Klatsch ist natürlich auch eine Form gesellschaftlicher Unterhaltung.Tatsächlich aber ist Klatsch und Tratsch nicht ungefährlich. Denn hier wird der Weg zum Mobbing gebahnt. Schliesslich werden absichtsvoll und oft intrigant Informationen oder banale Vermutungen meistens über nicht anwesende Personen ausgetauscht. Das Phänomen ist bekannt, denn überall wird getratscht ! Fakt aber ist auch, dass dabei häufig Persönlichkeitsrechte empfindlich missachtet oder sogar verletzt werden.
Klatsch & Tratsch als Mobbing-Vorstufe.
“Da hat mir der Kollege erzählt, die XY hätte mit dem Chef schon länger ein Knüddelchen, stell dir vor ! “ Oder : “ Die setzt ihre Reize ganz gezielt ein. Soll ja befördert werden.“ Oder : “ Der ist doch stockschwul, anders ist dessen Reaktion nicht erklärbar.” Oder : Der XY aus der 3.Etage benimmt sich immer so merkwürdig. Der hat was zu verbergen !“ Oder : “ Hast du den neusten Instagramm -Eintrag von XY gesehen? Der oder die hat das ja durchaus nötig sich so zu inszenieren. Klar, nur extrem bearbeitete Bilder.“ Wenn Hemmungen gefallen sind, Intrigen gesponnen werden, ist schädigendes Mobbing nicht weit.
Der stille Post-Effekt !
Gerade in unseren Fake-News -Zeiten ist bekannt, daß die meisten Gerüchte unwahr sind. Davon lebt eine ganze Branche, nämlich die bunten Boulevardblätter bzw. Yellow-Press. Aber etwas unter dem Siegel der Verschwiegenheit mitgeteilt zu bekommen, kann auch den Eindruck verstärken, dass etwas dran sein könnte. Bitte nicht darauf reinfallen ! Und die tatsächliche Wahrheit herauszufinden sollte auch nicht zur Passion werden. Den Stille Post-Effekt kennt immerhin jeder : Die Wahrheit wird am Ende immer mehr verfremdet und alles basiert letztlich auf recht wackeligen Vermutungen. Übrigens : Bei Gericht gelten Gerüchte und Vermutungen als üble Nachrede, Verleumdung usw. Selbst Zeugenaussagen halten manchen gerichtlichen Überprüfungen nicht stand und sind fragwürdig.
Step 1 : Ein Stopp-Schild plazieren und Desinteresse signalisieren.
Die wenigsten tratschenden Menschen tun das um sich zu entlasten oder wirklich um Rat einzuholen. Das Motiv ist eher, jemand anderes in schlechtes Licht zu setzen und das bitte lustvoll und effektiv. Ein unbewusstes Motiv kann allerdings auch sein, sich einen Mitwisser zu schaffen. Und dieser kann dann ausgezeichnet unter Druck gesetzt und manipuliert werden.
Und genau hier setzt die Strategie des Step 1 an : ein imaginäres Stopp-Schild plazieren und Klatsch und Tratsch und damit der Intrige und Manipulation keinen Raum geben. Also möglichst uninteressiert reagieren und sich nicht in ein Gespräch verwickeln lassen. Oder sich vielleicht sogar sich in vorgetäuschter Eile in einen anderen Raum verziehen. Vielleicht die Toilette aufsuchen. Das Ganze also unterbrechen und damit unterlaufen. Desinteresse signalisieren ist hilfreich !
In jeder Firma, Pausenhof,Lehrerzimmer oder Meetingraum oder im nachbarschaftlichen oder auch familiären Umfeld, gibt es Situationen mit Menschen, die unbedingt etwas über Andere loswerden wollen. Manchmal hilft es dabei spontan das Thema zu wechseln. Besonders Begriffsstutzige müssen vielleicht direkt angesprochen werden, was das jetzt soll .Oder das Bekenntnis kann offen erfolgen, dass man nicht über andere reden will, die sich gerade fairerweise dazu nicht äussern können.
