Depression im Alter: die Depression der späten Jahre

Depression im Alter: die Depression der späten Jahre

Alles was bisher existentiell wichtig war, kann nun total an Bedeutung verlieren.

Depression im Alter ist in meiner Praxis ein großes Thema. Ich begegne häufig sehr traurigen und einsamen älteren Menschen. Die erwachsenen Kinder riefen mich in einigen Fällen hilfesuchend an, weil sie sich um die alte Mutter oder ihren Vater Sorgen machten. Oftmals handelte es sich hier um sehr alte Menschen. Die sich sorgenden Kinder vereinbarten nun erst mal einen Telefonkontakt und ich konnte dann Gespräche mit den Elternteilen oder auch den alten Eltern- Paaren nachfolgend in der Praxis führen. Tatsächlich war es meistens so, dass fast alle unter einer Depression im Alter litten. Ältere Menschen verändern sich unter einer Altersdepression sehr. Alles was bisher existentiell wichtig war, kann nun total an Bedeutung verlieren.

Die großen Verluste der späten Jahre: Tod, Verlassen werden, Trennung.

Wenn der Tod oder auch das späte Verlassenwerden oder eine Trennung vom älteren Partner eine Riesenlücke hinterlässt, zudem finanzielle Engpässe entstehen, können weder Kinder, Enkel noch Freunde diese Lücke füllen. Die großen Verluste der späten Jahre fangen bereits beim älteren Menschen selbst an. Die geistigen und körperlichen Möglichkeiten werden immer begrenzter. Manchmal muß der Partner gepflegt werden. Das schränkt den Pflegenden ein. Die Überforderung für den pflegenden Teil in der älteren Beziehung ist vorprogrammiert. Die großen Verluste der späten Jahre können auch den verantwortlichen pflegenden Partner treffen. Denn auch dieser wird älter und gebrechlicher.

Weitgehend gesunde ältere Menschen gehen natürlicherweise positiver durch ihr Leben, als es der chronisch ältere Schwerkranke tun kann. Je nach Fitness und Charakterstruktur, wird das  Alter entweder als nur einschränkend erlebt oder auch als Möglichkeit, Erfahrungen weiterzugeben und sich am eigenen Leben und dem anderer Menschen noch zu freuen. Dann gelingt es vielleicht auch den roten Schirm der Hoffnung aufzuspannen.

Die größten Ereignisse – das sind nicht unsere lautesten, sondern unsere stillsten Stunden.

Friedrich Nietzsche

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Die großen Verluste der späten Jahre verweisen auf schwere eigene oder partnerschaftliche Erkrankungen, wurden verursacht durch Trennungen  und Scheidungen bei den Kindern, durch Unfälle und an erster Stelle durch den Verlust und Tod naher Menschen.

Das Schlimmste ist das Alleine-Sein, das nicht mehr gebraucht werden.

Ältere Menschen, die ein isoliertes Leben ohne Kinder und Enkel und Sozialkontakte leben müssen, sind sehr gefährdet, eine Depression im Alter zu bekommen. Das Schlimmste ist das Alleine-Sein, das nicht mehr gebraucht werden und sich überflüssig fühlen. In der Trauer-Verarbeitung und zur Vermeidung einer Altersdepression, sind alle nahen Menschen hilfreich. Familie, gute Freunde und Bekannte, die noch positive Erwartungen und liebevolle Gefühle zum älteren Menschen transportieren können, sind absolut  segensreich.

Eine Depression im Alter entsteht nicht unbedingt zwangsläufig.

Ältere Menschen mit guten Sozialkontakten, einigermaßen gesund, vor allem geistig beweglich und noch an der Mitwelt interessiert, bekommen seltener eine Altersdepression! Eine Depression im Alter entsteht nicht unbedingt zwangsläufig. Allerdings gibt es einen Zusammenhang von Altersalkoholismus und Altersdepression.

Der Zusammenhang von Altersalkoholismus und Altersdepression ist unbestritten.

Ältere Menschen, die unter einer Altersdepression leiden und dazu noch regelmäßig Alkohol konsumieren, können verstärkt negative Verhaltensmuster entwickeln. Alkoholabhängige ältere Menschen neigen zur weinerlichen Selbstanklage und zum Selbstmitleid. Desinteresse an anderen Menschen ist typisch. Die Körperpflege wird vernachlässigt, das Essen schmeckt nicht. Ständige Anklagen und Vorwürfe mischen sich mit Misstrauen. Betroffene ältere Menschen können sich cholerisch, rechthaberisch, launisch und streitsüchtig verhalten. Das macht den Umgang mit ihnen nicht einfach. Über den Altersalkoholismus gibt es nur wenig zuverlässige Aussagen und mehr Dunkelziffern. Der Zusammenhang von Altersalkoholismus und Depression im Alter ist jedoch unbestritten. Um mehr zu erfahren über die Wege aus der Alkoholsucht, lesen Sie meinen Blog oder unter Suchtberatung.

Therapie mit älteren Menschen, älteren Beziehungen und Familien.

Bei der Therapie mit älteren Menschen, älteren Beziehungen und Familien, wirkt sich sicherlich mein eigenes Lebensalter und meine Lebenserfahrung günstig aus.  Auch ich reflektiere und befasse mich phasenweise mit meinem eigenen Älter- Werden. Ich denke nach, wie es ist, wenn mein Partner vor mir stirbt. Das sind aber nach wie vor Tabuthemen in unserer überalterten Gesellschaft, die den Jugendwahn zelebriert.

