Kindermachen und Schwangerwerden: Das Wunschbaby durch künstliche Befruchtung und das „Social Freezing“

Kindermachen und Schwangerwerden: Das Wunschbaby durch künstliche Befruchtung und das „Social Freezing“

Social Freezing und Wunschbaby

Ein Wunschbaby durch Social Freezing und künstliche Befruchtung, ermöglicht alleinstehenden Frauen und Paaren das Kindermachen und Eltern- Sein auf Abruf. Künstliche Befruchtung gehört mittlerweile zum medizintechnischen Alltag. Die Möglichkeiten der Reproduktionsmedizin ebnen für viele Paare den Weg zur individuellen Glückssuche und damit zum eigenen Kind, zu ihrem Wunschbaby.

Social Freezing und Wunschbaby

Leistungs- und Erwartungsdruck für potentielle Eltern

Die andere Seite dieser Entwicklung zeigt den häufig auch gnadenlosen Leistungs- und Erwartungsdruck von  Männer beim Thema: Kindermachen  auf den Punkt. Frauen stressen sich ungemein mit ihrem innigen Wunsch endlich schwanger zu werden. Das kann durchaus zu einer hochemotionalen Krise der Paare führen.

Social Freezing und Wunschbaby als Erfüllung des „Glücksklischees“

Sehnsuchtsgetriebene zukünftige potentielle Mütter und Väter versuchen daher alles was machbar ist. Das schönste Klischee überhaupt sucht eben immer Bestätigung: da sind zwei Menschen, die sich lieb haben, die auch das gemeinsame Baby wollen. Am besten sofort! Der kleine Mensch gilt immerhin als der lebende Beweis aller wunderbaren Gefühle füreinander und erfüllt das Glücksklischee schlechthin. 

Wunschbaby

Alle haben ein Baby, warum ich nicht ?

Das Frau- Sein fühlt sich im Normalfall so rund an, wie es der Bauch wird. Es gehört irgendwie für die meisten Frauen dazu. Dafür nehmen Frauen auch vieles in Kauf. Auch die manchmal langwierigen Phasen der künstlichen Befruchtung. Aber leider stellt sich das erwartete Glück und das Wunschbaby manchmal trotz Social Freezing nicht immer prompt ein. Und das kann heftige Frustration, Verzweiflung und Zorn auslösen. Das Nicht- Schwangerwerden kann sich ähnlich anfühlen wie abgehängt zu sein. Schliesslich kann man dann auch im näheren Freundeskreis- mit immer mehr jungen Eltern – nicht mitreden. Genau das schmerzt aber auch und nagt schlimmstenfalls  am Selbstwertgefühl !

Freiwilliger Verzicht auf ein Baby?

Natürlich gibt es auch jene Paare, die freiwillig auf ein Baby verzichten. Das ist aber nicht die Regel.
Und es mag auch Paare oder Frauen geben, die gar nicht so genau wissen, warum es sie jetzt nach einem Kind drängt. Vielleicht weil alle Freunde auch schon Eltern sind? Oder weil man es von sich selbst erwartet? Und die Familie deswegen  nervt.

Das Wunschbaby auf Abruf : das Social Freezing

Das Einfrieren von Eizellen, das Social Freezing, gehört mittlerweile zum gesamtgesellschaftlichen Alltag. Ein „Kind machen“ und Schwangerwerden kann nun auch zunehmend vom körperlichen Akt losgelöst und vor allem unabhängig von einem realen Partner erlebt werden. Dafür gibt es schliesslich anonyme Samenbanken. Dank Spendersamen-Banken und eingefrorener, eigener Eizellen und Social Freezing, können Frauen- auch ohne Partner(in) – Mutter werden. Gerade alleinstehende Frauen können nun ihre eigenen, unbefruchteten Eizellen – und zwar ohne begründete medizinische Motive – für das spätere, optionale Kind einfrieren lassen. Immer älter werdende Mütter bzw. Eltern – jenseits der Vierzig – spekulieren durch künstliche Befruchtung auf das eigene Wunschbaby. Es ist ihr Baby auf Abruf! Mit allen Risiken inbegriffen!

Social Freezing und die Freiheit der späteren Entscheidung

Das Social Freezing  bietet die Freiheit der späteren Entscheidung zur Mutter- oder Elternrolle. Das Wunschbaby – als Krönung der weiblichen, beruflichen und privaten Planung und zum optimalen Zeitpunkt – klingt für viele Frauen einfach perfekt!
Aber auch das Perfekte hat eine Kehrseite. Als mögliche Folge wird sich langfristig eine neue und besondere Form weiblicher Selbstbestimmung entwickeln. Und das wird wiederum auf soziale und geschlechtsspezifische Rollenbilder, aber auch auf Beziehungen und Familiensysteme großen Einfluß haben. Das traditionelle Familienbild löst sich immer mehr zugunsten neuer Formen von Familie und Partnerschaft auf.

