwinkel. Selten wird aus Sicht der Frau gefilmt.

 

 

Andererseits gibt es inzwischen feministische Porno-Produktionen, Frauen stehen sowohl hier vor als auch hinter der Kamera. Nach wie vor sind allerdings Pornos für Lesben,Schwule,Bisexuelle,Transgender, queeren oder intergeschlechtlichen Menschen, also die  LGBTQI- Community,  in Mainstream-Medien ausgeklammert.

 

 

In den ständig wachsenden Markt der Virtual-Reality-Pornos, in dem man sich seinen Avatar kreieren und grenzenlosen Hardcore- Sex in 3D ansehen kann, fliessen weltweit absolut gigantische Summen an Geld. Und der Bedarf wächst und wird nun durch die Corona-Krise verstärkt.

Inzwischen läuft nicht nur im Homeoffice alles digital, sondern schon lange vor Corona auch beziehungstechnisch. Oftmals weitgehend anonym. Einschlägige Portale bieten sich als eine Art Selbstbedienungsladen an. Wer nicht gefällt wird eben weggewischt ! Digitale Sexangebote ersetzen nun den Gang in den physischen Strich und ins Bordell.

 

 

Und wer ist krank? Pornosüchtig ?

Wenn Pornos zum Ersatz für Bindung und Beziehung herhalten müssen, wird es gefährlich. Dauernder Konsum von Pornos führt nachweislich zu Depressionen, Aggressionen, und sexuellen sowie auch zu erheblichen Konzentrations-Störungen. Vorhandene Suchtpotentiale können sich insbesondere in diesen Corona-Zeiten nun bis zur behandlungsbedürftigen Pornosucht verstärken.

 

Typische Kennzeichen einer Sucht.

Starkes Verlangen nach  immer wieder neuen  Anreizen erzeugt einen wachsenden Konsum, macht dann sehr sehr kurfristig zufrieden, langfristig aber sehr krank. Eigentlich gilt das für jede Sucht, z.B. bei Alkoholismus oder anderen Drogen oder auch z.B.bei Spielsucht. Auch der Kontrollverlust ist hier immer maßgeblich beteiligt. Sobald der Süchtige abstinent werden will, zeigen sich Entzugssymptome wie Schwitzen,Schlafstörungen, Depressionen, Erschöpfung, Unruhe und Leere-und Sinnlosigkeitsgefühle, Wutanfälle, Gewalt.

 

Alle anderen sozialen Interessen treten im Suchtfall völlig in den Hintergrund, die Beziehungen gehen in die Brüche, Familien auseinander und es wird sich weiter wund masturbiert und teilweise Vermögen für einschlägige Seiten und Adressen und Chats ausgegeben bis hin zur Privatinsolvenz und dem Arbeitsplatzverlust. Es sind die betroffenen Partnerinnen, die sich in der Praxis melden, und meist nicht der Betroffene, da die fehlende Krankheitseinsicht ebenfalls typisch ist. Und natürlich gibt es Heimlichkeiten und sehr viele Schamgefühle. Und immer wieder Besserungs-Beteuerungen, Versprechungen und Zusammenbrüche. Frauenhäuser kennen diese Geschichten !

 

Therapie oder Suchtberatung

Sex und Pornografie, Spielsucht oder auch Kaufsucht, haben im menschlichen Gehirn ähnliche Suchtwirkungen wie Alkohol oder z.B. Kokain. Die  WHO hat inzwischen zwanghaftes Sexualverhalten und damit Pornosucht, ebenso wie zwanghaftes Spielen- Computerspielsucht – in den Erkrankungskatalog übernommen.

Manche Ehefrauen riefen in den vergangenen Monaten völlig aufgelöst in meiner Praxis an, weil sie ihren Mann nicht nur beim Masturbieren gestört, sondern beim Sexdating mehrmals erwischt haben. Selbst am Arbeitsplatz werden oft einschlägige Seiten und Portale aufgesucht, im Einzelfall wird von bis zu vierzig Stunden die Woche berichtet. Potenz- und Unlust-Störungen sind nun an der Tagesordnung. Waren es früher eher Frauen, die die klassische Migräne erfanden, sind es nun zunehmend Männer, die unbedingt noch spät die Mails checken müssen und sich der Intimität entziehen !!

Bei den Ehefrauen besteht ein großer Bedarf nach Nähe und dem Bedürfnis wieder vertrauen zu können. Ist die Liebe noch da, kann das für die Neupostionierung der Beziehung sehr viel helfen. Liebe braucht Nähe, wie man weiß, Erotik dagegen, um spannend zu bleiben, benötigt geheimnisvollen Abstand.