EMDR-Traumatherapie für ältere Klienten mit Altersdepression?

Manchmal holt die EMDR-Traumatherapie depressive  ältere Menschen emotional sehr gut ab. Ein gut eingestelltes Antidepressiva kann sehr aufbauend sein.  Aber es können auch gewisse Vorbehalte gegenüber Antidpressiva bestehen. Hier kann die Medikamentation mit homöopathischen Mitteln durch einen Hausarzt bei eine Depression im Alter, neben meiner EMDR-Traumatherapie, sehr unterstützend sein. Der ältere Klient soll sich immer in guten Händen wissen!

Ältere Menschen und ihre Tablettensucht

Ältere Menschen leiden häufig unter mehreren Krankheitsbildern und leider auch unter Tablettensucht. Bislang ist bekannt, dass bis zu 30% der 75 bis 85-jährigen Menschen, hier nun bezogen auf das Bundesland NRW, mehr als acht Medikamente täglich schlucken. Die Risiken der Mehrfach-Einnahme der teilweise untereinander unverträglichen Arzneimittel sind groß. Entsprechende Wechselwirkungen können tödlich enden.

Problematische Themen der späten Jahre : Medikamentenkonsum, Demenz, Altersdepression, Altersalkoholismus und Pflegebedürftigkeit : SATT, SAUBER, SEDIERT!

Der Medikamentenkonsum älterer bis sehr alter Menschen ist in der Tat besorgniserregend. Das Abhängigkeitsrisiko z.B.von Beruhigungs- und Schlafmitteln, nimmt mit dem Alter erheblich zu. In Heimen ist es inzwischen nicht unüblich, bettlägrige ältere, oft demente Menschen, mit Psychopharmaka ruhig zu stellen. Das klassische Pflegemotto hier heisst : SATT ! SAUBER ! SEDIERT ! So werden der Pflegeaufwand und die Kosten verringerbar. Astronautenkost statt zeitaufwendigem Füttern in Personalmangelzeiten ist leider nicht unüblich. Zu schnell wird manchmal auch die Prothese und damit die Autonomie für den älteren Menschen entfernt.

Psychopharmaka kann auch segensreich sein.

Andererseits kann Psychopharmaka in manchen Fällen auch segensreich sein. Ältere Menschen die an Demenz leiden, haben manchmal auch sehr große Ängste. Diese schreien sie verzweifelt, oft über Stunden heraus. Hier tut eine Schreipause nicht nur dem betroffenen Menschen, sondern auch der unmittelbaren Umgebung gut.

Berühren statt Sedieren.

Inzwischen weiß man, dass besonders an Demenz erkrankte ältere Menschen emotionale und auch körperliche Berührung benötigen. Massagen sind für ältere Menschen daher nicht nur Wellness. Denn Berührungen sichern ältere, vor allem verwirrte Menschen und geben ihnen Stabilität. In Familien ist das Anfassen und Berühren nicht immer üblich.

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Aber manchmal ist es für die Enkel möglich, mal die Hand zu halten und sie zu streicheln und unbefangen dabei etwas der Oma oder dem Opa erzählen zu können.

Berühren stimmt grundsätzlich zufrieden.

Unser Tastsinn bleibt uns bis ins hohe Alter erhalten, während Seh-und Hörfähigkeiten deutlich abnehmen. Wir verfügen über C-taktile Genussrezeptoren, die auf Streicheln reagieren. Dann geht es uns allen meist damit gut, nicht nur einem älteren Menschen. Berühren stimmt grundsätzlich zufrieden. Und das in jedem Alter: lesen Sie hierzu auch meinen Blog zum Thema Berühren/ Kuscheln.

Und manchmal ist auch das Streicheln eines echten „Therapiehundes“ oder Stofftieres oder auch Roboterhundes beruhigender als Psychopharmaka. Also muss es nicht immer die chemische Keule sein, sondern häufig reicht Zuwendung als Beruhigung.

Die Suchtvergangenheit älterer Menschen und die Depression im Alter.

Weniger körperliche, aber seelisch kranke,  ältere Menschen, sind dies manchmal aufgrund ihrer Suchtvergangenheit geworden. Alkohol, Tabletten, Nikotin und andere Drogen, wurden sehr lange konsumiert.

Sucht

Hier kommen meist nun Antidepressiva als Stimmungsaufheller zum Einsatz. Auch dies kann im Einzelfall gut sein. Nämlich dann, wenn eine Altersdepression vorliegt. Altersdepression und Alkoholismus im Alter, fokussiert eher bei älteren Männern, gehören oft zusammen und können sich gegenseitig unselig verstärken.

Halten wir es wie die Japaner : Ältere Menschen sind dort eine Gesellschaft der langen Leben.

Tatsache ist, wir werden alle inzwischen älter, aber keiner will so recht alt sein, heisst es bekanntlich. In Japan dagegen spricht man von einer Gesellschaft der langen Leben. Und das sagt sehr viel über die gesellschaftliche Wertschätzung älterer Menschen in Japan aus.

Ältere Menschen mit der Teilproblematik ihrer Tablettensucht, werden immer mehr zu einem komplexen Thema unserer alternden Gesellschaft. Neue geriatrische Leitlinien in der Gesundheitspolitik sind sicherlich unumgänglich.

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