Beziehungskrisen durch künstliche Befruchtung

Paare, die sich schon länger vergeblich ein Kind wünschen und eine künstliche Befruchtung in einer Kinderwunschklinik, mit etlichen emotionalen Frustrationsphasen durchlaufen, klagen in der Paartherapie über ihre Beziehungskrise. Und natürlich ist es auch für den Partner eine Belastung ständig auf den Punkt bereit zu sein. Nach einigen Kinderwunschklinik – Runden und häufigen Anläufen künstlicher Befruchtung, kann es in Beziehungen ziemlich knirschen. Beziehungskrisen sind leider nicht selten.

Frauen in emotionaler Krise durch die Hormonstimulation

Durchaus krisenhaft können betroffene Frauen auch auf die im Vorfeld einer künstlichen Befruchtung notwendige Hormonstimulation reagieren. Männer ziehen sich dann oft zurück. Vor allem nach etlichen vergeblichen Anläufen. Natürlich passt das alles nicht so recht ins erwartete Glücksklischee. Aber künstliche Befruchtung und die hierfür notwendige Hormonstimulation gehen eben nicht spurlos an frau und Beziehungsklima vorüber.

Kinderwunsch bis zur Obsession

Dieser ganze Prozess kann ein Paar auch entfremden und Beziehungskrisen auslösen. Denn immerhin wird sehr viel Beziehungs- Lebens- und Liebeszeit bei Untersuchungs- oder Kontrollterminen verbracht. Alles dreht sich um das Baby und wenig um die Beziehung!
Je mehr Versuche, desto dringender wird häufig der Kinderwunsch bei der Partnerin, manchmal bis hin zur Obsession, was dann auch den Partner sehr unter Druck setzt. In einer begleitenden Paartherapie sollten Paare sich austauschen lernen. Gemeinsames Verarbeiten stärkt die Beziehung.

Kurz mal zur Insemination und danach zum Meeting?

Die Samenübertragung, Insemination im Fachausdruck genannt,  gilt als die am häufigsten angewandte Methode der künstlichen Befruchtung mit unterschiedlichsten Vorgehensweisen. Sie ist vergleichbar mit einer gynäkologischen Untersuchung und zumindest schmerzfrei. Natürlich kann das ganze Drumherum einer künstlichen Befruchtung bzw. der Insemination, recht befremdlich empfunden werden. Denn mal so zwischendurch „Mutter werden “ und dann zum nächsten Meeting eilen, mutet schon etwas irreal an. Aber so ähnlich kann es durchaus ablaufen!

Was passiert im Vorfeld der Samenübertragung (Insemination)

Zeigt die Ultraschalluntersuchung eine weibliche Eizelle bzw. Follikel mit einem Durchmesser von 17 bis 20 Millimeter, kann im Prinzip der natürliche Eisprung abgewartet oder aber durch Hormongabe ausgelöst werden.
Erst dann erfolgt die Samenübertragung, also die Insemination, vorausgesetzt der vom Partner gespendete Samen ist beweglich genug und qualitativ und quantitaiv ausreichend.

Depressive Reaktionen 

Weil alles ziemlich technisch und völlig vom intimen Zusammensein abgekoppelt erlebt wird, können Paare die Phasen der Samenübertragungen im Prinzip nur gut überstehen, wenn sie auf sich selbst und auf sich als Paar gut achten. Landet hier ein Partner oder ein Paar trotzdem in der Vorwurfs-und Anklageschleife , kann das nicht nur zu Beziehungskrisen, sondern auch zu depressiven Reaktionen führen.

Therapeutische Empfehlung

Ich halte es daher grundsätzlich für empfehlenswert, wenn der Partner bei der Insemination dabei ist. Gerade dann, wenn es nicht sofort geklappt hat! Was es sowieso in den seltesten Fällen sofort tut. Meist sind mehrere geduldige Versuche notwendig.
Insofern sind die möglichst anwesenden, potentiellen Väter vermutlich an der Realität vorbeigedacht. Real bleibt alles meist an der Frau hängen. Männlicherseits wird gerne auf ein positives Ergebnis geschaut. Genau das aber bietet dann aktuelles und auch zukünftiges Konfliktpotential.

Durch die  Hormon-Stimulation entsteht auch das Risiko zu mehr Zwillingsgeburten

Durch die hormonelle Stimulation können mehr als drei Eizellen in der Frau heranreifen.
Dadurch ist das Risiko einer unerwünschten Mehrlingsschwangerschaft ziemlich erhöht. Es werden immer mehr Zwillingsgeburten verzeichnet. Das eigene, statt das fremde Kind, rückt verständlicherweise eher in den Fokus von Paaren mit Kinderwunsch. Folge ist, dass bereits die Adoptionen zurückgehen.