Immer hat die Situation etwas Konspiratives ! Daraus mal umgekehrt einen Schuh draus machen und schlicht dem Tratschenden zuraunen, dass man alles lieber vergesse, was er oder sie gerade losgelassen hat. Das kann sehr erfolgreich abwehren. Klar ist dabei auch, dass man dann auch nicht erpressbar ist. Sich dem Klatsch und Tratsch entziehen, ist also die effektivste Strategie. Wenn man dies nicht schafft, wird man manipulierbar ! Bitte unbedingt die Loyalität und eigene Autonomie bewahren und so möglichem Mobbing die Basis entziehen !
Step 2 : Das Gedächtnis austricksen und alles Vergessen ?
Schliesslich hat ein Mitwisser wirklich keine tolle Rolle. Grundsätzliche Frage ist doch, was nützt es dem Anderen und wozu ? Wozu benötigt er diese konspirative Situation? Wertet er sich damit auf? Grundsätzlich gilt nun so schnell wie möglich das Gespräch zu beenden. Und dann das Gehörte zu löschen oder eben das Kurzzeitgedächtnis auszutricksen. Das geht übrigens hervorragend durch Interferenzen, also Überlagerungen. Dazu beschäftigt man sich konzentriert mit ganz anderen Dingen und grübelt nicht lange hinterher. Das Gehörte wird so mit neuen Aspekten und damit Eindrücken überlagert. Also keine langen Grübelzeiten! Das ist es nicht wert.
Step 3 : Reden ist Silber, aber Schweigen ist hier vorallem Gold !
Jeder kennt manchmal den inneren Druck etwas loszuwerden. Meist muß der Partner oder die beste Freundin dran glauben. Aber so schwer es fällt, man sollte lieber die Decke des Schweigens über Klatsch und Tratsch und damit Intrigen drüberlegen. Doch Hand aufs Herz, natürlich gönnt man manchem Zeitgenossen auch schon mal etwas weniger Nettes. Insofern sind wir alle gefährdet auf Klatsch und Tratsch zu reagieren und schadenfroh zu reagieren.
Manchmal hilft auch der Trick des Aufschreibens, so wie man es früher im altmodischen und wieder recht aktuellen Tagebuch gemacht hat. Also die konspirative Situation für sich nochmals in Worte fassen. Denn interessanterweise verliert einmal Aufgeschriebenes manchmal seine befürchtete Magie und die Ratio kann sich wieder einschalten. Diesen methodischen Ansatz der schreibenden Verarbeitung und Therapie nutze ich auch sehr gerne in bestimmten therapeutischen Situationen und Coachings.
Step 4 : Unterscheiden zwischen Gerüchten und anvertrauten Geheimnissen.
Wenn unser bester Freund ein persönliches Thema oder auch Geheimnis erzählt, sagt das immerhin etwas über ihn, aber auch etwas über das Vertrauen aus, daß unserer Person entgegengebracht wird. Und dann gibt es noch die erotische bis schlüpfrige Variante über derlei Anregend -Erregendes gerne zu plaudern. Aber das ist wieder ein anderes (Blog) Thema. Auch gibt es wirklich intime Geheimnisse in Richtung sexueller Vorlieben, die fairerweise nur in kleinstem Rahmen bekannt sein sollten. Es sei denn es handelt sich um Gewalt, Missbrauch, sexuelle Belästigung oder Pädophilie. Derartige Themen sind am besten nicht alleine zu bewältigen. Besser ist es immer, sich professionellen Rat einzuholen.Und dem Betroffenen genau dies bei passender Gelegenheit herüberzureichen.
Step 5 : Bauchgefühl plus Ratio!
Also bitte das Ganze mit Bauchgefühl und Ratio angehen. Frage ist doch : Will da jemand unangebrachte Intimität ? Zieht mich da jemand auf seine Seite ? Also ganz klar und direkt signalisieren, dass man das Ganze durchschaut und das Gespräch einfach und durchaus mal unhöflich abbrechen und natürlich Raum und Situation verlassen. Und den Kontakt möglichst lange unterbinden oder sogar besser meiden. Letzteres kommt dann irgendwann beim Betreffenden an und verhindert weitere hartnäckige Versuche Gerüchte in die Welt zu setzen und dem Mobbing weiteren Raum zu schaffen. Schliesslich geht es darum Gemeinsames zu schaffen und zu erhalten und nicht darum, es zu zerstören !