 

Als Sexualtherapeutin höre ich inzwischen nicht mehr oft von Männern von ihrem vorzeitigen Samenerguß, sondern vermehrt, daß sie überhaupt nicht mehr ejakulieren können. Das ist natürlich folgerichtig : Der Trigger durch süchtigen Pornokonum ist einfach stärker als die Gefühle beim echten Sex mit der Partnerin. Und schliesslich zunächst bequemer erreichbar !

 

Was ist therapeutisch möglich, was nicht ?

Da ich durch die Corona- Krise noch keine Präsenztermine mache, sondern nur Videochats bzw. telefoniere, wird mir zwar vieles anvertraut. Aber eine Pornografie- bzw. digitale Sexsucht ist  in dieser Form schwer therapierbar, aber nicht unmöglich !

Klar ist aber auch, dass die meisten Pornoabhängigen es kaum aus eigener Kraft schaffen. Vielen fehlt es zudem total an Selbstwertgefühl, das heisst auch an Selbstachtung und dies in Kombination mit dem Kontrollverlust sind schwierige Therapiebedingungen in diesen Corona- Zeiten.

Im  narrativen Vorgehen und mit hypno-und EMDR-therapeutischen Methoden muss vor allem an dem negativen Selbstbild Betroffener gearbeitet werden. Selbstwirksame Sätze , eine Art von neuen Glaubenssätzen sollen Negatives löschen helfen. Und schliesslich müssen alle Bilder und Zugänge und Accounts von der Festplatte nachweislich gelöscht werden und der Computer gehört sichtbar ins Wohnzimmer. Ein paartherapeutischer Ansatz muss also ebenfalls immer mitgedacht werden.(Vgl. Paar- und Sexualherapie auf meiner Website sowie Blogs )

 

Und was hat sich noch geändert durch unsere Digitalisierung ?

Kinder und Jugendliche wachsen mit den unendlichen Möglichkeiten des Internets auf. Dauerkonsum von Pornos unter Jugendlichen zeichnet sich allerdings, laut wissenschaftlicher Untersuchungen, noch nicht ab. Statistisch gesehen haben Jugendliche heute weniger und vor allem späteren Sex. Das 1.Mal ist den meisten natürlich als Gang Bang bekannt !

Und natürlich gibt es ein weiteres Zunehmen von Gewalt ! Die Zahl der Sex-und Pornosüchtigen nimmt leider ebenfalls zu. Das beweist ein Blick in entsprechende Foren und in die erzählten Leidensgeschichten. Ebenso werden Depressionen, Angst-und Zwangserkrankungen und jegliche Form von Suchtverhalten, abr auch Kriminalisierung und Radikalisierung durch die Corona- Krise verstärkt.

Jegliche Art krimineller und antisozialer Zwischenbereiche wie Kinderpornografie und Sex mit Minderjährigen, rücken leider aktuell auch immer mehr in den öffentlichen Fokus. Aber auch immer mehr Selbstinszenierungen, bis zum erweiterten, ins Netz gestellten Suizid, sind deutlich und coronabedingt nun möglicher.

Früher waren Exhibitionismus, Sadomasochismus oder auch Fetischismus und Voyeurismus Randbereiche der Sexualität. Heute geht man gnadenlos und hemmungslos mit öffentlichem Sex, der Sprache und selbstgedrehten Pornos, Nacktfotos und Fetischen- als eine zwanghafte  Fixierung-, Online -Besuchen in Swinger-und Dominachlubs u.a. um. Und für die Betreiber entsprechender Plattformen ist es einfach nur ein Bombengeschäft. Sehr viele Partnerschaften werden nun vermehrt in ein Beziehungs-Aus schlittern.

 

Und was ist mit der Romantik ? Was ist mit dem Verlieben und ganz normalem Umgang miteinander?

Es wird immer schwieriger in Zeiten von sozialem Abstand und verminderten Kontakten emotionale Nähe zu leben. Sich verlieben heisst aber Nähe zuzulassen und sich zu vertrauen.

 

 

Und mit Maske küssen ist einfach unsäglich und macht wirklich keinen Spaß !.

 

Und natürlich ist  es mehr als hilfreich Online Kontakte zu knüpfen und zu pflegen, oder mit den alten Eltern chaten zu können und vielleicht vorsichtig zu einem Menschen- auch digital – Nähe zu finden.

Und klar ist auch, ohne den Video-Chat und das Internet wäre die Vereinsamung in diesen unfassbaren Coronazeiten noch höher.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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