Künstliche Befruchtung als lukratives Geschäftsmodell.

Inzwischen gibt es auch kritische Stimmen zum Thema künstlicher Befruchtung. Deutsche Experten fordern neue gesetzliche Regelungen. So plädieren sie dafür, Frauen nach einer Hormonbehandlung mehr Eizellen zu entnehmen und zu befruchten, als tatsächlich in einem Zyklus eingesetzt werden sollen. Die restlichen befruchteten Eizellen sollten optional eingefroren werden.
Dieses Einfrieren von befruchteten Eizellen und damit “auf Halde legen“, ist laut dem deutschen Embryonenschutzgesetz verboten. 
Würde hier eine gesetzliche Änderung erreicht, ginge es mit Sicherheit an das eigene Portemonnaie von Frauen bzw. Paaren, da das social freezing wohl kaum eine Kassenleistung würde. Die Reproduktionsmedizin kann – je nach Methode – recht teuer und ein lukratives Geschäftsmodell sein. Sich das eigene Kind „leisten“ zu können, ist somit nach wie vor eher für wirschaftlich gut aufgestellte Paare bzw. Frauen möglich.

Die In-vitro-Fertilisation (IVF) oder die „Befruchtung im Reagenzglas“

Sind die Kassenleistungen weitgehend durch die Insemination ausgeschöpft, bietet sich mit der In-vitro-Fertilisation (IVF) eine aufwendigere künstliche Befruchtungsstufe an. Diese findet ausserhalb des Mutterleibes statt. Es ist eine „Befruchtung im Glas“. Vor allem diese IVF-Methode kann den Kinderwunsch ziemlich teuer werden lassen. Fallweise bis zum Gegenwert eines Mittelklassewagens.

Die Präimplantationsdiagnostik: PID

Ob ein durch In-vitro-Fertilisation erzeugter Embryo allerdings auch in die Gebärmutter -immer geschieht dies unter Narkose- eingepflanzt werden kann, erfordert zusätzlich noch spezifische und teure Untersuchungen.
Es geht hier um die Präimplantationsdiagnostik: PID (Wikipedia). Und ab da dreht sich die Kostenspirale für Paare mit Kinderwunsch immer schneller.

Einige Daten zur Veranschaulichung des Themas der künstlichen Befruchtung

Waren es 2011 noch 53.000 Paare, die sich für eine künstliche Befruchtung entschieden, stieg ihre Zahl innerhalb von vier Jahren auf 65.000. (www.spiegelonline.de vom 15.12.2017 ).
Mehr als 100.000 Behandlungen wurden alleine 2016 durchgeführt. 2015 wurden schon 20.000 Kinder nach künstlicher Befruchtung geboren, während es 2011 noch 7000 waren. ( gleiche Quelle s.o. : Ein Zitat aus dem Deutschen IVF-Register auf dem Kongress des Dachverbands Reproduktionsbiologie und -medizin (DVR) in München ).

Künstliche Befruchtung als Menschenoptimierung in den USA?

Paare in den USA, vornehmlich in Minnesota oder Kalifornien und einigen anderen amerikanischen Bundesstaaten, können sich ihr Baby im Labor designen und vor allem von einer Leihmutter austragen lassen. www.welt.de 2.1.2016: „Ein Designerbaby nach Bauplan für 140.000 Dollar“. Diese Art von „Menschenoptimierung“ ist ein Milliarden-Geschäft.

Der Schutz von ungeborenem Leben: Das deutsche Embryonenschutzgesetz

Deutschland, mit seinem stringenten Embryonenschutzgesetz, verbietet sowohl Eispenden als auch die Leihmutterschaft. Bei unseren europäischen Nachbarn wie Spanien, die Niederlande und Belgien, auch in Griechenland und in Großbritannien, ist die Leihmutterschaft grundsätzlich erlaubt. Dabei gibt es natürlich etliche rechtliche Fallstricke.

Ich möchte nun am Schluß des Blogs mit Respekt festhalten, dass ich Paaren oder auch Frauen, welche die ganzen Prozeduren des Kindermachens und die seelischen und körperlichen Belastungen der künstlichen Befruchtung irgendwie glücklich überstanden haben, absolut gratuliere. Nicht nur zum Baby!

Und letztlich bleibt es doch nach wie vor ein Wunder, wenn ein kleiner Mensch geboren wird. Ob nun auf natürlichem oder künstlichem Wege gezeugt.

 

 

 

 

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